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Siemens sichert sich erste Energie-Aufträge im Irak

Die Regierung und Konzernchef Joe Kaeser haben in Berlin einen Vertrag unterzeichnet. Die kriselnde Kraftwerkssparte kann die Aufträge gut gebrauchen.

Im Ringen um die Milliardenaufträge für den Wiederaufbau der Energieversorgung im kriegsgebeutelten Irak hat Siemens einen wichtigen Etappensieg errungen. Die irakische Regierung und Siemens-Chef Joe Kaeser unterzeichneten im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin eine Vereinbarung.

Darin bekennt sich die neue irakische Regierung zum „Konzept zur Elektrifizierung des neuen Irak“, das Siemens ausgearbeitet hatte. In einem ersten Schritt bekam der Münchener Technologiekonzern Aufträge über 700 Millionen Euro.

Hinter den Kulissen wurde in den vergangenen Monaten heftig um die Gunst der irakischen Regierung gerungen. Der Siemens-Konkurrent General Electric wurde dabei massiv von der US-Regierung unterstützt. Auch Bundeskanzlerin Merkel schaltete sich ein. Insgesamt geht es um Aufträge im Volumen von etwa 15 Milliarden Euro.

„Unser Anspruch ist es, eine zuverlässige und bezahlbare Stromversorgung für die Menschen im Irak sicherzustellen, und ihnen beim Wiederaufbau ihres Landes zu helfen“, sagte Siemens-Chef Kaeser. Er sprach von einem „verbindlichen Abkommen“.

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Laut Industriekreisen ist es aber nicht so, dass Siemens nun sämtliche Aufträge über 15 Milliarden Euro sicher hat. „Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.“ Es gehe um eine Vielzahl von Einzelaufträgen über viele Jahre. Dabei könnten auch Konkurrenten zum Zug kommen. Auch GE hatte im vergangenen Jahr wie Siemens eine Grundsatzvereinbarung mit der irakischen Regierung abgeschlossen.

Kaeser betonte, Siemens sei auch bereit, den Irak bei der Zusammenstellung der Finanzierung für die Projekte zu unterstützen und Arbeitsplätze und Chancen für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen. „Es liegt uns am Herzen, mit Berufsausbildungen und Trainings in die Zukunft des Landes und seiner Menschen zu investieren.“

Im Umfeld von Siemens gilt es als wichtiger Erfolg, dass sich nun auch die neue irakische Regierung um Elektrizitätsminister Luay al-Khatteeb und Premierminister Adil Abdel Mahdi zu dem Abkommen bekannte, das noch mit der Vorgänger-Regierung abgeschlossen worden war.

Vor allem die kriselnde Kraftwerkssparte von Siemens kann Aufträge gut gebrauchen. Die Nachfrage nach großen Gasturbinen ist weltweit eingebrochen. Die Division drückte daher in den vergangenen Quartalen Umsatz und Ergebnis. In Industriekreisen gilt es als möglich, dass sich Kaeser einen Partner für das Kraftwerksgeschäft suchen und auf längere Sicht auch die Mehrheit abgeben könnte.

Siemens spendet Klinik und Software

Die „Roadmap“ von Siemens, zu der sich der Irak nun bekannte, sieht den Zubau neuer Stromerzeugungsleistung, die Sanierung und Modernisierung bestehender Kraftwerke sowie den Ausbau der Netze für die Stromübertragung und -verteilung vor.

Konkret vergab die Regierung in einem ersten Schritt nun Aufträge über 700 Millionen Euro an Siemens. Das Geschäft schließe den schlüsselfertigen Bau eines Gaskraftwerks mit einer Leistung von 500 Megawatt in Zubaidiya ein. Außerdem wurden Aufträge für die Modernisierung von 40 Gasturbinen mit Kühlsystemen sowie die Installation von dreizehn 132-Kilovolt-Umspannstationen mit 34 Transformatoren erteilt.

Siemens wiederum hatte sich im Zuge der Grundsatzvereinbarung im vergangenen Jahr verpflichtet, eine Klinik mit moderner Medizintechnik zu spenden, Universitäten im Irak Software im Wert von 60 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen und mehr als 1000 Irakern eine Berufsausbildung zu ermöglichen.

Auch General Electric hatte bereits erste Aufträge bekommen. Der Konzern mit der übernommenen Alstom hat eine große installierte Basis im Irak. Laut einer früheren Mitteilung wollte GE zudem bereits 2019 zusätzliche Erzeugungskapazitäten von 1,5 Gigawatt zur Verfügung stellen.

GE betonte denn am Dienstag auch, man sei mit der irakischen Regierung in konstruktiven Diskussionen. In den vergangenen Monaten habe man bereits mehrere Aufträge für die Erneuerung und zusätzliche Stromerzeugungskapazitäten abgewickelt. Auch für die kommenden Monate seien weitere Schlüsselprojekte geplant. GE sei seit mehr als 50 Jahren im Irak aktiv und stelle 55 Prozent der installierten Basis.

Nach Informationen des Handelsblatts aus Industriekreisen dürfte sich das Volumen der Einzelaufträge für GE bis Ende des Jahres damit auf etwa 800 Millionen Dollar belaufen – und damit in etwa auf dem Niveau von Siemens liegen.

Für Siemens ist das mögliche Irak-Geschäft in jedem Fall nicht mit dem bislang größten Auftrag in der Konzerngeschichte mit Ägypten zu vergleichen, der als Vorbild für den Irak-Deal gilt. Auch dieser hatte mit einer Absichtserklärung begonnen.

Doch war der Auftrag mit einem Gesamtvolumen von acht Milliarden Euro für Gasturbinen und Windräder einfacher abzuwickeln, weil drei große Gaskraftwerke in der Wüste neu errichtet wurden. Im Irak geht es dagegen auch um unzählige Einzelprojekte zur Erneuerung und Modernisierung bestehender Infrastruktur.

Manche Kenner des Landes sind skeptisch, ob der Irak die Milliardenprojekte, die zum Wiederaufbau notwendig sind, trotz internationaler Hilfszusagen finanziell stemmen kann. Siemens erklärte: „Die Wirtschaftlichkeit dieses Plans gewährleisten Einsparungen in Milliardenhöhe infolge von geringerem Brennstoffverbrauch, sowie die Schaffung von Einnahmen für den Elektrizitätssektor.“ Man plane zudem, im Laufe der Projekte Tausende von Arbeitsplätzen zu schaffen.

Die Kraftwerkssparte ist eine der drei operativen Säulen in Kaesers neu formiertem Siemens-Konzern. Seit dem 1. April hat das Unternehmen eine neue Struktur. „Operative Unternehmen“ mit viel Eigenständigkeit sind die Digitalen Industrien, die Intelligente Infrastruktur und das Kraftwerksgeschäft.

Daneben stehen die drei „strategischen Unternehmen“, das sind die Mehrheitsbeteiligungen an Siemens Gamesa und den Healthineers sowie die Bahntechnik. Details zur neuen Struktur will Kaeser kommende Woche auf einem Kapitalmarkttag bekanntgeben.