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Die Türkei steckt in der Zwiebelkrise

Die Preise für Lebensmittel sind in der Türkei erheblich gestiegen – vor allem für Zwiebeln. Politiker sind kurz vor der wichtigen Wahl am Sonntag alarmiert.

Im Juni 2017 kostete ein Kilo Zwiebeln in der Türkei im Schnitt 1,5 Lira, damals umgerechnet rund 40 Cent. Ein Jahr später müssen Türken im Schnitt 6,5 Lira bezahlen, nach dem aktuellen Wechselkurs rund 1,40 Euro. In heimischer Währung hat sich der Preis für das häufig verwendete Gemüse mehr als vervierfacht – und sorgt in der Hochphase des türkischen Wahlkampfs für Aufregung unter Politikern.

„Wir werden Maßnahmen ergreifen, um die dramatischen Preissteigerungen bei manchen Grundnahrungsmitteln einzudämmen“, versprach Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci eilig am Donnerstag. Am Sonntag finden in der Türkei wegweisende Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Gewinnt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan, wird eine Verfassungsreform aktiviert, die ihm deutlich mehr Macht verleiht. Die Opposition will das Präsidialsystem hingegen abschaffen.

In Umfragen liegt Erdogan knapp vorne. Doch die unberechenbare Entwicklung der türkischen Wirtschaft bereitet Erdogan und seiner Partei AKP Sorgen. Das Bruttoinlandsprodukt wächst zwar um 7,4 Prozent. Allerdings steigt das Leistungsbilanzdefizit an, die Währung hat seit Jahresbeginn ein Fünftel an Wert zum Dollar verloren, und die Inflation ist auf ein Rekordniveau gestiegen.

So kommt von der guten konjunkturellen Lage nicht mehr viel beim Bürger an – außer hohen Lebensmittelpreisen. Auch der Preis für Kartoffeln hat sich binnen eines Jahres vervierfacht. Alleine im Juni hat er sich in der Metropole Istanbul, in der jeder fünfte Türke lebt, verdoppelt, der für Zwiebeln sogar verdreifacht.

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Die Regierung will Gemüseimporte aus anderen Ländern erlauben, um der Teuerung entgegenzuwirken. „Wir werden die Einfuhr bestimmter Gemüsesorten aus bestimmten Ländern und in bestimmter Menge erlauben“, kündigte Zeybekci an.

Verantwortlich für die aktuell starke Inflation ist zum einen die globale Entwicklung an den Zinsmärkten. Weil die US-Notenbank ihre Leitzinsen anhebt und der Dollar stärker wird, schwächeln im Umkehrschluss viele Währungen aus Schwellenländern – inklusive der türkischen Lira. Hinzu kommt, dass internationale Investoren und türkische Sparer das Vertrauen in die Finanzpolitik der politischen Führung verlieren.

Mit Milliardenkrediten hatte Ankara in den vergangenen zwei Jahren einen beispiellosen Aufschwung finanziert, der jedoch bald ausläuft. Viele fürchten eine harte Landung der türkischen Wirtschaft und investierten lieber in andere Länder oder tauschten ihre Lira-Ersparnisse in Euro oder Dollar um. Dadurch wurde die Lira schwächer – und die Preise stiegen an.

Wie sich das auswirkt, zeigt der Zwiebelpreis. Die Opposition, die bei der Wahl am Sonntag Amtsinhaber Erdogan die Mehrheit streitig machen will, gibt sich mit den Ankündigungen von Erdogans Wirtschaftsminister nicht zufrieden. „Das ist ein großes Problem, wenn so etwas passiert“, sagte Oppositionskandidat Muharren Ince von der CHP am Donnerstag in Bezug auf die Preisexplosion bei Zwiebeln.

Die türkische Wirtschaft sei fragil, so Ince, seiner Meinung nach auch wegen der Missachtung des Rechtsstaats durch die aktuelle Regierung.

Regierungschef Binali Yildirim wiederum versucht, das Thema kleinzureden. Die Importfreigabe werde das Problem lösen, „und in wenigen Tagen wird niemand mehr darüber reden“.