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ROUNDUP 2/Eine Woche nach Erdbeben: Auch Deutsche noch unter den Vermissten

(neu: Mehr Details, aktualisiert.)

ISTANBUL (dpa-AFX) - Gut eine Woche nach den katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet steigt die Zahl der Toten unaufhörlich. Zwar wurden auch am Montag noch Menschen aus den Trümmern gerettet, doch die Hoffnung auf Wunder wie diese ist zusehends dahin. Die Zahl der bestätigten Toten liegt inzwischen bei insgesamt mehr als 37 500, mehr als 80 000 Menschen wurden verletzt.

Der Unternehmensverband Türkonfed geht davon aus, dass am Ende mehr als 72 500 Tote gezählt werden. Tausende werden noch vermisst, darunter auch eine einstellige Zahl Deutscher, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin sagte. Man müsse davon ausgehen, dass unter den Todesopfern auch Deutsche seien.

Am frühen Montagmorgen vor einer Woche hatte das erste Beben der Stärke 7,7 um 2.17 Uhr MEZ die Region in Türkei und Syrien erschüttert, Stunden später folgte ein zweites Beben der Stärke 7,6.

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Deutschland hat seine humanitäre Hilfe für Syrien bereits vergangene Woche aufgestockt, allein um 21 Millionen Euro für die besonders betroffene Region im Nordwesten Syriens. Die Bundesregierung beteiligt sich laut Außenamt auch mit 71 Tonnen Hilfsgütern an einem EU-Transport in die Region, darunter Zelte, Heizgeräte, Betten und Generatoren. Zudem ist Deutschland den Angaben zufolge an Hilfslieferungen der Vereinten Nationen beteiligt.

Eine vereinfachte Visavergabe, wie sie für türkische Betroffene des Erdbebens mit Angehörigen in Deutschland vorgesehen ist, sei bei Menschen in Syrien sehr schwierig, schon weil Deutschland dort keine Botschaft habe, sagte der Außenamtssprecher.

Ein Bericht des Türkischen Unternehmens- und Geschäftsverbands Türkonfed schätzt den finanziellen Schaden nach den Beben auf etwa 84 Milliarden Dollar (rund 79 Milliarden Euro). Der Verband stützt sich bei der Kalkulation nach eigenen Angaben auf den Devisenkurs von 2021 und auf Daten, die bei dem schweren Erdbeben im Jahr 1999 in der Marmara-Region erhoben wurden. Damals gab es mehr als 18 000 Tote.

In der Provinz Adiyaman im Südosten der Türkei wurde am Montagmittag eine Sechsjährige nach 178 Stunden gerettet, wie das Verteidigungsministerium mitteilte - eine weitere Person nach 176 Stunden. Überlebende, die jetzt noch gefunden werden, müssen Zugang zu Flüssigkeit gehabt haben - etwa zu Regenwasser, Schnee oder anderen Quellen. Normalerweise kann ein Mensch etwa 72 Stunden ohne Wasser auskommen, danach wird es lebensbedrohlich.

Während die Rettungsarbeiten laufen, wurde der Flughafen in der Provinz Hatay wieder in Betrieb genommen. Die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines twitterte Montagfrüh, Einwohner des Erdbebengebietes könnten kostenlos Evakuierungsflüge buchen. Der Flughafen in Hatay war bei dem Beben stark beschädigt worden.

In Syrien warnte die Hilfsorganisation SAMS eindringlich davor, in zerstörte Häuser zurückzukehren. So sei in der Kleinstadt Dschindiris eine Frau nach der Geburt ihres Kindes zurück in ein halbzerstörtes Haus gegangen. Während eines Nachbebens stürzte das Gebäude dann ganz ein. Frau und Säugling seien schwer verletzt ins Krankenhaus gekommen.

Teams von vielen Hilfsorganisationen - auch aus Deutschland - sind seit Tagen in dem Erdbebengebiet im Einsatz. Die in NRW beheimateten I.S.A.R. Germany und BRH Bundesverband Rettungshunde beendeten nach knapp einer Woche ihren Rettungseinsatz in der türkischen Erdbebenregion. Auch das Such- und Rettungsteam des Technischen Hilfswerks (THW) wollte noch am Montag aus dem Erdbebengebiet der Türkei nach Deutschland zurückkehren. Das Team war am Mittwoch mit vier Hunden sowie 16 Tonnen Technik und Ausrüstung in der Türkei eingetroffen. Dem THW-Team gehörten Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern an.

Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde, Ali Ertan Toprak, warnte indes vor eskalierender Gewalt. "Es macht mir zunehmend Sorgen, dass die Menschen aufeinander losgehen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). "Viele Ortschaften haben bis heute keine Hilfe erhalten. Deshalb ist die Wut so groß."

Die Menschen fragen sich auch, weshalb so viele Gebäude einstürzen konnten. Erste Haftbefehle wurden erlassen. Die Beschuldigten sollen für Baumängel verantwortlich sein, die den Einsturz der Gebäude begünstigt hätten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Strafverfolger. Experten kritisieren, dass Bauvorschriften für mehr Schutz vor Beben nicht umgesetzt werden.

Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu kritisierte, dass die Regierung im Jahr 2018 eine Bau-Amnestie erlassen habe, mit der illegal errichtete Gebäude gegen Strafzahlung im Nachhinein legalisiert worden seien. "Sie haben die Häuser, in denen die Menschen leben, zum Friedhof gemacht und dafür noch Geld genommen."