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Sparkassen-Bundesobmann rechnet mit Zuschreibungen bei Wertpapier-Eigenanlagen in 2023

(Bloomberg) -- Bei den Sparkassen dürfte es dieses Jahr Zuschreibungen bei den Wertpapier-Eigenanlagen geben, nachdem diese zuletzt für Abschreibungen in Milliardenhöhe gesorgt hatten. Das sagte Walter Strohmaier, Bundesobmann und Vizepräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), im Interview mit Bloomberg. Er verriet auch, dass er bei den Einlagen leichte Rückgänge sieht, die Zahlen der NordLB für passabel hält und vorerst nicht mit einem Sparkassen-Zentralinstitut rechnet.

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“Ich gehe davon aus, dass die Sparkassen in diesem Jahr in der Summe Zuschreibungen bei ihren Wertpapier-Eigenanlagen sehen werden”, erklärte Strohmaier, der gleichzeitig auch Chef der Sparkasse Niederbayern-Mitte ist. Bei seinem eigenen Institut würden sich diese beispielsweise nach dem ersten Halbjahr auf etwa 2,5 Millionen Euro belaufen, verglichen mit Abschreibungen von rund 10 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Dieser Wert könne sich im Jahresverlauf noch ändern.

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Das deckt sich mit Aussagen von Stefan Reuß, Präsident der Sparkassen in Hessen und Thüringen. Er hatte Mitte Juni gegenüber Bloomberg gesagt, dass das Prognosesystem für seine Sparkassen den Schluss nahelege, dass es in 2023 Zuschreibungen geben dürfte. Nach damaligem Stand handelte es sich dabei um eine Größenordnung von 160 Millionen Euro, nachdem 2022 noch Abschreibungen von 1,3 Milliarden Euro angefallen waren.

Deutschlandweit hatten die Sparkassen vergangenes Jahr rund 7,9 Milliarden Euro an Abschreibungen auf Wertpapier-Eigenanlagen vorgenommen. Diese bestehen zu einem Großteil aus festverzinslichen Papieren, die wegen der schnellen Zinswende stark an Wert verloren. Fitch Ratings hatte noch im April des laufenden Jahres gewarnt, dass sich die Belastungen aus Wertpapierabschreibungen über Quartale fortsetzen könnten.

Die Genossenschaftsbanken, die 2022 ähnliche hohe Abschreibungen wie die Sparkassen hatten, wollten sich zuletzt noch nicht in die Karten schauen lassen. Zwar rechnen sie mit ersten Wertaufholungen in diesem Jahr. Ob das aber auch zu Zuschreibungen führen werde, ließen sie offen.

Immobilien-Abschwung

Dass sich wegen fallender Immobilienpreise bald ein anderer Problembereich bei den Eigenanlagen auftun könnte, glaubt Strohmaier nicht. “Die Sparkassen sind meist nur in ihrem Marktgebiet aktiv. Dort kennen sie die Risiken und haben grundsolide Bewertungen angelegt”, sagte er. Viele Sparkassen hatten in den Zeiten niedriger Zinsen verstärkt in Immobilien investiert.

Grundsätzlich sieht er derzeit Wertkorrekturen bei Ein- und Zweifamilienhäuser und auch bei Eigentumswohnungen. Er geht aber nicht davon aus, dass die Preise für Wohnimmobilien insgesamt langfristig deutlich fallen werden, da “die Mieten relativ konstant hoch bleiben und der Immobilienwunsch grundsätzlich ungebrochen vorhanden ist”. Bei neu gebauten Eigentumswohnungen würden die Preise schon jetzt nicht mehr weiter fallen.

Auch bei der Nachfrage nach privaten Immobilienkrediten sieht Strohmaier Bodenbildung, nachdem sie im ersten Halbjahr mit den steigenden Zinsen teils um die Hälfte eingebrochen sei. “Hier haben wir jetzt ein Niveau erreicht, bei dem ich nicht mehr von weiteren Rückgängen ausgehe”, sagte er.

Das liege auch am veränderten Verhalten der Kunden. “Die Leute sparen etwas länger, bevor sie sich Wohneigentum bauen. Sie bringen also mehr Eigenkapital mit. Zudem wird kleiner gebaut, und nicht mehr so schnell. All das hilft, die Kosten im Griff zu behalten”, so Strohmaier.

Nachdem Einlagenbestände bei Pleiten von US-Regionalbanken eine Rolle gespielt haben, zeigte sich Strohmaier bei diesem Thema gelassen. “Die Sparkassen verlieren aktuell Einlagen in der Größenordnung von zwei bis fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Einbruch ist das sicher nicht”, sagte er. Einen solchen sehe er auch auf absehbare Zeit nicht. Viele Privatbanken locken mit hohen Zinsen, während sich Sparkassen zurückhalten. Das befeuert Spekulationen, dass Gelder abfließen könnten.

“Natürlich zahlen auch die Sparkassen inzwischen wieder Zinsen. Das mag bei der einen oder anderen Sparkasse mit einem gewissen Zeitverzug geschehen sein”, erklärte Strohmaier. Das liege zum einen an der langen Zinsbindung von vergebenen Krediten aus der Vergangenheit. “Und zugegebenermaßen haben wir es vielleicht auch ein bisschen verlernt, wieder um die Einlagen der Kunden zu wetteifern. Einige der jüngeren Mitarbeiter wussten bis vor kurzem gar nicht, dass es überhaupt Zinsen auf Einlagen gibt”, sagte er.

Unruhe um NordLB

Mit Blick auf den Sparkassensektor sagte Strohmaier, dass er zwar Fan eines Sparkassen-Zentralinstituts sei, aber auch erkenne, dass es dafür derzeit keine Mehrheiten gebe. Solch ein Institut könnte bei der Fusion von Landesbanken entstehen und wurde vom scheidenden DSGV-Präsidenten Helmut Schleweis gefordert.

Unter den Landesbanken hatte zuletzt vor allem die NordLB für Unruhe gesorgt, weil sie nach ihrer milliardenschweren Rettung wieder wachsen will, wogegen sich einige Vertreter der Sparkassen sträuben. Strohmaier will nach eigenen Worten vermeiden, dass die Sparkassen mit ihren direkten und indirekten Beteiligungen an der NordLB überfordert werden.

“Das heißt, die NordLB sollte beim Geschäft grundsätzlich im Rahmen dessen bleiben, was 2019 im Stützungsvertrag nach harten Verhandlungen vereinbart wurde”, sagte er. “Bisher hat die NordLB nach meinem Kenntnisstand diese Grenzen nicht überschritten. Und man kann auch feststellen, dass sie aktuell ein passables Quartalsergebnis abgeliefert hat.“

Zugleich forderte er Niedersachsen, den Mehrheitseigentümer der NordLB, auf, die eigenen Pläne für die Landesbank offenzulegen. Zuletzt hatte das Land, das den Wachstumskurs der NordLB unterstützt, Andeutungen gemacht, den Sparkassen ihre Anteile an der Bank abkaufen zu wollen. Konkrete Ansagen gab es aber nicht. “Es ist grundsätzlich legitim, dass einzelne Eigentümer unterschiedliche Interessen haben. Diese gilt es intern zu erörtern und dann gegenseitig abzuwägen”, sagte Strohmaier.

Beschäftigt sind die Sparkassen zudem mit neuen Arbeitswelten nach der Pandemie. Strohmaier erwartet, dass Homeoffice auf Dauer bleibt. “Auch die Sparkassen müssen solche Angebote im Kampf um junge Mitarbeiter machen. Viele wollen einen Mix aus Büro und Homeoffice”, sagte Strohmaier. Das heiße aber auch, dass die Sparkassen anderswo “alte Zöpfe abschneiden” müssten. Dazu gehörten auch Filialschließungen.

(Neu: Einordnung zur NordLB im vorletzten Absatz)

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