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Skiurlaub im Winter? Experten warnen, dass dies immer seltener möglich und viel teurer wird - und setzen auf Spezial-Technik

Ist Skifahren bald nur noch was für Reiche oder Nostalgiker, wie hier beim Oberwiesenthaler Nostalgie Skirennen im Erzgebirge? Der warme Winter macht vielen Skigebieten das Geschäft schwer. - Copyright: picture alliance/Matthias Rietschel
Ist Skifahren bald nur noch was für Reiche oder Nostalgiker, wie hier beim Oberwiesenthaler Nostalgie Skirennen im Erzgebirge? Der warme Winter macht vielen Skigebieten das Geschäft schwer. - Copyright: picture alliance/Matthias Rietschel

Bei einigen Weihnachtsurlaubern lagen die Skier, Schuhe und Helm schon gepackt im Auto und fanden letztendlich doch keine Verwendung. Denn egal, ob im Bayerischen Wald oder Allgäu, richtig winterlich war es seit Beginn der Skisaison im Dezember nicht. Unter Regen und Plusgraden ist der Schnee schnell wieder geschmolzen. Das macht den Seilbahnbetreibern zu schaffen. Schon wegen der teuren Energiepreise rechneten sie mit einem harten Wintergeschäft.

Wie ist die Situation?

Am Hohenbogen im Bayerischen Wald gibt es beispielsweise bis auf Weiteres keinen Skibetrieb, andere wie Gebiete am Großen Arber verschoben den Saisonbeginn ins neue Jahr. Die Lifte bringen aktuell Wanderer auf den Berg. In der Schweiz haben die ersten Skigebiete bereits angekündigt, den Skibetrieb bis auf Weiteres einzustellen. Am Brauneck bei Lenggries sind nur drei von 15 Liften in Betrieb. Die Branche muss also gerade herbe Verluste hinnehmen.

Weihnachtsgeschäft bringt über 20 Prozent des Jahresumsatzes

Marius Mayer ist Professor an der Hochschule München an der Fakultät für Tourismus. Er sagt, dass einige Skigebiete bereits Einnahmeausfälle haben: „Die ausgebliebenen Skifahrer sind nicht vollständig durch Ausflügler kompensierbar.“ Die Weihnachtsferien machten bei vielen Gebieten mehr als zwanzig Prozent des Jahresumsatzes aus, sagt Mayer. In einem Aufsatz schreibt er, die ökonomische Bedeutung des Tourismus in den Alpen sei regional und lokal teilweise sehr hoch. Auch Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein (DAV) geht davon aus, dass die Seilbahnen Einbußen haben, die nicht mehr einzuholen sind nach zwei bis drei Wochen ohne Schnee. Der Verein bietet bundesweit zahlreiche Wintersportkursen an, so mancher musste ersatzlos gestrichen werden, sagt Winter. Bei anderen hätte man sich mit Ortsverlegungen beholfen.

Alles nicht so schlimm, sagt hingegen Birgit Priesnitz, die Geschäftsführerin des Deutschen Seilbahn- und Schlepplifteverbandes (VDS): „Wir hatten vor Weihnachten tolle Tage, die Stimmung bei den Skifahrern war wegen des Sonnenwetters gut.“ Konkrete Zahlen zu möglichen Einnahmeausfällen könne sie noch nicht durchgeben. Auch auf Nachfrage bei einzelnen Skigebieten zu den Einnahmen aus Saisonkarten und Tagesskipässen wird Business Insider auf April vertröstet. Die VDS-Geschäftsführerin hofft indes auf den Bilderbuchwinter mit Neuschnee im Februar, wenn in vielen Bundesländern Faschings- oder Winterferien sind. Antonia Asenstorfer, im Vorstand des VDS und Geschäftsführerin der Brauneck- und Wallbergbahnen sagt, die Gäste seien auch mit dem teilweise eingeschränkten Pistenangebot zufrieden gewesen. „Dank der technischen Beschneiung konnte in vielen Wintersportgebieten dennoch ein gutes Angebot aufrechterhalten werden.“

Wintersport wird teurer

Tourismusforscher Marius Mayer gibt allerdings zu bedenken: „In manchen Skigebieten hat es selbst den technisch erzeugten Schnee weggeschwemmt, da die Temperaturabweichungen so groß waren und viel Regen fiel.“ Gewinner seien die höher gelegenen Skigebiete: Wer trotzdem fahren will, bucht den Skiurlaub in Regionen ab 1500 Meter Höhe. Dort wird es voller und teurer.

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Der Deutsche Alpenverein stellte 2013 eine Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels vor. Demnach ist davon auszugehen, dass selbst bei einem weiteren Ausbau der Beschneiung in rund 20 Jahren nur noch 50 bis 70 Prozent der Skigebiete in den bayerischen Alpen schneesicher sein werden. Auf lange Sicht könnte diese Quote bis unter fünf Prozent absinken. Bei einer Temperaturerhöhung von zwei Grad wären aber selbst mit Beschneiung nur noch sieben Skigebiete komplett schneesicher und ohne Kunstschnee nur noch die Skigebiete Zugspitze und Nebelhorn. Wenn es in Zukunft im Winter regelmäßig zu warm für den künstlichen Schnee ist, stehen die Skigebiete vor Problemen.

Der technische Schnee ist also entscheidend. Unter anderem die bayerische Regierung fördert den Ausbau mit Staatsgeldern. „Das ist Teil der Lösung. Wenn wir nicht beschneien, tun es die Österreicher, Tschechen und so weiter“, sagte am Dienstag der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) im Deutschlandfunk. Die deutschen Skiregionen lebten vom Wintertourismus. Laut dem VDS beschneien die Skigebiete in Bayern nur etwa ein Viertel ihrer Pisten. In Österreich wird dagegen beispielsweise auf 70 Prozent der Flächen maschinell nachgeholfen, in Italien auf etwa 90 Prozent der Pisten. Die Beschneiung kostet allerdings Energie, die Preise für Strom gingen zuletzt stark in die Höhe. Deswegen ist Kunstschnee auch eine Kostenfrage.

Wintersportgebiete suchen nach Alternativen

So wie der Schnee fehlt, mangelt es auch an Einnahmen für Liftbetreiber, Skilehrer, Hoteliers. Immer mehr Wintersportregionen stellen sich breiter auf, setzen verstärkt auf die Sommersaison und damit auf Aktivitäten wie Wandern, Klettern, Mountainbiking oder Sommerrodeln. Ob damit alle Regionen langfristig über die Runden kommen, ist unklar. Denn zum einen müssen die Alternativen auch angenommen werden von den Touristen. Außerdem ist Fakt, die wenigsten Ausflügler kaufen eine Karte für die Berg- und Talfahrt (häufig über 20 Euro) und selbst die kostet nur halb so viel wie ein Tagesskipass. Ausflügler bringen also weniger Geld in die Kassen der Liftbetreiber.

Marius Mayer von der Hochschule München rät ebenfalls für die Zukunft nicht nur auf Skifahrer zu setzen. „Auch wenn die modernen Beschneiungsanlagen so schlagkräftig sind, dass sie schon in wenigen kalten Nächten ausreichend technischen Schnee produzieren können.“ Als Beispiel nennt er den Weltcuphang am Gudiberg bei Garmisch-Partenkirchen, dort war innerhalb von drei Tagen die Piste für die Spitzensportler bereitet. Der Tourismusforscher warnt außerdem, den technisch hergestellten Schnee zu verteufeln: „Für die Umwelt könnte der Erhalt der kleineren Skigebiete in den Mittelgebirgen wie dem Sauerland auch Vorteile haben: Das Einzugsgebiet ist groß und die Urlauber aus den Niederlanden, dem Ruhrgebiet usw. haben eine deutlich kürzere Anreise im Vergleich zu den Alpen.“ Schließlich wird der höchste CO₂-Ausstoß wird nicht beim Betreiben der Lifte und Schneekanonen fällig, sondern bei der Anreise.

Tipps für Reisewillige

Was bleibt denjenigen, die gerne im Winter draußen Sport treiben, wenn der Schnee ausbleibt? Stefan Winter vom DAV rät dazu, anpassungsfähig zu sein und bei höheren Temperaturen aufs Mountainbike oder Rennrad zu steigen oder wandern zu gehen. „Selbst Klettern ist bei südlicher Exposition zuletzt möglich.“ Dabei sollte man beachten, dass der Untergrund nicht durchgefroren ist und deshalb matschig. „Wasserdichte Kleidung, Schuhe mit gutem Profil und Gamaschen sind deshalb ein Muss“, sagt Winter. Besonders vorsichtig sollten die Wanderer in den Morgenstunden sein und bei Pfützen, denn da könne sich ein glasiger Eisfilm bilden. Genauso wie bei abtauenden Pisten, die durch das Schmelzwasser zu Blankeispisten werden. Hier rät der erfahrene Sportler den Skifahrern zu vollem Kanteneinsatz und den Wanderern zu Steigeisen oder Grödeln. „Rutschpartien sind nicht zu unterschätzen, verliert man den Halt, erreicht man im Sturz Geschwindigkeiten wie im freien Fall“, sagt Winter.

Nachwuchssorgen bei Sportvereinen

„Die Fernsehbilder von Skisportevents vor grüner Kulisse sind natürlich nicht schön“, sagt Thomas Braun, der beim Deutschen Skiverband (DSV) für Sportentwicklung und Bildung zuständig ist. Der Verband befürchtet, dass bald weniger Talente zur Verfügung stehen, wenn Kindern nicht mehr „am Hügel hinterm Haus fahren lernen“. Braun sieht bereits eine Verlagerung der Wintersportsaison in den Februar und März. „Wir haben die deutsche Schülermeisterschaft auf nach Ostern verschoben.“

Alle Experten sind sich jedoch sicher: Wenn es doch noch schneit, sind auch die Hänge in den Mittelgebirgen und den Alpen wieder voll. Und: „Die fest gebuchten Skiurlaube werden trotzdem stattfinden“, sagt Tourismusforscher Marius Mayer.