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Am Pannenstreifen der Stromer-Autobahn: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Monica Raymunt über gebremste Akzeptanz. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Eine Frage des Timings

Von Klimaschützern über Regierungen bis hin zu Elon Musk sangen in den letzten Jahren alle das hohe Lied der Zukunft des Elektroautos. Selbst die Titanen der Verbrenner-Ära lenkten ein und kündigten die Umstellung auf batteriebetriebene Fahrzeuge an. Doch nun ebbt die erste große Welle der breiten Elektroauto-Euphorie ab, und die Autobauer kämpfen darum, die Flamme der Begeisterung für die Technologie am Leben zu erhalten — und das nicht nur bei den Verbrauchern, sondern auch bei den Investoren.

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Renault und Volkswagen finden jetzt womöglich heraus, dass gerade vielleicht nicht der beste Zeitpunkt ist, sich mit diesem Geschäft an die Börse zu wagen. Die Franzosen blasen den IPO ihrer Stromersparte mit dem schönen Namen Ampere ganz offiziell ab, weil sie ihn nur mit einem Abschlag auf die eigenen Preisvorstellungen hätten durchziehen können. VW legt informierten Kreisen zufolge die Gespräche über den offiziell noch gar nicht angestoßenen Börsengang seiner Batteriesparte namens — leider nicht Ohm, sondern — PowerCo auf Wiedervorlage.

Der Markt für Stromer ist nach wie vor geprägt von hohen Preisen und schnellen Veränderungen in der Batterietechnologie, was viele Verbraucher veranlasst, auf die nächste Generation günstigerer und fortschrittlicherer Modelle zu warten. Bei VW heißt das mit Blick auf einschlägige Erfahrungen der Vergangenheit wohl auch, dass PowerCo erstmal den Verbrauchern beweisen muss, dass seine Zellen mit BYD und CATL konkurrieren können, bevor man bei den Investoren anklopfen kann.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Alexander Kell und Stephan Kahl: Schlusslicht Deutschland, Holcim-Weckruf, Arbeit mit Hirn, Sparkassen vs. Chase, und Deutschland AG gegen AfD.

Schlusslicht Deutschland

Heute ist großer BIP-Tag und die Daten aus den EU-Staaten zeigten, dass sowohl die italienische als auch die spanische Wirtschaft Ende 2023 stärker als erwartet wuchsen. Frankreich entging knapp einer Rezession. Wie erwartet blieb Deutschland der Schwachpunkt. Das BIP schrumpfte im Schlussquartal 2023 um 0,3%, was der vor zwei Wochen veröffentlichten ersten Schätzung entsprach. Besonders die Investitionen in Bauten und in Ausrüstungen waren laut Destatis deutlich niedriger als im Vorquartal. Deutsche-Bank-Chef Sewing schiebt eine Teilverantwortung hierfür der AfD zu, die internationale Investoren verschrecke (mehr dazu unten). Die Euro-Daten zeigen das Bild “einer Wirtschaft, die kämpft, aber nicht unter der Last der höheren Finanzierungskosten zusammenbricht”, so Bloomberg-Ökonomin Maeva Cousin. Der EZB kaufe das Zeit, mit einer Zinssenkung sei erst im Juni zu rechnen. In Spanien steigen die Preise kräftiger als erwartet. In der Schweiz dürfte sich die Teuerung laut SNB-Präsident Jordan in diesem Monat beschleunigt haben, aber im Zielbereich der Notenbank geblieben sein. “Sie sollte aber nicht über 2% hinaus ansteigen. Das ist das Basisszenario”, so Jordan gegenüber dem Fernsehsender SRF.

Holcim-Weckruf

Immer mehr europäische Unternehmen ziehen eine Notierung in den USA in Betracht. Der Plan von Holcim, das Nordamerikageschäft abzutrennen und in New York an die Börse zu bringen, ist laut dem Schweizer Börsenchef Jos Dijsselhof ein Weckruf. “Wir nehmen unsere Emittenten oder unsere börsennotierten Unternehmen manchmal etwas zu sehr als selbstverständlich hin” sagte er im Bloomberg-Interview. Zwar sei die Steuersituation in Europa nicht hilfreich, aber die Börse müsse auch selbst mehr tun, etwa beim Aufbau von Beziehungen in die Chefetagen hinein. “Der einzige Markt, der den Investoren heute wirklich wichtig ist, sind die USA”, meint hingegen Bloomberg-Kolumnist Chris Bryant. Die europäischen Börsen sollten sich Sorgen machen, denn Widerstand gegen die Hegemonie der US-Kapitalmärkte scheine zwecklos. Mehr europäische Unternehmen würden gen New Yorker pilgern. Allerdings sei Holcim auch ein Sonderfall, erstens, weil der Konzern von US-Subventionen profitiere, und zweitens, weil das Baustoffgeschäft ein sehr lokales Geschäft sei. Dennoch stünden die europäischen Manager bei der Verteidigung der transatlantischen Bewertungslücke insgesamt auf verlorenem Posten.

Arbeit mit Hirn

Elon Musks Startup Neuralink hat den ersten Patienten mit einem Gehirnimplantat versehen, das es ihm ermöglichen soll, mit Gedanken einen Computer zu steuern. Wie Musk über seinen Kurznachrichtendienst X wissen ließ, erholt er sich gut und die Erkennung von Neuronensignalen sei vielversprechend. Dem ersten Implantat beim Menschen gingen umfangreiche Tierversuche voraus. Dabei wurde beispielsweise ein Affe auf Computerspiele trainiert: Auf die Interaktion mit Joystick und Saft-Strohhalm zur Kalibrierung folgte die Steuerung rein über das Gehirn. Beim Zeitplan geriet Neuralink indessen in Rückstand. Musk hatte schon für das Jahresende 2019 das erste Implantat beim Menschen angekündigt. Die australische Firma Synchron hat bereits zwei gelähmten Patienten ermöglicht, eine Computerumgebung durch Gedanken zu bedienen. Der Wettbewerber Precision Neuroscience indessen setzt auf einen ultradünnen Chip, der minimalinvasiv in den Schädel eingesetzt wird. Die Möglichkeiten solcher Technik umreißt Musk so: “Stellen Sie sich vor, Stephen Hawking könnte schneller kommunizieren als ein Schnellschreiber oder Auktionator.”

Sparkassen vs. Chase

Wenn mit JPMorgan Chase die größte US-Bank einen Angriff auf den deutschen Retailbanking-Markt plant und hier auf die geballte Macht der Sparkassen (und Genobanken) trifft, dann steht für beide Seiten so einiges auf dem Spiel. Kein Wunder also, dass sich die Amerikaner mit den Vorbereitungen für Chase — wie die Privatkundenbank in Deutschland heißen soll — sehr viel Zeit lassen und ein genauer Starttermin noch immer nicht verkündet worden ist. Die Sparkassen ihrerseits zeigen sich nach außen gelassen, geben aber zu, dass sie das Treiben des US-Konzerns sehr wohl im Blick haben. Schließlich könnte er Finanzkraft und Ausdauer mitbringen, um zu einem wichtigen Player auf dem hiesigen Markt zu werden. “Auch große US-Finanzkonzerne kochen nur mit Wasser. Aber es wäre natürlich arrogant, das nicht genau zu beobachten”, erklärt jetzt der Präsident der Ost-Sparkassen, Ludger Weskamp. Ähnlich hatte sich auch Ulrich Reuter, der heutige Präsident der gesamtdeutschen Sparkassen, schon im Oktober geäußert. Er verwies darauf, dass nicht jeder Markteintritt auf dem deutschen Retailmarkt notwendigerweise erfolgreicher sei. Zugleich forderte er den Sektor auf, den geplanten Marktstart ernst zu nehmen.

Deutschland AG gegen AfD

Mit Christian Sewing hat sich nun auch Deutschlands oberster Banker in die Front gegen die AfD eingereiht. Beim Neujahrsempfang der Deutschen Bank in Berlin ließ der Vorstandschef keinen Raum für Auslegung: “Schauen Sie in das Programm der AfD”, so Sewing: “Ihre Konzepte führen direkt in den wirtschaftlichen Abstieg”. Einwanderung, Europa, Globalisierung, Klimawende — all das sei für den Standort nötig, und die Haltung der AfD dazu für ihn schädlich. Vor Sewing hatten sich schon Manager von Infineon, SAP, Evonik, Siemens und selbst Uli Hoeneß vom FC Bayern München ähnlich geäußert. Ein bisschen überraschend ist das schon, da die AfD ja seit jeher durchaus bemüht ist, sich als wirtschaftsfreundlich zu präsentieren. Auch das Gros ihres Führungspersonals versprüht nicht wirklich die Aura und Rhetorik von Volkstribunen wie Donald Trump. Möglicherweise ist es auch eher die Deutschland AG, die mit Rechtsaußen nichts anfangen kann, die Deutschland GmbH von Mittelstand und Kleingewerbetreibenden hingegen schon? Ob auch in den Meinungen des Wahlvolks insgesamt etwas in Bewegung gekommen ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Was sonst noch so passiert ist

  • UBS nicht zu groß

  • Weniger US-Schulden

  • Lieferdienst verschlankt sich

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