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Oliver Samwer warnt vor Insolvenzen im Start-up-Portfolio

In der Coronakrise könnten sich mehr Ideen junger Unternehmen als Fehlschlag erweisen. Doch Rocket-Chef Samwer sieht auch Chancen – etwa bei Digital Health.

Die Coronakrise geht auch am Start-up-Konzern Rocket Internet nicht spurlos vorbei. Vorstandschef Oliver Samwer erwartet nicht nur weniger Wachstum für sein Unternehmen, sondern auch mehr Insolvenzen unter den gut 200 jungen Firmen in seinem Portfolio.

„Die negativen Auswirkungen auf unser Netzwerk von Unternehmen ist schwer absehbar“, schränkte der 45-Jährige am Freitag in Berlin bei der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns aber ein. Und gab Hoffnung: Gerade in vergangenen Krisen seien vielversprechende Ideen entstanden.

Geschäftsmodell des MDax-Konzerns ist der Aufbau von Start-ups, um diese nach einigen Jahren gewinnbringend zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Dazu gehört auch in normalen Zeiten, dass Ideen scheitern – in der Krise könnten es aber mehr Fehlschläge werden.

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Erstmals fand die Hauptversammlung wegen der Coronamaßnahmen digital statt. Entsprechend kam es zu weniger Kontroversen als im Vorjahr, als Aktionärsschützer mehr Transparenz forderten und die Mieter einer Konzernimmobilie protestierten.

Im Mittelpunkt der vorab eingereichten Fragen der Aktionärsvertreter stand die generelle Strategie. Schließlich sind die großen Gründungen der vergangenen Jahre inzwischen an den Börsen. Bislang hat Samwer die Börsengänge der Lieferdienste Delivery Hero und Hellofresh sowie der E-Commerce-Unternehmen Westwing und Home24 begleitet.

Im vergangenen Jahr gingen zudem die Global Fashion Group und Jumia an die Börse. Beide machen E-Commerce in Schwellenländer. Sie verzeichneten bislang einen eher enttäuschenden Kurs an der Börse.

Keine Details zu neuen Ideen

Weitere Börsengänge seien in den kommenden beiden Jahren nicht geplant, sagte Samwer – und gab sich geheimnisvoll: Seine jüngsten Ideen wolle er noch nicht vorstellen. „Viele unserer neugegründeten Unternehmen sind noch sehr jung. Wir wollen ihnen Zeit geben, sich am Markt zu etablieren, bevor wir sie hier auf den großen Bühne präsentieren“, sagte er.

Für die Start-up-Szene mit ihren vielen Pitch-Events ist das eher ungewöhnlich – und ein Privileg von Rocket Internet mit seinen gut gefüllten Kassen, das nicht lautstark auf Investorensuche gehen muss. Allein 2,1 Milliarden Euro Bar-Reserven standen Ende März in der Bilanz, dazu 400 Millionen Euro Wertpapiere. Dabei liegt die gesamte Marktkapitalisierung des Konzerns an der Börse bei nur knapp 2,5 Milliarden Euro. Den Zeitwert von 1,1 Milliarden Euro, auf den Samwer die Beteiligungsunternehmen schätzt, spiegelt der Aktienkurs also nicht wider.

Argwohn erregte, dass Samwer den Unternehmenszweck in der Satzung das zweite Jahr in Folge allgemeiner fassen ließ. „Wird Rocket Internet eine Art Hedgefonds, der alles macht, was der Großaktionär Oliver Samwer gerade spannend findet?“, fragte der Investor Christian Röhl.

Samwer stellte klar: „Wir werden nicht zum Investmentfonds – im Gegenteil.“ Rocket Internet wolle im Kern weiterhin eigene Unternehmen aufbauen – allerdings breiter als in früheren Jahren, in denen vor allem Geschäftsmodelle rund um den E-Commerce im Mittelpunkt standen. Inzwischen habe die Digitalisierung weite Felder erreicht, daher wolle sich Rocket Internet keine Fesseln anlegen, sagte er.

Auftritt mit offenem Hemdkragen

Wichtiger würden etwa Angebote für Geschäftskunden oder Fintechs. Auch im Bereich Digital Health will Samwer mehr tun. „Wir sind bei wenigen jungen Unternehmen in dem Bereich beteiligt, weil wir selbst dazulernen wollen“, sagte er.

Skeptischer zeigte er sich beim einstigen Hype-Thema Blockchain und Kryptowährungen. Von den meisten Modellen sei er „nicht voll überzeugt“. „Vielleicht kommt ja bald eine Killeranwendung – ausschließen will ich das nicht“, schränkte er ein. Schließlich seien viele intelligente Menschen von der Technik fasziniert.

Zur Vermutung, er wolle Rocket Internet von der Börse nehmen, äußerte sich Samwer nicht eindeutig. Das Unternehmen äußere sich grundsätzlich nicht zu Spekulationen, sagte er.

Virtuell lief die Hauptversammlung deutlich gestrafft, und anders als im Vorjahr verzichtete Samwer auf eine Krawatte. Dennoch soll das Aktionärstreffen 2021 nach Möglichkeit wieder im Rocket Tower in Berlin stattfinden. „Lassen Sie uns versichern, dass wir Sie lieber von Angesicht zu Angesicht begrüßt hätten“, verabschiedete der wiedergewählte Aufsichtsratschef, der frühere Medien-Manager Marcus Englert, die Aktionäre.

Immerhin aber sei neu geschaffene Möglichkeit der virtuellen Hauptversammlung ein Schritt hin zu mehr Normalität.