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Quartalszahlen: Netflix zerstreut mit 7 Millionen Neukunden die Wachstumssorgen der Wall Street

Netflix-Hauptquartier in Los Gatos: Der Traumlauf an der Börse geht weiter (Foto: © Netflix)
Netflix-Hauptquartier in Los Gatos: Der Traumlauf an der Börse geht weiter (Foto: © Netflix)

Happy End nach Handelsschluss: Streaming-Gigant Netflix konnte die zuletzt immer größeren Zweifel an der Nachhaltigkeit seines Geschäftsmodells mit Vorlage einer starken Quartalsbilanz ausräumen. Fast sieben Millionen Neukunden konnte CEO Reed Hastings im dritten Quartal begrüßen – die Wall Street feiert.

Der Aufprall war hart: Nach Vorlage der Geschäftsbilanz für das zweite Quartal stürzte die erfolgsverwöhnte Netflix-Aktie Mitte Juli um gleich 14 Prozent ab – und ging in der Folge auf Schlingerkurs. Die enorme Erfolgsserie, die Netflix in den ersten sechs Monaten des Börsenjahres zuvor um mehr als 100 Prozent nach oben katapultiert und den Pionier des Video-Streamings kurzzeitig gar zum wertvollsten Medienkonzern der Welt gemacht hatte, riss jäh ab.

Der Grund: Die Neukundengewinnung schien plötzlich ins Stocken geraten zu sein. Entsprechend kritisch hinterfragten immer mehr Analysten, wie lange Netflix seine hyperbolische Wachstumsstory angesichts der immer größeren Konkurrenz von Disney, aber auch Amazon, Apple und Facebook eigentlich würde fortschreiben können.

Bereits 4 Milliarden Dollar Umsatz

Entsprechend unter Druck stand CEO Reed Hastings im abgelaufenen Quartal. Doch der 58-Jährige lieferte mit Bravour und konnte für den Dreimonatszeitraum von Anfang Juli bis Ende September eine nach jeder Lesart bessere Geschäftsbilanz als erwartet ausweisen. Die Umsätze legten mit einem Zuwachs von 34 Prozent auf nun schon genau 4 Milliarden Dollar zu. Die Analystenschätzungen, die bei 3,98 Milliarden Dollar gelegen hatten, wurden damit leicht überboten.

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Bei der Gewinnentwicklung vermochte Netflix die Konsensschätzungen indes weit deutlicher hinter sich zu lassen. Nach 130 Millionen Dollar im Vorjahresquartal verdiente der Internetriese im dritten Kalenderquartal nunmehr bereits 403 Millionen Dollar.

Höchster Gewinn der Konzerngeschichte

Dank der regelrechten Gewinnexplosion um rund 200 Prozent konnte Netflix nicht nur den höchsten Konzerngewinn der 21-jährigen Konzerngeschichte einfahren, sondern gleichfalls mit einem Gewinn je Aktie von 89 Cent die Analystenschätzungen, die noch bei 69 Cent je Anteilsschein gelegen hatten, deutlich pulverisieren.

Das eigentliche Ausrufezeichen konnte Netflix indes bei dem seit jeher am kritischsten beäugten Indikator setzen – der Neukundengewinnung. Nachdem Netflix im Vorquartal lediglich 5,15 Millionen neue Abonnenten anlocken konnte, wirkte die Anziehungskraft des „House of Cards“-Erfinders im abgelaufenen Dreimonatszeitraum ungleich mehr.

Wieder deutlicher Abonnentenzuwachs im dritten Quartal

Statt wie erwartet 5,3 Millionen neue Abonnenten konnte Netflix in den 92 Tagen von Anfang Juli bis Ende September tatsächlich 6,96 Millionen neue Kunden seines Serien- und Filmangebots verbuchen. Die reduzierten Analystenschätzungen, die noch bei 5,3 Millionen Neukunden gelegen hatten, wurden damit deutlich übertroffen.

Zustande kam das ansehnliche Wachstum von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert vor allem durch internationale Neuabonnenten. 5,87 Millionen Neukunden konnte der viertwertvollste Internetkonzern der USA im dritten Quartal im Rest der Welt verbuchen. Auch auf dem Heimatmarkt gibt es aber immer noch genügend Haushalte ohne Netflix-Mitgliedschaft: Immerhin 1,1 Millionen Amerikaner schlossen im Sommerquartal ein Abo des weltgrößten Streaming-Dienstes ab – ein Plus von 29 Prozent gegenüber den Vorgaben von vor einem Jahr.

Rekord-Weihnachtsquartal in Sicht

Insgesamt verfügt Netflix nunmehr bereits über 137 Millionen registrierte Kunden, von denen 130 Millionen für ihr Netflix-Abo zahlen (der Rest testet). Anfang des nächsten Jahres dürfte der Anbieter von „Stranger Things“ und „Orange is the New Black“ bereits die 150 Millionen-Mitglieder-Marke in Angriff nehmen, denn CEO Reed Hastings stellte für das Weihnachtsgeschäft den stärksten Kundenzuwachs aller Zeit in Aussicht.

Für den bis Ende Dezember laufenden Geschäftszeitraum erwartet Hastings ein bemerkenswertes Plus von 9,4 Millionen neuen Abonnenten, von denen 7,6 Millionen zahlende Mitglieder wären. Zum Ende des vierten Kalenderquartals stellte Netflix damit in der Gesamtheit bereits 146,5 Millionen Abonnenten in Aussicht.

Wall Street erleichtert – doch Analystenskepsis bleibt

Entsprechend erleichtert reagierten Anleger nach den schwierigen letzten Monaten, in denen die Netflix-Aktie bis zu ein Drittel an Wert verloren hatte, auf das neue Zahlenwerk. Um in der Spitze 15 Prozent legten die Anteilsscheine des Kultkonzerns aus Los Gatos, Kalifornien, nach Handelsschluss zu; zum Ende des nachbörslichen Handels blieb immer noch ein Plus von 11 Prozent auf 385 Dollar.

Trotz der Erleichterungsrally sind Analysten zunehmend skeptisch, wie lange der Branchenprimus seinen strammen Expansionskurs, den Netflix mit immer neuen Milliardenschulden bezahlt, angesichts der wachsenden Konkurrenz noch durchhalten kann. Mit Morgan Stanley reduzierte die dritte US-Bank im Wochenverlauf ihre Einschätzung und nennt jetzt ein Kursziel von 450 Dollar.

Am Montag hatten bereits Goldman Sachs und Raymond James ihre Zielmarken auf 430 bzw. 400 zusammengestrichen; die Deutsche Bank nennt gar nur 350 Dollar als Kursziel. Die Netflix-Aktie macht es damit einmal mehr dem eigenen Serienangebot nach: Es bleibt spannend.