Produkte und ihre kuriose Entstehungsgeschichte: Sicherheitsglas
Sicherheitsglas ist eines dieser Produkte, an die wir meist keine großen Gedanken verschwenden - bis dann mal der Hagel unsere Windschutzscheibe zerdeppert oder nach einem Gewitter ein Ast vom Baum aufs Auto prallt und uns das mehrschichtige Glas vor Verletzungen schützt. Dann sind wir froh über diese Erfindung, die kurioserweise der reinen Tollpatschigkeit seines Urhebers zu verdanken ist.
In einer Zeit, in der Windschutzscheiben nicht aus speziellem Autoglas, sondern regulärem Fensterglas gefertigt wurden, zogen auch kleinere Unfälle weitaus größere Verletzungen nach sich. Dass das heute nicht mehr der Fall ist, verdanken wir dem französischen Maler, Schriftsteller und Chemiker Édouard Bénédictus – und einem kleinen Missgeschick in seinem Labor im Jahr 1903.
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Bénédictus stieß aus Versehen einen Glaskolben vom Regal und wunderte sich, dass dieser nicht in tausend Teile zersprang. Von seinem Assistenten erfuhr er, dass der Kolben flüssiges Zelluloid enthalten hatte, das nach dem Verdunsten eine dünne Plastikschicht in dem Glasbehälter hinterlassen hatte.
Die Sonderausstattung Windschutzscheibe machte Autofahren zunächst gefährlicher
Zur etwa selben Zeit wurde es zum Trend, die bis dahin offenen Automobile mit Windschutzscheiben auszustatten - zunächst als teure Sonderausstattung. Autofahren war damit keine Schönwetter-Aktivität mehr, wurde dadurch jedoch nicht ungefährlicher. Bénédictus las in der Zeitung von einem Verkehrsunfall, bei dem eine Frau durch die zersplitterte Scheibe schwer verletzt wurde, und erinnerte sich an sein Missgeschick mit dem Glaskolben.
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Nach zahlreichen Experimenten meldete er 1909 das erste Patent für sein splitterfestes Glas an und perfektionierte schließlich das Verfahren, in dem zwei Glasscheiben mit einer Cellulose- und einer Gelatine-Schicht überzogen und mit Zelluloid verbunden werden.
Erst Henry Ford erkannte den Wert von Sicherheitsglas
Unter dem Namen Triplex fand das Dreischicht-Sicherheitsglas zunächst bei Flugzeugen im ersten Weltkrieg Einsatz. Bis es zur Standardausrüstung der Automobilindustrie wurde, vergingen allerdings noch einige Jahre. Erst Henry Ford erkannte den Wert der Erfindung und stattete ab 1919 sämtliche Fahrzeuge damit aus.
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