Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.239,66
    +153,86 (+0,40%)
     
  • Gold

    2.350,90
    +8,40 (+0,36%)
     
  • EUR/USD

    1,0700
    -0,0033 (-0,31%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.812,70
    -593,33 (-0,98%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.330,33
    -66,20 (-4,74%)
     
  • Öl (Brent)

    83,68
    +0,11 (+0,13%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.927,90
    +316,14 (+2,03%)
     

Putin eröffnet Krim-Brücke – „Ihr seid die besten Menschen und die besten Bauarbeiter“

„Fahren wir los“, sagt er und streckt einladend die Arme zur Seite aus. Am Dienstag hat Russlands Präsident Wladimir Putin offiziell die umstrittene Brücke vom russischen Festland zur Krim eröffnet. Der Staatschef setzte sich selbst ans Steuer eines orangenen Lastwagens der Marke „Kamaz“ und fuhr die 19 Kilometer lange Strecke ab.

Das Staatsfernsehen übertrug die Fahrt am Dienstag live. Putin folgten zahlreiche Lastwagen in einer Kolonne. Die Brücke über die Meerenge von Kertsch verbindet das russische Kernland mit dem beliebten Urlaubsziel Krim, denn Russland hat keinen direkten Landweg dorthin.

Am Mittwoch soll die Brücke für Kleinfahrzeuge und Busse geöffnet werden. Im Herbst sollen die ersten Lastkraftwagen über die Brücke, die 228 Milliarden Rubel (zum heutigen Kurs etwa 3,1 Milliarden Euro) gekostet hat, rollen. Die Zugstrecke soll 2019 freigegeben werden.

Rein architektonisch ist die gut drei Milliarden Euro teure Querung der Meerenge von Kertsch tatsächlich ein grandioses Projekt: Die längste Brücke Europas wurde innerhalb von drei Jahren gebaut, rund 40.000 Pkw und knapp 150 Züge pro Tag sollen darauf fahren können. Sie ist auf einem Pfeilerfundament errichtet, soll Erdbeben bis zu einer Stärke von 9,1 auf der Richter-Skala aushalten und wind- und eisfest sein. Letztere Forderung ist nicht unbegründet, hat doch Treibeis 1945 zum Einsturz der Vorgängerbrücke geführt.

WERBUNG

Das Prestigeprojekt wurde ein halbes Jahr früher fertig gestellt als geplant. Nach der Eröffnung bedankten sich die Brückenbauer medienwirksam beim russischen Staatschef: Er sei „der beste Präsident“, riefen die Bauarbeiter Putin zu. „Und ihr seid die besten Menschen und die besten Bauarbeiter“, entgegnete ihnen der russische Präsident. Er wolle überall im Land ähnliche Projekte anstoßen, sagte Putin, der vor kurzem für seine vierte Amtszeit als Russlands Präsident vereidigt wurde.

Das Bauprojekt ist umstritten, weil die Ukraine die Halbinsel Krim weiterhin als Teil ihres Staatsgebiets ansieht. Moskau hatte sich die Krim nach einem umstrittenen Referendum im März 2014 einverleibt. Der Westen verurteilt den Schritt Moskaus als Völkerrechtsbruch. Die Kritik prallt an Putin ab.

Während die Krim mit der Brücke enger an Russland rückt, bleibt die außenpolitische Isolierung des Landes bestehen: Die Zugehörigkeit der Krim zu Russland haben bisher nur Armenien, Bolivien, Nicaragua, Nordkorea und Syrien offiziell anerkannt. Die Ukraine beharrt auf der Rückgabe der Halbinsel.

Präsident Petro Poroschenko ironisierte anlässlich der Brückeneinweihung, „die russischen Okkupanten werden die Brücke noch brauchen, wenn sie schnell unsere Krim verlassen müssen.“ Der „illegale Bau“ der Brücke sei ein weiterer Beweis dafür, dass der Kreml internationales Recht missachte, schrieb Poroschenko auf Facebook. Besonders zynisch sei, dass die Brücke nur einen Tag vor dem Jahrestag der Deportation der Krim-Tataren durch das stalinistische Regime eröffnet werde.

In den Beziehungen zum Westen bleibt die Krim ebenfalls ein Spannungsfaktor, auch wenn die Sanktionen diesbezüglich vor allem personenbezogen sind und damit für die russische Wirtschaft insgesamt weniger schädlich sind als andere Einschränkungen. Diese Wirtschaftssektoren betreffenden Sanktionen wurden im Zuge der Ukraine-Krise, oder zuletzt von den USA auch wegen der russischen Unterstützung für Syriens Präsident Baschar al-Assad und die mutmaßliche Einmischung in den US-Wahlkampf verhängt.

Für die weitere Entwicklung der Krim sind die Sanktionen hingegen ein großes Problem: Internationalen Konzernen sind Geschäfte auf der Halbinsel untersagt, was unter anderem zu einem großen Skandal führte, als bekannt wurde, dass Siemens-Turbinen entgegen den Absprachen auf die Halbinsel geliefert wurden.

Dass der Anschluss der Krim Russland zudem juristische Probleme bereitet, machte zuletzt ein Urteil des Ständigen Schiedsgerichtshof in Den Haag deutlich. Dieser verurteilte Russland wegen der Verletzung ukrainischer Investorenrechte zu einer Schadenersatzzahlung von 159 Millionen Dollar. Moskau hat das Urteil nicht anerkannt.

Spätestens 2019 hofft Russland, die Isolierung der Krim zu überwinden. Von der Brücke und der damit einhergehenden besseren Erreichbarkeit sollen insbesondere der Tourismus, der Schiffbau, die Chemieindustrie und die Landwirtschaft profitieren, so die Berechnungen bei Projektbeginn.

Derzeit liegt der Lebensstandard auf der 2014 völkerrechtswidrig von Russland angeschlossenen Halbinsel deutlich unter dem russischen Mittelwert. Die Durchschnittslöhne belaufen sich auf 26.000 Rubel, das entspricht 350 Euro. Das ist zwar höher als zu ukrainischen Zeiten, doch zugleich sind auch die Preise drastisch gestiegen. Selbst Befürworter der russischen Annexion konstatieren zudem die hohe Korruption als anhaltendes Problem für die Krim. Auch die Brücke durfte übrigens mit Arkadi Rotenberg ein enger Vertrauter Putins bauen.