Selenskyj fordert russischen Abzug aus südukrainischem AKW
KIEW (dpa-AFX) -Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Terrorvorwürfe gegen Moskau erneuert und den Abzug russischer Truppen aus dem Atomkraftwerk Saporischschja gefordert. "Die vollständige Räumung des Kernkraftwerks Saporischschja ist erforderlich", sagte er am Donnerstagabend in seiner täglichen Videobotschaft. Die Welt müsse den Druck auf Moskau erhöhen, um eine atomare Katastrophe zu verhindern. Radioaktivität kenne keine Neutralität, sagte er in Richtung jener Länder, die im Konflikt bisher keine Position bezogen.
Selenskyj wiederholte den Vorwurf, dass Moskau in dem von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja einen Anschlag plane, den es dann zynisch "unter dieser oder jener Katastrophe zu verbergen hofft". Er habe Vertreter der großen westlichen Industrienationen (G7) und der Industrie- und Schwellenländer (G20) sowie internationaler Organisationen über die Gefahr unterrichtet.
Konkrete Beweise für seine Anschuldigungen gegen Moskau nannte Selenskyj nicht. Stattdessen verwies er auf die Zerstörung des Kachowka-Damms. Nach dessen Beschädigung ist der Kachowka-Stausee ausgelaufen, große Teile des südukrainischen Gebiets Cherson sind überflutet. Kiew und der Westen machen Moskau dafür verantwortlich. Russland streitet ab, den Damm gesprengt zu haben.
Russische Truppen besetzten kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 befohlenen Kriegs gegen die Ukraine schnell große Teile der Südukraine, darunter auch wichtige Infrastrukturobjekte wie den Kachowka-Staudamm und das Atomkraftwerk Saporischschja. Die Lage um das Kernkraftwerk, das nahe der Front liegt und teilweise unter Beschuss stand, weckte zuletzt mehrfach Sorge vor einer Atomkatastrophe. Eine Beobachtermission der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ist vor Ort. Kiew warf Moskau bereits vor, in der Anlage Minen verlegt zu haben.