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Sparkassen starten Überweisung per Google-Sprachassistent

So weit hat sich in Deutschland noch kein anderes Finanzinstitut vorgewagt: Bei einigen Sparkassen funktioniert die Überweisung komplett per Sprache.

Geld überweisen ist eigentlich ganz einfach, mehr als die Hälfte der Deutschen nutzt dafür das Online-Banking. Bei einigen Sparkassen soll es ab diesem Donnerstag noch bequemer werden: Mithilfe des Sprachassistenten von Google können Kunden Überweisungen auf Zuruf erledigen. Das bestätigte die Finanz-Informatik (FI), ein IT-Dienstleister der Sparkassen, dem Handelsblatt.

Ähnliches bieten auch schon andere Banken, doch die Sparkassen sind in Deutschland die Ersten, bei denen Kunden dabei tatsächlich keinen Finger rühren müssen. Ein paar Hürden gibt es dennoch.

Sprachsteuerung gilt als Technologie der Zukunft. Apple brachte die Assistentin „Siri“ bereits 2011 ins iPhone. Richtig Fahrt gewinnt das Thema seit Amazon seine Echo-Lautsprecher mit der Assistentin „Alexa“ verkauft und Google das Pendant Google Home mit dem „Assistant“ herausgebracht hat, der zudem auch für Smartphones verfügbar ist.

Noch lassen sich Verbraucher von ihnen am liebsten Musik vorspielen, den Wetterbericht ansagen oder Fragen des Alltags beantworten. Doch analog zu Apps für das Smartphone bieten immer mehr Unternehmen sogenannte Skills für Amazons Alexa und Actions für den Google Assistant an. Auch einige deutsche Banken haben das früh für sich entdeckt und sehen darin eine Chance für mehr Kontakt zum Kunden.

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Die Sparkassen haben ihre Google-Aktion im Februar gestartet. Zunächst konnten Nutzer damit ihren Kontostand und die neuesten Umsätze abfragen. Nach Angaben der Finanz-Informatik (FI) haben bislang 3500 Kunden die Action genutzt und darüber rund 100.000 Anfragen gestellt. Jetzt folgt der nächste Schritt: Kunden von aktuell 43 der insgesamt 385 Sparkassen – darunter die Sparkasse KölnBonn als zweitgrößtes Institut – können per Google Assistant Geld überweisen.

Zunächst müssen Sparkassenkunden die Google-Action mit ihrem Online-Banking verknüpfen. Ist das erledigt, können sie mit „Ok, Google, sprich mit Sparkasse Banking“ starten. Dann fordern sie zum Beispiel: „Überweise 20 Euro an Monika“. Damit das klappt, müssen Nutzer der Zahlungsempfängerin in den vergangenen 96 Tagen schon mal Geld überwiesen haben und sie muss ein deutsches Konto (IBAN mit Kürzel DE) haben.

Ursprünglich wollte FI Überweisungen an alle Kontakte zulassen, zu denen Nutzer Überweisungsvorlagen angelegt haben. Der Plan wurde jedoch verworfen, weil solche Vorlagen ohne TAN-Eingabe angelegt werden können. Für die Überweisungen selbst ist wiederum keine TAN-Eingabe nötig, dafür sind sie auf 30 Euro beschränkt.

Letztlich geht Sicherheit eben doch über Bequemlichkeit. Das gilt auch für die Daten, die über den Google Assistant eingegeben werden. Die Identifizierung des Zahlungsempfängers läuft ausschließlich über den Namen. Wer zuletzt an mehrere Monikas Geld überwiesen hat, wird etwa gefragt: „Meinst du Monika Meier oder Monika Schulze?“. Der Name der Bank oder die Kontonummer werden nicht abgefragt.

Carsten Wendt, Bereichsleiter Anwendungsentwicklung bei der FI, erklärt: „Das Ziel dabei ist, möglichst wenige tatsächliche Kontoinformationen über den Google Assistant zu übertragen.“ So entstünden „möglichst wenige digitale Spuren bei Google“, aber auch etwaige Mithörer bekämen keine verwertbaren Informationen.

In punkto Datenschutz gelten Sprachassistenten nicht als unproblematisch. Alle Befehle, die Kunden dem Google Assistant geben und alles, was dieser ansagt, wird von Google in einem Aktivitätsverlauf protokolliert. Nutzer können diesen Verlauf zwar löschen.

Doch Daten- und Verbraucherschützer hegen gegenüber Sprachassistenten grundsätzliche Bedenken. Oft sei nicht ausreichend nachvollziehbar wie, in welchem Umfang und für welche Zwecke die erfassten Informationen verarbeitet werden. Insbesondere Daten wie der Kontostand und die Kontoumsätze sind sensibel, weil daraus Rückschlüsse auf die Bonität und die Zahlungsbereitschaft gezogen werden könnten.

Letztlich müsse jeder Kunde selbst entscheiden, ob und welche Funktionen er über einen Sprachassistenten nutzen möchte, heißt es auch bei den Sparkassen. Neu ist ab sofort auch eine Abfrage der Depotaufstellung, der Daueraufträge sowie der Terminüberweisungen. Auch Telefongespräche zur Sparkasse oder zur zentralen Verluststelle für Karten kann der Assistant vermitteln. Kunden, die Action aktuell schon nutzen, müssen sie laut FI zunächst erneut mit dem Konto verknüpfen, um die neue Funktionen nutzen zu können.

Andere Geldhäuser haben sich noch nicht so weit vorgewagt. Bei der Comdirect können Kunden seit Juli immerhin Überweisungen per Google Assistant vorbereiten. Diese landen dann als Entwürfe in der Banking-App und müssen dort auf gewohnte Weise freigegeben werden. Ähnliches bieten auch die Smartphone-Bank N26 und die Deutsche Bank mit Apples Siri an.

Für Amazons Alexa gibt es solche Anwendungen noch nicht. Zwar haben einige Banken wie die Comdirect, Consorsbank und die Volks- und Raiffeisenbanken bereits Alexa Skills, über die Kunden Aktienkurse abfragen und allgemeine Fragen zur Filiale und zu Finanzbegriffen stellen können.

Doch für Kontostandsabfragen und ähnliches hat Amazon seine Sprachassistentin gesperrt. Ob und wann sich das ändert, ist weiter unklar. „Wir sind immer noch in Kontakt mit Amazon, es gibt hier aber keinen neuen Stand“, sagt Carsten Wendt. Die Anwendung der Sparkassen sei jedoch „so aufgebaut, dass wir, falls Amazon eine Freigabe erteilt, die gleichen Funktionen dann zeitnah bereitstellen könnten“.