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Ressourceneffizienz durch Digitalisierung: Ökonomen sehen Einsparpotenzial von zehn Milliarden Euro

Eine aktuelle Studie zeigt: In der Digitalisierung liegen erhebliche Potenziale, Ressourcen einzusparen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben großen Nachholbedarf.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht noch erhebliches Einsparpotenzial bei der Nutzung von Ressourcen. „Tatsächlich sind die Ressourceneinsparpotenziale in der deutschen Wirtschaft keineswegs erschöpft“, heißt es in einem IW-Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium.

Dabei geht es um viel Geld: Fast jedes zweite Unternehmen glaube, dass es bei optimaler Nutzung der technischen Möglichkeiten weitere Potenziale freisetzen könnte, ergab eine Befragung von knapp 900 Unternehmen der Industrie und industrienaher Dienstleister. Insgesamt, so die Einschätzung, könnten sich die möglichen Einsparungen im produzierenden Gewerbe auf zehn Milliarden Euro belaufen – gut ein Prozent der industriellen Bruttowertschöpfung.

Als Hebel für mehr Ressourceneffizienz gilt die Digitalisierung. „Durch die Digitalisierung haben Unternehmen einen besseren Überblick über ihre Prozessabläufe und können für eine bessere Auslastung von Maschinen und Anlagen sorgen“, sagt Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium.

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Die Studie zeigt jedoch, dass bislang die meisten Unternehmen in Deutschland Digitalisierung und Ressourceneffizienz unabhängig voneinander betrachten. Digitalisierung sei zwar keine zwingende Voraussetzung für mehr Ressourceneffizienz, so Winkelmeier-Becker. Doch durch einen höheren Digitalisierungsgrad lasse sich in der Regel ein höheres Maß an Ressourceneffizienz erreichen.

Dies setze aber „exakte Kenntnisse und Transparenz der betrieblichen Abläufe“ voraus, um Potenziale und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zu erkennen. „Denn Unternehmen brauchen einen Überblick, mit welchen digitalen Anwendungen und Technologien sie vorhandene Einsparpotenziale heben können“, erläutert die CDU-Politikerin. Vielen Unternehmen sei der Nutzen der Digitalisierung in dieser Hinsicht noch unklar.

Unzureichende Breitbandinfrastruktur

Vor allem bei den kleinen und mittleren Betrieben gibt es Nachholbedarf. Mindestens ein Viertel der Unternehmen ist laut der Studie noch gar nicht digitalisiert. Dabei könnten diese Firmen von den Möglichkeiten einer vernetzten Produktion sogar stärker profitieren als Großunternehmen, betont Winkelmeier-Becker. „Kleinere Unternehmen können Treiber der Entwicklung von digitalen produkt- und serviceorientierten Geschäftsmodellen zur Planung, Gestaltung, Steuerung und Wartung komplexer Wertschöpfungsnetze sein“, erklärte die Staatssekretärin.

Vor allem aber gibt es eine Reihe von Hemmnissen, die mehr Digitalisierung blockieren. Die Studie nennt etwa die mangelnde Finanzkraft bei manchen Unternehmen für den Aufbau einer komplett digitalisierten Anlage sowie die unzureichende Nachrüstbarkeit bestehender Anlagen. Es fehlten zudem auch häufig passende, auf das Unternehmen abgestimmte Softwarelösungen, vor allem in der Industrie. Oder es sei zu aufwendig, eingekaufte Softwarelösungen anzupassen.

Auch seien die Breitbandinfrastruktur sowie Datensicherheit, die für eine unternehmensübergreifende Vernetzung wichtig seien, noch verbesserungswürdig. Viele Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere, könnten überdies das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht wirklich einschätzen, da Informationen und eine fachkundige Beratung fehlten.

Einige Unternehmen sehen laut der Studie Verbesserungsbedarf bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen – vor allem im Hinblick auf Normen und Standards. „Insbesondere unternehmensnahe Dienstleistungen beklagen, dass es zu viele ungeklärte Rechtsfragen gibt“, heißt es in dem Gutachten.

Herzensthema der Bundesumweltministerin

Als Konsequenz sehen die Unternehmen die Politik am Zug, für mehr Beratung, Unterstützung und Förderung, aber auch für mehr Standardisierung, weniger Vorschriften und Bürokratie sowie eine bessere digitale Infrastruktur sowie rechtliche Sicherheit zu sorgen.

Winkelmeier-Becker verspricht verstärkte Anstrengungen für eine funktionierende digitale Infrastruktur und Datensicherheit. „Dafür sind der flächendeckende Breitbandausbau sowie der Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G, Investitionen in Standards, Übertragungsmöglichkeiten und in die Cloudnutzung sowie die Umsetzung in Normen und Standards zentral“, so die CDU-Politikerin.

Positive Effekte verspricht sich Winkelmeier-Becker auch von einer besseren Verzahnung der bestehenden Angebote, die bislang getrennt die Themen Ressourceneffizienz und Digitalisierung behandelten. „Gezielte Weiterbildungs-, Informations- und Beratungsangebote oder auch der Aufbau eines Netzwerks könnten Abhilfe schaffen und über Fördermittel finanziert werden“, sagte sie.

Für Unternehmen ist ein sparsamer Umgang mit Rohstoffen eine Möglichkeit, Kosten einzusparen. Es geht aber auch darum, die Umwelt zu schonen. Für Bundesumweltministerin Svenja Schulze ist das ein Herzensthema. Vor knapp einem Jahr, im März 2020, hatte die SPD-Politikerin eine umweltpolitische Digitalagenda vorgelegt. Die Agenda umfasst mehr als 70 Maßnahmen, etwa effizienter arbeitende Rechenzentren.

Die Grünen werfen der Regierung dennoch vor, jahrelang die ökologische Seite der Digitalisierung ausgeblendet zu haben. Auch jetzt, „knapp ein Jahr nach Veröffentlichung der Agenda, ist bisher nicht mehr als nur ein erster Ansatz zu verzeichnen“, sagte der digitalpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Dieter Janecek, dem Handelsblatt. Die Digitalagenda enthalte keinerlei Maßnahmen, um das eigene Ziel, klimaneutrale Rechenzentren bis 2030, konsequent zu erreichen.

Auch das geplante Register für Rechenzentren sei nach wie vor nur eine in Planung befindliche Maßnahme, die überdies am Ende nur Informationen und Kriterien biete, an denen sich Betreiber von Rechenzentren orientieren könnten. Darüber hinaus passiere nichts, so Janecek. „Eine nachhaltige Digitalisierung bleibt weiterhin ein blinder Fleck der Regierung.“