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RWE-Chef fordert bessere Rahmenbedingungen für Windenergie

Konzernchef Schmitz sorgt sich um den Ausbau der Windenergie in Deutschland. Klimaschützer begleiteten das Aktionärstreffen mit Protesten im Braunkohlerevier.

Der Ausbau der Windenergie auf See müsse erleichtert werden, mahnt RWE-Chef Schmitz. Foto: dpa
Der Ausbau der Windenergie auf See müsse erleichtert werden, mahnt RWE-Chef Schmitz. Foto: dpa

Die erste virtuelle Hauptversammlung des Energiekonzerns eröffnete Vorstandschef Rolf Martin Schmitz am Freitag stolz mit seiner Vision der „neuen RWE“. Nach dem Deal mit Eon und dem Beschluss zum Kohleausstieg will und muss sich Deutschlands größter Kohlekonzern konsequent auf das Geschäft mit den erneuerbaren Energien ausrichten. Und in seiner neuen Rolle mahnte Schmitz bessere Rahmenbedingungen in Deutschland an: Der RWE-Chef sorgt sich um den Ausbau der Windenergie – an Land und auf dem Meer.

Nach Schmitz' Worten droht Deutschland beim Ausbau der erneuerbaren Energien im internationalen Wettbewerb zurückzufallen. „Die gute weltweite Entwicklung sollte für Deutschland ein Weckruf sein“, sagte Schmitz zum Auftakt der Hauptversammlung, die wegen der Coronakrise per Videoschalte abgehalten wurde: „Wer im internationalen Wettbewerb um Investitionen in Erneuerbare mithalten will, muss gute Rahmenbedingungen bieten.“ Und hier sei „noch einiges zu tun“.

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Die Windkraft an Land sei so wenig akzeptiert, dass der Ausbau faktisch zum Erliegen gekommen sei, bemängelte der RWE-Chef. Bei den Offshore-Windparks habe Deutschland zwar noch eine „große Chance“, aber nahezu die ganze Branche sei besorgt, „dass hier keine geeigneten Investitionsbedingungen geschaffen“ würden.

Im geplanten Wind-auf-See-Gesetz seien Ausschreibungsregeln vorgesehen, die „auf Gebote zum Nullpreis“ abzielen würden. „Und wenn es davon mehrere gibt, soll man zusätzliches Geld dafür bieten, dass man bauen darf“, kritisierte Schmitz. „Das wird nicht funktionieren.“ Viele Investoren würden lieber ins Ausland gehen, wo die Bedingungen besser seien.

Die Bundesregierung hatte Anfang Juni die Novelle des Gesetzes zur Offshore-Windenergie auf den Weg gebracht. Dabei wurden die Ausbauziele für 2030 und 2040 angehoben. Bis 2030 sollen Windanlagen mit 20.000 Megawatt installiert sein und bis 2040 sogar Anlagen mit einer Gesamtleistung von 40.000 Megawatt. Auf Kritik stoßen die geplanten Ausschreibungsregeln aber nicht nur bei Schmitz. Der Branchenverband BWO warnte vor höheren Risiken für die Bieter.

Neue Regeln für Offshore-Windenergie

Schmitz mahnte die Politik darum zu Korrekturen. So könnten Mindestpreise die Risiken für die Betreiber nach unten begrenzen und Erlösobergrenzen das Kostenrisiko für die Volkswirtschaft nach oben. In Großbritannien funktioniere das Modell schon. „Deutschland sollte davon lernen“, sagte Schmitz.

RWE selbst gehört nach dem Deal mit Eon wieder zu einem der größten Betreiber von Windanlagen in Europa - speziell bei Offshore-Windenergie. Im Herbst 2019 konnte Schmitz die Transaktion, die er im März 2018 mit Eon-Chef Johannes Teyssen angekündigt hatte, besiegeln. Dabei übernahm Eon die RWE-Tochter Innogy, behielt aber nur die Sparten Vertrieb und Netz. RWE bekam unter anderem die Aktivitäten von Innogy bei den erneuerbaren Energien und auch die, die bisher Eon gehörten.

Deutschlands größter Stromproduzent deckt damit wieder die gesamte Palette von Atom- und Kohlekraftwerken über Gasanlagen bis zu Wind- und Solaranlagen. Da nach dem Atom- auch der Kohleausstieg beschlossen ist, will RWE seine Investitionen auf die erneuerbaren Energien konzentrieren und bis 2049 klimaneutral werden.

Umwelt- und Klimaschützern geht der Umbau aber nicht schnell genug. Mitglieder der Organisationen „Ende Gelände“ und „Einsatz Kohlestopp“ besetzten am Freitag anlässlich der Hauptversammlung Bagger im Braunkohletagebau Garzweiler.

„Wer uns unvoreingenommen und fair bewertet, kann daran keinen Zweifel hegen. RWE treibt die Energiewende voran“, hielt Schmitz den Kritikern entgegen – und spielte dabei auch auf den norwegischen Staatsfonds an. Der hatte jüngst angekündigt, sich von seinen RWE-Aktien zu trennen, weil der Konzern zu stark in der Kohle engagiert sei.

„Der RWE-Slogan ,Unsere Energie für ein nachhaltiges Leben' ist angesichts der derzeitigen Spitzenposition beim CO2-Ausstoß unter den Dax-Unternehmen ein herausforderndes Statement“, sagte aber auch Vanessa Golz, Spezialistin Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, in einem Statement zur Hauptversammlung: „Beim Transformationsprozess zur Klimaneutralität ist die Ampel für RWE gerade von Rot auf Gelb gesprungen. Bis die Ampel allerdings auf Grün schaltet, muss RWE sich noch erheblich anstrengen.“

RWE hat zwar im vergangenen Jahr die CO2-Emissionen um 30 Millionen Tonnen gesenkt, aber immer noch knapp 90 Millionen Tonnen ausgestoßen. Der Energieriese wolle sich „einen grünen Anstrich“ verpassen, aber das werde schwierig, sagte Golz. In den Köpfen vieler Investoren sei RWE noch immer eher mit Braunkohle und Tagebau verbunden anstatt mit Solar- und Windkraftanlagen. „Mit der Konzentration auf die erneuerbaren Energien ist ein Imagewandel möglich“, sagte sie.

„RWE braucht eine neue Equity-Story“, sagte auch Thomas Deser, Portfoliomanager bei Union Investment: „Der Kapitalmarkt weiß nicht mehr, wofür RWE eigentlich steht.“ RWE sei kein Dividendentitel mehr, da die Dividendenrendite unattraktiv geworden sei. RWE sei aber auf Jahre auch noch kein Erneuerbare-Energien-Titel. Dazu komme ein kompliziertes Trading-Geschäft und der Einfluss der Politik. „Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes“, sagte Deser.

RWE-Chef Rolf Martin Schmitz präsentierte den Aktionären auf der virtuellen Hauptversammlung die „neue“ RWE, die sich auf erneuerbare Energien konzentrieren will. Foto: dpa
RWE-Chef Rolf Martin Schmitz präsentierte den Aktionären auf der virtuellen Hauptversammlung die „neue“ RWE, die sich auf erneuerbare Energien konzentrieren will. Foto: dpa