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Nager statt Neger? Diskussion um Ortsnamen im Sauerland

Kann ein Ortsname rassistisch sein? Diese Debatte ist nicht neu, kochte jedoch vor allem in diesem Jahr wieder hoch. Aktueller Aufhänger der Diskussion ist der Ort Neger im Sauerland, der in den Augen vieler seinen Namen ändern sollte. Anders sieht dies unter anderem der Bürgermeister.

Das Ortsschild des Ortsteils Unterneger, das zu dem Ort Neger bei Olpe gehört (Bild: Jonas Güttler/dpa)
Das Ortsschild des Ortsteils Unterneger, das zu dem Ort Neger bei Olpe gehört (Bild: Jonas Güttler/dpa)

2020 war nicht nur Corona-Jahr, sondern auch ein Jahr voller Proteste gegen, Debatten um und Diskussionen über Rassismus, ausgelöst von Fällen tödlicher Polizeigewalt, einschließlich der Morde an George Floyd und Breonna Taylor in den USA. Auch das Thema Alltagsrassismus rückte dabei immer mehr in den Vordergrund, was nicht nur Markennamen, sondern gerade in Deutschland auch Ortsnamen auf den Tisch bringt. Ortsnamen wie Mohrkirch in Schleswig-Holstein, Groß Mohrdorf in Mecklenburg-Vorpommern - oder eben Neger im nordrhein-westfälischen Sauerland.

Der Ort gehört zu Olpe und liegt im Negertal und ist unterteilt in Unterneger, Mittelneger und Oberneger. Seit 700 Jahren trägt die 400-Seelen-Ortschaft diesen Namen und das ohne rassistischen Hintergrund. Mit dem Wandel der Wortbedeutung werden jedoch immer wieder Forderungen nach einer Umbenennung wach.

Bürgermeister betont: “Rassismus hat hier keinen Platz” - unabhängig vom Namen

Der Name sorge immer wieder für Nachfragen, bestätigte auch der Bürgermeister von Olpe, Peter Weber, der dpa. Nach Floyds Tod im Mai seien mehrere Schreiben eingegangen, die eine Umbenennung gefordert hatten, wie er weiterhin sagte. Auch Ortschilder seien beschmiert worden.

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Namensänderung aus anderem Grund: Asbestos heißt jetzt "Val-des-Sources"

Er selbst sehe jedoch keine Veranlassung, “einen seit Jahrhunderten etablierten Ortsnamen zu ändern”. Wichtiger als ein Name sei die Einstellung der Bürger, und die des gesamten Negertals hätten immer wieder bewiesen, dass bei ihnen “Rassismus keinen Platz hat”.

Dass die Namensgebung keinen rassistischen Hintergrund hat, bestätigte der dpa auch Namensforscher Markus Denkler vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Zwar sei der Stamm “Nag-”, aus dem sich der Ortsname wie auch der des Flusses Neger hergeleitet hat, nicht eindeutig zuordnen. Vom lateinischen “niger” (schwarz, dunkel), aus dem sich das N-Wort gebildet hat, stamme es jedoch nicht ab.

Wie soll es stattdessen heißen?

Für den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch ist jedoch die heutige Wortbedeutung des Ortsnamen und wie verletzend er wirken könne entscheidender. “Das N-Wort ist extrem herabwürdigend, es ist in der deutschen Sprache eines der als am schlimmsten diskriminierend empfundenen Worte überhaupt”, sagte er der dpa. Den Bewohnern soll kein Vorwurf gemacht werden, wohl aber könne man ihnen einen “Perspektivenwechsel abverlangen”.

Kommentar: Wenn Logos Rassismus in sich tragen

Ähnlich äußert sich auch Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland: “Es geht nicht darum, die Bewohner in eine Verteidigungsposition zu bringen. Aber sie sollten sich zum N-Wort verhalten.”

Stefanowitsch hat indes einen Vorschlag, wie der Ort zukünftig heißen könnte. Wenn sich sein Name ohnehin vom Wortstamm “Nag-” ableite, solle er zukünftig eben Nager heißen, und die dazugehörige Region Nagertal.

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