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Putin, der Trump-Versteher

„Ich will keine Schimpfwörter gebrauchen“ – das sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow zu den Anschuldigungen, Russland stehe hinter einem Hackerangriff auf die US-Demokraten. Als absurd bezeichnete ein Kremlsprecher die Verwicklung Moskaus. „Das ist ein weiterer Versuch, Russland in den US-Wahlkampf zu ziehen“, sagte Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Auch Außenminister Sergej Lawrow sprach von „unseriösen“ Verdächtigungen.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte am Wochenende . Die Mails zeigen, dass sich die angeblich neutrale Parteiführung der Demokraten offenbar schon früh auf als Präsidentschaftskandidatin festgelegt und hinter den Kulissen darauf hingearbeitet hat.

Clintons Wahlkampfteam schaltete eine Cybersicherheitsfirma ein und war sich schnell sicher, dass russische Hacker hinter dem Leak stecken. Das Ziel sei gewesen, dem republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump in die Hände zu spielen, heißt es aus dem Clinton-Lager. Trump sei eine Marionette Moskaus. Auch IT-Experten und die US-Bundespolizei FBI machen Russland für die Veröffentlichung mitverantwortlich.

US-Medien stellten bereits Verbindungen zwischen Trump und Kremlchef her. Doch diese sind zweifelhaft. Ein Name, der im Zusammenhang mit der Trump-Putin-Connection fällt, ist der Oligarch Alexander Maschkewitsch. Dieser soll eine größere Summe in Trumps Immobilienprojekt „Trump Soho“ in New York gesteckt haben. Maschkewitschs usbekischer Geschäftspartner Patoch Schodijew hatte vor 40 Jahren die Moskauer Diplomatenuni MGIMO zusammen mit dem Oligarchen Alischer Usmanow und Ex-Kremlberater Sergej Jastrschembski besucht. Aber ist der Milliardär Maschkewitsch schon deshalb ein Putin-Intimus?

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Ein weiterer Geschäftspartner Trumps ist Aras Alagarow. Ihm gehört die Moskauer Crocus Group, ein führender Immobilienentwickler Russlands. 2013 holte Alagarow Trump und den Schönheitswettbewerb „Miss Universe“ nach Moskau. Trump drehte mit Alagarows Sohn Emin, einem russischen Schlagersänger, einen Clip und Alagarow rühmt sich bis heute seiner „guten Beziehungen“ zum US-Milliardär. Doch Alagarow ist kein Putin-Vertrauter, auch wenn er sich einst in einer Fernsehshow für dessen lebenslange Präsidentschaft ausgesprochen hat. Putin bekam übrigens Trump bei dessen Russland-Besuch im Jahr 2013 nicht zu Gesicht.

Ein weiterer Name, der die Trump-Putin-Connection belegen soll: Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort, der einst den gestürzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch beriet. Aber das bedeutet nicht, dass Manafort auf der Gehaltsliste des Kremls steht. Janukowitsch war – entgegen weit verbreiteten Vorurteilen – kein Vasall Putins. Die Beziehungen zwischen den beiden waren schon vor Janukowitschs unrühmlichem Abgang wegen dessen Ost-West-Schaukelpolitik gespannt – und sind es nach der Flucht Janukowitschs, die Putin als Feigheit betrachtet, geblieben.

Trotzdem ist ein Versuch der Einflussnahme Moskaus auf den US-Wahlkampf keineswegs auszuschließen.


Die Chemie zwischen Clinton und Putin stimmt nicht

Es ist kein Geheimnis, dass dem Kreml ein US-Präsident Trump wesentlich angenehmer wäre als eine . Das hat mehrere Gründe. Zunächst: Die „Chemie“ zwischen und Clinton stimmt nicht. Von Clinton ist der Ausspruch überliefert, Putin habe keine Seele. Später bezeichnete sie ihn als „Rowdy“, dem die Grenzen aufgezeigt werden müssten. Putin wiederum warf ihr vor, die „Grenzen des Anstands überschritten“ zu haben und charakterisierte sie als schwache Frau.

Trump und Putin haben dagegen manche Gemeinsamkeiten: Beide sind unverhohlene Machos, lieben die Selbstinszenierung, sind hemdsärmelig, stehen aber auch zu informellen Absprachen als „Männerwort“. Trump hat sich schon optimistisch geäußert, dass es ihm gelingen werde, sich mit Putin zu verständigen. Tatsächlich ist es Politikertypen, die Trump ähneln – Silvio Berlusconi, mit Abstrichen auch Gerhard Schröder und Nicolas Sarkozy – gelungen, gute Beziehungen zu Putin haben.

Es gibt daneben auch strategische Überlegungen im Kreml: „Clinton steht für eine unverhohlene Ablehnung gegenüber Russlands Politik und Staatssystem“, urteilt der Moskauer Politologe Fjodor Lukjanow. Donald Trump dagegen respektiere starke Gesprächspartner und werde mit einem Sich-Nicht-Einmischen verbunden.

Zudem rufe der Name Clinton in Moskau Erinnerungen an die 90er Jahren wach, als die Dominanz der in der Weltpolitik auch aufgrund des russischen Niedergangs unbestritten war. Trump hingegen sei trotz aller Skandale eher ein Libertärer. „Libertäre kritisieren den US-Kurs nach Ende des Kalten Kriegs hart – wegen Hochmuts, übermäßiger Ambitionen und unnötiger Unterfangen, in die das Land hineingezogen wurde“, fügte der Moskauer Politologe hinzu.

Trumps Ansatz zur Isolation der USA und dessen potenzielle Bereitschaft, russische Einflusszonen in der Welt anzuerkennen, ist für den Kreml durchaus verlockend: Die Konflikte zwischen Moskau und Washington bzw. Brüssel haben sich in den letzten Jahren eben daran entzündet, dass der Westen in die Regionen expandierte, die Russland als seinen Einflusssphäre betrachtete.

Die Ukraine-Krise war dabei nur der Höhepunkt, denn die -Osterweiterung und der Raketenschild in Osteuropa haben schon zuvor in Moskau massiven Ärger hervorgerufen. Trumps eher kühle Attitüde gegenüber der und seine Beistandseinschränkungen gegenüber den baltischen Staaten („nur, wenn sie ihre Verpflichtungen uns gegenüber erfüllt haben“) dürften ihm mindestens genauso viele Sympathiepunkte in Moskau eingebracht haben wie seine Komplimente an den Kremlchef selbst, den er – freilich auch, um Barack Obama herabzusetzen – als „großen Staatsmann“ bezeichnete.

Im Kreml hofft man tatsächlich darauf, dass unter Trump eine russisch-amerikanische Verständigung möglich wird, die es Russland erlaubt, mehr Einfluss vor allem im europäischen Raum auszuüben. Diese neue Konstellation hätte dabei auch Einfluss auf das deutsch-russische Verhältnis, weil sich Berlin und Moskau dann ohne Vorgaben, aber auch ohne Rückendeckung aus Washington miteinander verständigen müssten.