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OMV, Abu Dhabi schmieden offenbar $30 Milliarden schweren Chemieriesen

(Bloomberg) -- Die Wiener OMV AG und das Emirat Abu Dhabi prüfen einen Zusammenschluss von Borouge Plc und Borealis AG, durch den ein Chemie- und Kunststoffunternehmen im Wert von mehr als 30 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) geschaffen würde, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Die Eigentümer seien dabei, die mögliche Bewertung und Struktur eines kombinierten Unternehmens zu erörtern und könnten in den kommenden Wochen die Eckpunkte für formelle Fusionsverhandlungen erarbeiten, sagten die Personen. Die Gespräche liefen seit mehreren Monaten mit Unterbrechungen und könnten sich noch verzögern oder scheitern, hieß es.

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Borealis mit Hauptsitz in Wien gehört zu 75% der OMV, der Rest wird von der Abu Dhabi National Oil Co. (Adnoc) gehalten. Die in Abu Dhabi börsennotierte Borouge wiederum ist eine Partnerschaft zwischen Adnoc und Borealis und hat einen Marktwert von etwa 22 Milliarden Dollar. Abu Dhabi ist außerdem mit 24,9% der zweitgrößte OMV-Aktionär nach dem österreichischen Staat.

OMV und Adnoc diskutierten eine mögliche Bewertung von etwa 10 Milliarden Dollar für Borealis, einschließlich des Borouge-Anteils, so die Personen. Unter Berücksichtigung möglicher Synergien könnte die Gesamtbewertung des kombinierten Unternehmens 30 Milliarden Dollar übersteigen, heißt es weiter. Der genaue Wert und die Eigentümerstruktur seien die beiden wichtigsten Hürden für eine Einigung und können sich noch ändern.

Die OMV-Aktie stieg am Dienstag um bis zu 9% und stand um 15:38 Uhr in Wien mit 5,6% im Plus bei 42,06 Euro. Die Anteilsscheine waren damit auf Kurs für den größten Tagesgewinn seit Oktober.

Kunststoff-Ambitionen

Das potenzielle Geschäft würde sich in ein umfassenderes Vorhaben der Vereinigten Arabischen Emirate einfügen, das darauf abzielt, Investitionen und Technologie anzuziehen sowie neue Industrien und Produktionskapazitäten aufzubauen. Das Staatsunternehmen Adnoc hat ein Raffinerie- und Chemiezentrum in Abu Dhabi ausgebaut, um zusätzliche Absatzmärkte für seine Erdöl- und Erdgasproduktion zu erschließen und Kunststoffe für Konsumgüter herzustellen.

Abu Dhabi und die OMV verhandelten noch darüber, ob sie gleiche Anteile an dem fusionierten Unternehmen haben werden. Sie könnten sich jedenfalls vorstellen, dass beide Seiten gleichberechtigte Kontrolle über das Board und die Entscheidungsprozesse haben. Ein Szenario sehe vor, dass sowohl das Emirat als auch der österreichische Ölkonzern vergleichbare Anteile von unter 50% halten, während der Rest an der Börse gehandelt werden könnte.

Die österreichische Seite würde es bevorzugen, den Hauptsitz in Europa zu haben, wo sich der Großteil der Aktivitäten befindet, selbst wenn das kombinierte Unternehmen in Abu Dhabi notiert würde, sagten die Personen. Vertreter von Adnoc und OMV lehnten eine Stellungnahme ab. Vertreter von Borealis und Borouge konnten nicht sofort für einen Kommentar erreicht werden.

Borouge wurde im vergangenen Jahr über einen 2 Milliarden Dollar schweren IPO an die Börse gebracht. Das Unternehmen, das Spezialkunststoffe für die Herstellung von Industrie- und Konsumgütern produziert, erzielte 2022 einen Umsatz von 6,7 Milliarden Dollar. Borealis beschäftigt etwa 7.600 Mitarbeiter und stellt Kunststoffe, Chemikalien und Düngemittel her. Laut der Borealis-Website erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz und sonstige Einnahmen von 12,2 Milliarden Euro.

Ein Zusammenschluss würde den Unternehmen eine beträchtliche Größe verleihen, um im Wettbewerb bestehen zu können, die Eigentümerstruktur vereinfachen und mehr Flexibilität für Investitionen und Expansion in Asien schaffen, wo die Nachfrage nach Chemikalien und Kunststoffen weiter steigt. Angesichts der verschiedenen Interessengruppen, einschließlich der Regierungen, ist eine endgültige Einigung jedoch nicht gesichert.

Der potenzielle Deal kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für die OMV, die sich von einem der größten mitteleuropäischen Öl- und Gaskonzern in ein integriertes grünes Unternehmen verwandeln will, das sich auf Chemikalien, Recycling und Infrastruktur für Elektrofahrzeuge konzentriert. Im Februar dieses Jahres bestätigte die OMV einen Bericht von Bloomberg News, wonach es im Rahmen dieser Umstellung den Verkauf einiger Explorations- und Produktionsanlagen erwägt.

Adnoc hat sich intensiv um Transaktionen in diesem Bereich bemüht. Chief Executive Officer Sultan Al Jaber hat Kreisen zufolge im vergangenen Monat ein vorläufiges Übernahmeangebot in Höhe von 12 Milliarden Dollar für den Leverkusener Polymerhersteller Covestro AG unterbreitet, so Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Das Management des Zielunternehmens lehnte das Angebot als zu niedrig ab, signalisierte aber, dass es bereit sei, über das Geschäft zu besseren Bedingungen zu diskutieren.

Das Unternehmen aus Abu Dhabi setzt Kreisen zufolge seine Bemühungen um eine mögliche Übernahme von Covestro fort und prüft seine nächsten Schritte. Adnoc wird wahrscheinlich schon in den nächsten Wochen entscheiden, ob es seine Offerte für Covestro erhöht, so die Personen. Ein Sprecher von Covestro konnte nicht sofort zur Stellungnahme erreicht werden.

Covestro notierten um 16:50 Uhr in Frankfurt mit einem Minus von 1% bei 47,45 Euro und grenzten damit frühere Verluste ein.

Adnoc, die fast das gesamte Öl der Vereinigten Arabischen Emirate fördert, plant Investitionen in Höhe von 150 Milliarden Dollar, um die Produktionskapazitäten für Rohöl, Erdgas und Chemikalien zu erweitern. Das Unternehmen investiert auch in CO2-arme Energie.

Überschrift des Artikels im Original:Abu Dhabi, OMV Said in Talks to Form $30 Billion Chemicals Giant

(Ergänzt um VAE-Ambitionen im Bereich Kunststoffe, Details zu anhaltendem Interesse an Covestro)

©2023 Bloomberg L.P.