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Schweizer Online-Marktführer will die grüne Amazon-Alternative sein

Digitec Galaxus strebt auch in Deutschland unter die fünf größten Onlinehändler. Kunden will Gründer Florian Teuteberg mit klimaneutralen Produkten locken.

In diesem Jahr waren die Medien von einem Ereignis geprägt: der Corona-Pandemie. Seit Anfang des Jahres beherrscht das Thema die Nachrichten, die Klimakrise schien auf einmal weit weg. Doch der Eindruck täuscht. Bei vielen Verbrauchern ist gerade in Zeiten des Lockdowns das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz noch mal deutlich gewachsen.

Florian Teuteberg, Gründer von Digitec Galaxus, erkannte diesen Trend frühzeitig. Der Onlinehändler ist in der Schweiz Markführer noch vor Amazon. Seit Ende 2018 macht das Unternehmen auch in Deutschland unter der Marke Galaxus den Branchengrößen Konkurrenz.

Teuteberg will bei dem Angriff in Deutschland mit dem guten Gewissen punkten. Als erster Händler bietet er jedem Kunden die Möglichkeit, klimaneutral einzukaufen. Dazu wird für jedes Produkt errechnet, wie hoch die CO2-Belastung durch Produktion und Transport ist. Dies kann der Käufer dann durch eine Zusatzzahlung kompensieren.

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Das erst vor Kurzem gestartete Angebot kommt bei den Käufern an. „Rund zehn Prozent unserer Kunden nutzen schon die Möglichkeit, die Klimafolgen ihres Einkaufs zu kompensieren“, sagt Teuteberg.

Der Gründer räumt ein, dass er selbst zunächst nicht mit so einem Erfolg gerechnet hatte. Dabei zeigt eine aktuelle Studie des Capgemini Research Institute, dass 79 Prozent der Verbraucher eine verstärkte Verantwortung gegenüber sozialen und globalen Werten verspüren. Außerdem macht es 64 Prozent der Befragten glücklich, nachhaltig einzukaufen.

Dies stellt eine Veränderung zu den Konsumenten vor der Pandemie dar und wird sich voraussichtlich weiterentwickeln. Auch die Kundenbindung wird dadurch gefördert. 77 Prozent der Kunden sehen Nachhaltigkeit als Grund, einem Unternehmen treu zu bleiben.

Nachfrage bei Homeoffice und Heimwerken

Mit diesem Trend will Galaxus, das in der Schweiz umgerechnet bereits mehr als eine Milliarde Euro umsetzt, auch sein Profil in Deutschland weiter schärfen. Bereits jetzt wächst das Unternehmen hierzulande um mehr als 100 Prozent pro Jahr. In den ersten zwei Jahren hat der Onlinehändler seine Ziele auf dem deutschen Markt bereits übertroffen: Rund 200.000 Kunden konnte er für sich gewinnen, 400.000 Produkte bietet die Plattform heute.

Zurzeit besteht Galaxus Deutschland aus einem Team von etwa 50 Mitarbeitern verteilt auf die Standorte Krefeld und Hamburg. Die Coronakrise brachte noch mal eine starke Nachfrage in den Kategorien Homeoffice-Artikel, Haushalt sowie Garten und Heimwerken – alles Bereiche, auf die Galaxus den Schwerpunkt setzt.

In der Schweiz ist Galaxus bereits die erste Anlaufstelle für die meisten Onlineshopper. Dies möchte das Unternehmen in Deutschland ebenso erreichen. „Wir wollen es unter die fünf größten Onlinehändler in Deutschland schaffen“, sagt Gründer Teuteberg selbstbewusst.

Galaxus legt großen Wert auf Beratung und Information. Neben dem Preis soll eine emotionale Kundenbindung durch Sympathie und Vertrauen zum Kaufargument werden. Auffällig ist die große Onlinecommunity, in der Kunden nicht nur Rezensionen für die Produkte verfassen, sondern sich auch untereinander beraten. „Wir wollen Kunden ansprechen, die bewusst konsumieren“, so Teuteberg.

Genau diese Motivation treibt auch sein Engagement für Nachhaltigkeit. Galaxus will Aufklärung und Transparenz für den Kunden schaffen und ihn so in seiner Konsumentscheidung unterstützen. Filter und Vergleichsmöglichkeiten lenken Kunden zu klimafreundlichen Produkten.

Dass dies zuweilen auch zu Konflikten mit den Lieferanten führt, ist durchaus gewollt. „Hersteller sollen unter Druck geraten, mehr an ihrem Nachhaltigkeitskonzept zu arbeiten und somit klimaneutraler zu produzieren“, sagt er. Auch in den Produkttests von Galaxus würden die Waren durchaus kritisch betrachtet.

Mehr Transparenz für die Kunden

Galaxus ist nicht die einzige Plattform, die das Thema Nachhaltigkeit besetzt. Otto.de beispielsweise treibt das Thema seit Jahren offensiv voran und setzt auf fair gehandelte Baumwolle, Mietgeräte oder Plastikvermeidung. Ebay betont die Wiederverwertung von Artikeln und hat vor Kurzem ein B-Ware-Center eingerichtet, das alle Waren aus zweiter Hand von professionellen Verkäufern bündelt, wie Ebay-Deutschlandchef Oliver Klinck im Handelsblatt-Interview sagte.

Jetzt bringt auch Amazon sein kürzlich in den USA gestartetes Klimaschutzprogramm nach Deutschland. Hierbei geht es nicht um Kompensation für Klimafolgen. Amazon will Produkte, die mindestens eine von insgesamt 19 Nachhaltigkeitszertifizierungen tragen, offensive mit dem Label „Climat Pledge Friendly“ auszeichnen. Das soll umweltbewussten Kunden die Auswahl erleichtern.

Doch kein Konkurrent hat die Klimaneutralität bisher so konsequent durchgezogen, wie es Galaxus nun macht. Gemeinsam mit der Organisation South Pole, die bisher über 100 Klimaschutzprojekte gestartet hat, entwickelte Galaxus ein Nachhaltigkeitskonzept, das den Onlinekunden noch mehr Transparenz bieten soll. Sie haben bei Abschluss ihres Kaufs die Option, einen Betrag „on top“ zu zahlen, um das Projekt zur Kompensation des CO2-Ausstoßes zu unterstützen.

Auf Basis von verschiedenen Eigenschaften wie dem Gewicht des Produkts, dem Energieverbrauch oder dem Materialmix wird eine Klimaanalyse erstellt und der Wert des effektiven CO2-Ausstoßes errechnet. Daraus ergibt sich die zu zahlende Kompensation. Der Kunde kann anschließend selbst entscheiden, ob er den errechneten Betrag zahlen möchte.

Dem Galaxus-Chef ist wichtig, die Neutralisierung des kompletten Lebenszyklus eines Produkts vom Ursprung über die Fertigung bis hin zu den Transportwegen zum Endkunden zu betrachten. Hierbei setzt Galaxus auch auf die Zusammenarbeit mit Siegeln wie dem „Blauen Engel“.

Trotzdem gab es noch Kritik von Kunden, die sich wünschten, dass der CO2-Ausstoß eher reduziert als nachträglich vermieden werden soll. Teuteberg sieht das genauso, will aber mithilfe der Kompensation schneller etwas erreichen. Die Reduzierung soll der nächste Schritt sein – auch wenn das wohl wieder Konflikte mit den Herstellern bedeutet.