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Quartalsbilanz: Apple versucht mit Service-Story von iPhone-Schwäche abzulenken – doch der Trend zeigt nach unten

Trotz Umsatz- und Gewinnrückgang in Jubelpose: Apple-Chef Tim Cook (Foto: © Apple)
Trotz Umsatz- und Gewinnrückgang in Jubelpose: Apple-Chef Tim Cook (Foto: © Apple)

Vorhang auf für das erste Schwergewicht des GAFA-Quartetts bei der US-Berichtssaison. Nach Handelsschluss an der Wall Street legte gestern Apple sein Zahlenwerk für das Weihnachtsquartal vor, in dem der Kultkonzern aus Cupertino den ersten Umsatz- und Gewinnrückgang seit mehr als einer Dekade eingestehen musste, weil die iPhone-Absätze einbrechen. CEO Tim Cook müht sich, Apples Zukunft abseits des Kultsmartphones zu skizzieren – allein: die Macht der großen Zahlen sprechen gehen ihn.

Wann hatte es das zuletzt gegeben? Apple-CEO Tim Cook nahm in seinem begleitenden Statement zu den Ergebnissen des abgelaufenen Quartals das Adjektiv “enttäuschend” in den Mund. “Während es enttäuschend war, unsere Umsatzerwartungen zu verfehlen, führen wir Apple langfristig”, erklärte Cook – und wollte das Dezember-Quartal als Zeichen der “tieferliegenden Stärke” Apples verstanden wissen.

Dazu braucht es indes zumindest von der Oberfläche betrachtet einige Fantasie. In Dollar und Cent musste Tim Cook die unerfreulichste Geschäftsentwicklung seiner inzwischen mehr als siebenjährigen Amtszeit vermelden: Erstmals seit mehr als einer Dekade entwickelten sich sowohl Umsätze als auch Nettogewinne im Vorjahresvergleich wieder rückläufig.

Umsatzrückgang von 5 Prozent

Im Geschäftszeitraum von Anfang Oktober bis Ende Dezember verdiente der nur noch viertwertvollste Konzern der Welt bei Erlösen von 84,3 Milliarden Dollar nunmehr 19,97 Milliarden Dollar – im Vorjahr waren es noch 20,06 Milliarden Dollar bei Erlösen von 88,3 Milliarden Dollar gewesen.

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Weil Apple im vergangenen Jahr Aktien im großen Stil zurückkaufte, konnte der Gewinn je Anteilsschein mit 4,18 Dollar immerhin um 7 Prozent gesteigert werden und damit die Erwartungen der Wall Street treffen.

iPhone und China belasten

Die Erklärung für Apples in der Form lange nicht mehr gesehenen Bilanz-Enttäuschung ist in zwei Schlagworten zu greifen: China und das iPhone. Im Reich der Mitte, das lange Zeit Apples wichtigster Zukunftsmarkt war, kollabierten die Erlöse förmlich von 18 auf 13,2 Milliarden Dollar (minus 27 Prozent) . Die Implosion des China-Geschäfts war damit allein für die Umsatzverfehlung verantwortlich, die Apple in einer Ausblickswarnung bereits Anfang des Jahres einräumen musste.

Die Gründe für den ungewohnt heftigen Einbruch in Apples einstigem Wachstumsmarkt sind in dem verfehlten Launch der neuen iPhones zu suchen. Bereits seit Monaten hatte sich in der Zuliefererkette abgezeichnet, dass die neuen Modelle iPhone XS, iPhone XS Max und iPhone XR weit hinter den Analystenerwartungen zurückbleiben würden, die im Vorfeld noch zu einem Superzyklus führen sollten.

Erste Bilanz ohne Stückzahlenverkäufe

Es passt ins Bild, dass Apple-Chef Tim Cook die wachsende iPhone-Schwäche mit neuer Intransparenz zu kaschieren versucht: Erstmals seit dem Börsenlisting in den frühen 80er-Jahren verzichtete Apple darauf, die Stückzahlenverkäufe seiner veräußerten Geräte auszuweisen. In Dollar und Cent war der Anblick bereits vielsagend genug: Die mit dem iPhone erzielten Erlöse sanken um 15 Prozent von 61 auf 52 Milliarden Dollar.

Die für Apple unschöne Berechnung der weniger verkauften iPhones wurde unterdessen von anderer Stelle erledigt: Nach Angaben von Bloomberg entspricht das Umsatzminus einem Stückzahlenrückgang von 22 Prozent auf mutmaßlich 64 Millionen abgesetzte Apple-Smartphones – ein Minus von mehr als 13 Millionen Geräten.

Wearable-Sparte mit 33 Prozent Wachstum

Apple-CEO Tim Cook war in der anschließenden Telefonkonferenz bemüht, die Vitalität von Apples Geschäftstätigkeit abseits der schwächelnden iPhone-Sparte zu betonen. Alle anderen Geschäftsbereiche außerhalb des Smartphones hätten demnach im abgelaufenen vierten Kalenderquartal 2018 um 19 Prozent zugelegt. Das Problem: Trotz des Schwächeanfalls ist das iPhone weiter für 62 Prozent der Konzernumsätze verantwortlich.

In der zweiten Reihe gelangen der iPad-Sparte (+15 Prozent) und Mac-Division (+9 Prozent) immerhin Achtungserfolge, während der neugeschaffene Bereich “Wearables, Home and Accessories”, der die Apple Watch, AirPods, den smarten Lautsprecher HomePod und die Set-Top-Box Apple TV umfasst, mit einem Zuwachs von 33 Prozent inzwischen die am dynamischsten wachsende Konzernabteilung ist, die nach Erlösen zum Mac- und iPad-Geschäft aufgeschlossen hat.

Hoffnungsträger Servicesparte soll in die Bresche springen

Als Apples eigentlicher Hoffnungsträger für die Zukunft gilt unterdessen die Service-Service, die einen Umsatzzuwachs von 19 Prozent auf 10,9 Milliarden Dollar verbuchen konnte und damit zum zweitgrößten Konzernbereich gewachsen ist. Erstmals wies Apple beim Geschäft mit iTunes, dem App Store, Apple Music, der iCloud, Apple Care und Lizenzgebühren (wie durch Googles vorinstallierte Suche auf iOS-Geräten) die Gewinnmarge aus, die bei stattlichen 62,8 Prozent liegt.

Allein: Trotz der gesunden Zuwächse macht die Servicesparte weiter nur 13 Prozent der Gesamtumsätze aus. Es braucht also weiter die Fantasie, um sich vorzustellen, wann das Geschäft mit Internetdiensten einmal an den iPhone-Erlösen vorbeiziehen wird. Um die Scheinwerfer weiter auf Apples Zukunft zu lenken, deutete Tim Cook zudem in der anschließenden Telefonkonferenz mit Analysten den erwarteten Einstieg des Techpioniers ins Content-Geschäft an, der als weitere Stärkung des Servicebereichs erwartet worden war.

Ausblick schwächer als erwartet, Aktie steigt trotzdem

Keine Frage: Apple ist bescheidener geworden. Dass die Zeit der Jubelarien in Apple-üblichen Superlativen fürs Erste vorbei ist, machte auch der Ausblick auf das laufende Quartal deutlich, der mit einer weiten Umsatzspanne von 55 bis 59 Milliarden Dollar erneut schwächer ausfiel als von der Wall Street erwartet, die zuvor von 59 Milliarden Dollar ausgegangen war.

Auf Basis der durchschnittlichen Umsatzschätzungen würde Apple bis Ende März nun schon 7 Prozent weniger erlösen als noch vor Jahresfrist und damit die Erosion seines Geschäftsverlaufs beschleunigen. Dass die angeschlagene Apple-Aktie, die im vierten Quartal in der Spitze 40 Prozent ihres Wertes verloren hatte, nachbörslich um immerhin 5 Prozent auf 163 Dollar zulegte, sagt mehr über die Apple-Bilanz als über die eingetrübten Erwartungen der Anleger aus. Nicht so schlimm wie befürchtet: Die Quartalszahlen waren gut genug für einen Kurssprung – wann hat es das zuletzt bei Apple gegeben?