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Lufthansa ist gut gerüstet für einen schwierigen Markt

Die Mehrzahl der Analysten empfiehlt die Lufthansa-Aktie zum Kauf. Im Vergleich zu den Wettbewerbern ist das Papier günstig bewertet.

Carsten Spohr ist stolz auf das, was in den zurückliegenden drei Jahren geschafft wurde. „Wir präsentieren Ihnen heute eine Lufthansa-Gruppe, die in allen Bereichen moderner geworden ist, die deutlich effizienter geworden ist und profitabler“, rief der Konzernchef seinen Aktionären auf der Hauptversammlung Anfang Mai zu. Und der CEO ist froh darüber, dass er den Anteilseignern von diesem Erfolg etwas abgeben kann. „Die Lufthansa-Aktie war im vergangenen Jahr der Gewinner im Dax. 150 Prozent Kurssteigerung, so viel wie nie zuvor in einem Jahr.“

Das Problem: Zum Zeitpunkt dieser Rede war der Erfolg schon wieder Vergangenheit. Gut 17 Prozent hatte das Lufthansa-Papier am Tag der Hauptversammlung im Vergleich zum Jahresbeginn verloren. Mittlerweile beträgt das Minus sogar über 30 Prozent. Ist die Party also schon wieder vorbei? Droht eine neue Durststrecke, eine Phase, die die so lange Zeit gebeutelten Lufthansa-Aktionäre nur allzu gut kennen?

Wahrscheinlich nicht. Richtig ist: Eine Wiederholung des absoluten Ausnahmejahrs 2017 ist ausgeschlossen. Das war von vielen Sondereffekten geprägt, die einmalig waren. Dazu zählte natürlich die Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin. Aber auch die Einigung in den Tarifkonflikten mit dem fliegenden Personal war eine solche Nachricht, die dem Kurs 2017 Auftrieb gab.

Der aktuelle Kursrückgang zeigt, dass die Investoren nun wieder auf ein normales Jahr schauen. Und das ist eher von Gegenwind als von Rückenwind geprägt.

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Zum einen ist der Wettbewerb im europäischen Luftverkehr groß – und wird sogar immer noch größer. Mit Alitalia, Air Berlin und Monarch meldeten zwar gleich drei Airlines Insolvenz an. Doch die damit verbundene Konsolidierung sorgt dafür, dass die verbleibenden Anbieter größer werden und noch machtvoller um Kunden und Marktanteile kämpfen. Zum anderen steigen die Kosten für Kerosin, da Rohöl innerhalb von zwölf Monaten rund 50 Prozent teurer geworden ist.

Hinzu kommt: Die Pleite von Air Berlin verursacht immer noch heftige Nachwehen. Weil es länger dauert, die Jets der einst zweitgrößten deutschen Airline auf die neuen Besitzer umzuschreiben, fehlt es an Gerät.

Auch Crews sind Mangelware. Die sehr aggressiv geplanten Sommerflugpläne können nicht eingehalten werden. Die Zahl der Verspätungen und Flugausfälle ist rasant gestiegen. Vor allem die Lufthansa-Tochter Eurowings hat zu kämpfen. Auch das drückt die Stimmung.

Dennoch ist Lufthansa für das rauere Jahr 2018 gut gerüstet, besser auf jeden Fall als noch vor einigen Jahren. Deshalb gilt: Lufthansa und damit die Aktie haben weiter Potenzial. Das zeigt sich auch in den Bewertungen der Analysten.

Trotz steigender Skepsis gegenüber der Luftfahrt allgemein spricht die Mehrheit der Analysten für die Lufthansa-Aktie eine Kaufempfehlung aus. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei gut 29 Euro, gemessen am aktuellen Kurs von knapp 21 Euro gibt es also noch Luft nach oben.

Flugzeuge gut gebucht

Experten wie Malte Schulz von der Commerzbank verweisen dabei unter anderem auf aktuelle Passagierzahlen, die der Konzern kürzlich vorgelegt hat. Danach konnte die „Hansa“ die Zahl der beförderten Fluggäste im Mai gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 12,9 Millionen steigern. Die Auslastung der Jets legte um 0,4 Prozentpunkte auf 79,4 Prozent zu. Je stärker ein Flugzeug gebucht ist, desto höher ist auch der Gewinn, der bei dem Flug abfällt.

Noch wichtiger: Die Ticketpreise scheinen bisher währungsbereinigt stabil zu bleiben. Der befürchtete weitere Verfall der Ticketpreise aufgrund des hohen Wettbewerbs bleibt bislang also aus. Schulz von der Commerzbank spricht von einem „starken Passagierwachstum“ und „soliden Durchschnittserlösen“.

Das sind gute Nachrichten. Denn auch wenn Lufthansa den wichtigen Heimatmarkt mit der Übernahme von Teilen von Air Berlin abgesichert hat, konnten Spohr und sein Team nicht verhindern, dass der Wettbewerb zunimmt. Denn statt mit einer schwächelnden Air Berlin hat die „Hansa“ es nun mit zwei starken Billiganbietern zu tun. Easyjet angelte sich wichtige Betriebsteile von Air Berlin am Standort Berlin und greift Lufthansa sowie deren Tochter Eurowings von der Bundeshauptstadt aus auch auf Inlandsstrecken an.

Ryanair wiederum hat sich über den Einstieg bei Laudamotion, der Nachfolgegesellschaft der früheren Air-Berlin-Tochter Niki, Zugriff auf den Standort Düsseldorf gesichert. Dennoch scheinen die Rivalen bislang nicht stark genug zu sein, um Lufthansa an der Preisfront auf breiter Basis unter Druck zu setzen. „Sogar in diesem Umfeld schafft es Lufthansa, mehr Cashflow zu generieren“, sagt Daniel Roeska von Bernstein.

Bleibt das Thema Ölpreis. Lufthansa selbst geht für dieses Jahr von einer Mehrbelastung in Höhe von 600 Millionen Euro aus, einzelne Analysten kalkulieren sogar mit einem Aufwand von bis zu 800 Millionen Euro. Doch auch hier gilt: Lufthansa hat gut vorgesorgt, vor allem durch Hedging.

Ende Februar waren für das laufende Jahr 75 Prozent des erwarteten Spritverbrauchs preislich gesichert, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Zum Vergleich: Der Rivale Air France-KLM weist in seinem Geschäftsbericht für das Kalenderjahr 2018 eine Absicherungsquote von 53 Prozent aus.

Angesichts all dieser Faktoren ist Lufthansa an der Börse trotz der Rally im vergangenen Jahr spottbillig. Sieht man vom kränkelnden Rivalen Air France-KLM ab, ist die „Hansa“ zurzeit sogar die billigste aller größeren Airlines in Europa. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt aktuell 5,1. Die britisch-spanische Airline-Holding IAG kommt auf 6,9, obwohl die Gewinnaussichten hier nicht signifikant besser sind als bei Lufthansa. Ryanair schafft 13,9, Easyjet sogar 15,2.

In den Augen von Roeska von Bernstein ist die „Hansa“ sogar so billig, dass er Lufthansa empfiehlt, mit dem Geld, das gerade gut verdient wird, indirekt das „eigene Unternehmen“ zu kaufen: „Der Aufsichtsrat sollte den ersten Aktienrückkauf in der Geschichte des Unternehmens erwägen.“ Er sei jedenfalls überzeugt, dass es keine besseren Ziele für Investitionen gebe. Auch eine Übernahme des Rivalen Norwegian kann Roeska nicht empfehlen.

Ob sich die Lufthansa-Führungsgremien zu einem Rückkauf eigener Aktien durchringen werden, ist allerdings offen. Bislang gibt es dazu keine offiziellen Aussagen. Aber eines haben Spohr und seine Kollegen Anfang Mai von der Hauptversammlung mitgenommen: den Unmut vieler Aktionäre über die niedrige Dividende. 80 Cent gab es für das Superjahr 2017. Viele hätten gerne mindestens einen Euro je Aktie gehabt. Ein Aktienrückkauf könnte ein guter Weg sein, die Anteilseigner bei Laune zu halten.