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Nachhaltiges Investieren liegt im Trend – Konzerne stehen auf dem Prüfstand

Großanleger sagen der Umweltzerstörung den Kampf an. Sie fordern Unternehmen auf, Informationen über die ökologischen Folgen ihrer Aktivitäten zu liefern. Hinter der Initiative, die am heutigen Montag veröffentlicht wird, stehen 88 Großinvestoren, die insgesamt rund zehn Billionen Dollar an Kundenkapital repräsentieren.

Die Informationen sind für eine der weltweit größten Datenbanken auf diesem Gebiet bestimmt. Die Rede ist von CDP, früher Carbon Disclosure Project. „Um mit ökologisch bedingten Anlagerisiken umgehen zu können, brauchen auch die Investoren erst einmal die nötige Info-Basis“, argumentiert Emily Kreps, Leiterin der Investoren-Initiative der gemeinnützigen Organisation.

Bisher liefern über 7.000 Firmen sowie Städte, Regionen und Länder Daten an das CDP. „Wir machen jetzt mit unserer Initiative zum ersten Mal die Verweigerer öffentlich“, sagt Kreps in New York. Insgesamt stünden 707 Unternehmen auf der Negativliste. Darunter seien bekannte Namen wie Exxon Mobil, BP, Chevron, Amazon, Volvo, Alibaba, Quantas Airways und die Palmölfirma Genting Plantations.

„Wichtig sind in dieser Liste gerade die Konzerne mit großer wirtschaftlicher Bedeutung und gleichzeitig hohem Börsenwert“, unterstreicht die CDP-Expertin. So frage man bei Amazon und Alibaba schon seit vielen Jahren nach Daten. Doch bisher sei nichts passiert. Anders liege der Fall bei Ölkonzernen wie Exxon Mobil, BP und Chevron. Diese hätten seit einigen Jahren Informationen geliefert, das aber im vergangenen Jahr gestoppt. Mit Munich Re habe auch ein wichtiger deutscher Konzern keine Daten übermittelt. „Das wundert uns, weil der Versicherer eigentlich eine Pionierrolle auf dem Nachhaltigkeitsfeld hat“, urteilt Kreps.

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Zur Investorengruppe hinter CDP gehört HSBC Global Asset Management. Thomas O’Malley als Experte aus dem Hause beschreibt die Stoßrichtung der Initiative: „Mit der Offenlegung der Daten können Anleger erst feststellen, wie gut Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsrisiken im Griff haben.“ Und mit dem geballten Kapital steigt auch die Erfolgsaussicht solcher Vorstöße. Das macht Vincent Hamelink klar, Chefstratege beim Asset-Manager Candriam: „Gemeinsame Initiativen sind wichtig für die Durchschlagskraft, sie senden eine starke Botschaft.“

Zwei-Grad-Ziel steht im Blickpunkt

Der aktuelle CDP-Vorstoß schließt nahtlos an mehrere Initiativen an, die dem Pariser Klimagipfel in Paris vor dreieinhalb Jahren folgten. Auf der damaligen UN-Konferenz verpflichteten sich über 150 Staats- und Regierungschefs, die Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.

„Paris war die Initialzündung auch auf Investorenseite, und die Bewegung hat in der jüngsten Zeit durch ‚Fridays for Future‘ noch einen weiteren Schub bekommen“, sagt Janne Werning, Nachhaltigkeitsanalyst beim Fondshaus Union Investment. Kern der Klimadebatte sind die Emissionen von Treibhausgasen. Vor allem beim Verbrennen von Öl und Kohle entsteht Kohlendioxid, kurz CO2. Deshalb stehen gerade Energiekonzerne und Autounternehmen in der Diskussion.

Im Finanzsektor versuchen Vermögensverwalter, sich auf die daraus entstehenden Herausforderungen bei der Geldanlage einzurichten. Immer mehr Großinvestoren sehen die Klimaeffekte als wichtigen Teil des Risikomanagements und bauen es in ihre Firmenanalysen ein. Deshalb sagt Werning: „Ob solche Daten vorliegen, ist für uns ein wichtiger Punkt bei der Abstimmung auf Hauptversammlungen. Wir fordern die Teilnahme am CDP-Projekt, bei Ablehnung würden wir in letzter Konsequenz dem Aufsichtsrat die Entlastung verweigern.“

Nachhaltiges Investieren ist ein großer Trend im Asset-Management. Unter dem Stichwort prüfen Geldverwalter beim Unternehmens-Check über ökologische Fragen hinaus auch die soziale Verantwortung von Unternehmen und eine gute Firmenführung ab. Diese drei Prüfpunkte werden nach ihrem englischen Sprachursprung häufig im Kürzel ESG gebündelt.

Neben dem CDP ist bei den Klimathemen eine relativ junge Initiative unter dem Label „Climate Action 100+“ aktiv. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von 343 Investoren mit 33 Billionen US-Dollar Kapital. Die Gruppe will ebenfalls die Umsetzung des Pariser Zwei-Grad-Ziels fördern. Ihre Mitglieder suchen jedoch den direkten Dialog mit Unternehmen. Hier und da war das bereits erfolgreich, wie Werning berichtet.

„Shell hat sich in diesem Jahr zu einer CO2-Reduktion verpflichtet und zehn Prozent der Vorstandsvergütung an die Erreichung dieses Ziels gekoppelt“, berichtet der Experte. Auch bei Unternehmen wie RWE und BASF sei man vorangekommen. Beide wollten prüfen, ob ihre eigene Lobbyarbeit mit den Pariser Klimazielen in Einklang stehe.

Ein drittes Projekt ist die „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“, kurz TCFD. Diese Initiative setzt sich für die aktive Einbeziehung von Klimarisiken in die Firmenstrategie und eine einheitliche Berichterstattung dazu ein. Bestimmte deutsche, kapitalmarktorientierte Großunternehmen müssen seit kurzer Zeit eigene Nachhaltigkeitsberichte vorlegen. Die deutsche Beratungsfirma Cometis hatte im Mai die bisher vorgelegten Reports von 131 Unternehmen aus der Dax-Familie untersucht. „Viele Berichte enthalten leider oft Worthülsen. Messbare Daten zur Nachhaltigkeitsperformance werden zu selten berichtet“, resümiert Cometis-Vorstand Henryk Deter.

Das vielleicht ehrgeizigste Projekt startete die Europäische Kommission. Der EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen nimmt auch die Anlagebranche in die Pflicht. Ein Kernziel: Die Kapitalflüsse sollen den Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft fördern. Dazu sind zehn Maßnahmen vorgesehen. Es geht etwa um die stärkere Integration von Nachhaltigkeit ins Risikomanagement, in Ratings und Marktanalysen.

Eine besondere Herausforderung ist die Einteilung von Unternehmen in „grüne“ und weniger „grüne“ Firmen. Der Plan geht auch insoweit über bisherige regulatorische Vorstöße hinaus, als das Thema Nachhaltigkeit in die Anlageberatung einbezogen werden soll. Hier ist also ausdrücklich der Privatanleger betroffen. Der wird in Zukunft eine Zusatz-Info zu Finanzprodukten bekommen. Falls die Angebote besonders nachhaltig sind, bekommen sie ein grünes Label.

So greifen die Initiativen zur Erhaltung der Lebensgrundlagen auf immer größere Bereiche des Finanzsektors zu. Das ist ein weites Feld und reicht von Kreditinstituten, Unternehmen, Ratingagenturen, Altersvorsorgeeinrichtungen und Geldverwaltern bis zu den Notenbanken. Für CDP-Expertin Kreps ist klar: „Wir reden über das gesamte Ökosystem im Finanzbereich.“

Mehr: Überraschend konnte Scott Morrison sein Amt behaupten und führt Australien weiterhin als Premierminister. Ein Umdenken im Klimaschutz wird es nicht geben.