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ROUNDUP 2: Thyssenkrupp häuft noch mehr Verluste an - Aktie bricht ein

(Neu: Aussagen von Finanzvorstand Keysberg aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs, weitere Details)

ESSEN (dpa-AFX) - Der in der Krise steckende Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp <DE0007500001> ist im zweiten Quartal des bis Ende September laufenden Geschäftsjahres 2019/20 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Die negativen Folgen der Corona-Pandemie belasteten vor allem das Automobil- sowie das Stahlgeschäft. Dazu machten sich Kosten für die Neuausrichtung bemerkbar. Besserung ist nicht in Sicht.

Die Aktie brach am Dienstagvormittag um rund 12 Prozent ein und erreichte damit ein Tief seit Ende März. Die Aktie kostete dabei gerade noch knapp 4,30 Euro. Die Bilanz des Konzerns habe sich weiter verschlechtert, schrieb Analyst Christian Obst von der Baader Bank. Die gestiegene Nettoverschuldung und das weiter gesunkene Eigenkapital verdeutlichten die Bedeutung des angepeilten milliardenschweren Verkaufs des Aufzugsgeschäfts.

"Die Corona-Pandemie stellt uns vor gewaltige Herausforderungen", kommentierte Konzernchefin Martina Merz in Essen die Zahlen. Noch sei das ganze Ausmaß der Krise für die Geschäfte von Thyssenkrupp nicht vollständig absehbar. "Aber bereits jetzt wird deutlich, dass die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen sehr tiefe Spuren hinterlassen werden."

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Der finanzielle Spielraum, den sich Thyssenkrupp durch den milliardenschweren Verkauf des Aufzugsgeschäfts an ein Konsortium um die Finanzinvestoren Advent und Cinven erhofft hat und auch dringend benötigt, wird Merz zufolge wegen der Corona-Pandemie "deutlich" eingeschränkt.

Der Verkauf soll bis Ende des Geschäftsjahres 2019/20 (per Ende September) abgeschlossen werden, dabei hat Thyssenkrupp inzwischen acht kartellrechtliche Freigaben ohne Auflagen erhalten. Um die Zeit bis zum Abschluss zu überbrücken, hat sich das finanzschwache Unternehmen einen Kredit der staatlichen Förderbank KfW sowie von weiteren Banken gesichert.

Thyssenkrupp habe dabei "kein Liquiditätsproblem", sagte Finanzvorstand Klaus Keysberg. So hätten die freien Mittel per Ende März bei 4,5 Milliarden Euro gelegen gelegen. Die Nettoverschuldung hatte sich zum Ende des zweiten Quartals auf 7,5 Milliarden Euro erhöht. Per Ende September waren es noch 3,7 Milliarden Euro gewesen. Das Eigenkapital verringerte sich in diesem Zeitraum um rund 1 Milliarde auf 1,2 Milliarden Euro.

Die Neuausrichtung hin zu einem vom Stahlgeschäft dominierten Konzern treibt Thyssenkrupp weiter voran. "Wir haben einen klaren Plan für die Zukunft erarbeitet und werden die Eckpfeiler dem Aufsichtsrat in der kommenden Woche vorstellen", kündigte Merz an. Die eingeleiteten Restrukturierungen seien auf einem guten Weg. "Corona bremst zwar die Entwicklung, aber wir drücken weiter auf’s Tempo."

Dazu gehört auch eine mögliche Trennung vom Anlagenbau. Hier gebe es "gute Gespräche" mit potenziellen Interessenten, sagte Keysberg. Es habe bereits indikative Angebote gegeben. Aber ein möglicher Abschluss steht "unter Corona-Vorbehalt". Unter Wert verkaufen will Thyssenkrupp das Geschäft dabei jedenfalls nicht. Das Unternehmen müsse keine "Notverkäufe" machen, betonte Keysberg.

Im zweiten Quartal fielen nochmals deutlich höhere Verluste an als zum Jahresauftakt. So summierte sich das Minus im Konzern auf 948 Millionen Euro, nach einem Fehlbetrag von 173 Millionen Euro im Vorjahr, wie das Unternehmen mitteilte. Im ersten Halbjahr häufte Thyssenkrupp damit ein Verlust von 1,3 Milliarden Euro an.

Der Umsatz sank in den drei Monaten per Ende März im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Der Auftragseingang fiel um 8 Prozent auf 9,5 Prozent. Beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) musste Thyssenkrupp einen Verlust von 80 Millionen Euro hinnehmen, nach einem Gewinn von 240 Millionen Euro im Vorjahr.

Stabilisierend wirkte sich dabei das vor dem Verkauf stehende Aufzugsgeschäft aus. Im fortgeführten Geschäft, bei dem die Aufzüge bereits herausgerechnet sind, lag der bereinigte operative Verlust bei 266 Millionen Euro, was maßgeblich auf hohe Verluste im Stahlgeschäft zurückzuführen war. Wegen des Corona-bedingten Nachfrageeinbruchs hat Thyssenkrupp die Kapazitäten erheblich zurückgefahren. Keysberg zufolge befinden sich weltweit derzeit etwas über 30 000 Mitarbeiter mindestens bis August in Kurzarbeit.

Für das zweite Halbjahr ist keine Besserung in Sicht - im Gegenteil. Der Umsatz im fortgeführten Geschäft dürfte deutlich zurückgehen. Das bereinigte Ebit wird ohne das Aufzuggeschäft "stark negativ erwartet". Im dritten Quartal sei ein Verlust im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich "wahrscheinlich" und "bis zu gut 1 Milliarde Euro nicht auszuschließen".

Für das nicht das fortgeführte Geschäft mit den Aufzügen erwartet Keysberg für das Geschäftsjahr ebenfalls eine deutliche Verschlechterung mit Umsatzrückgängen und einem "stark negativen bereinigten Ebit". Seine Jahresprognose hatte der Konzern bereits zurückgezogen.