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Konjunkturindex mit trügerischer Erholung: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über einen trügerischen Lichtblick. — Fünf Themen des Tages ist auch als Newsletter erhältlich. Zum Gratis-Abo bitte hier entlang.

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Aufatmen könnte kurz bleiben

Auf den ersten Blick lieferte der ZEW-Index heute einen seltenen Lichtblick. Zum zweiten Mal in Folge schätzen Finanzmarktexperten laut Umfrage die Aussichten für die deutsche Wirtschaft besser ein als im Vormonat — auch wenn der Wert im Negativen bleibt. Allerdings wird die aktuelle Lage etwas negativer gesehen, was die leichte Erholung bei den Erwartungen schon wieder relativiert. Vor allem der Ausblick auf den nahenden Zinsgipfel im Euroraum und in den USA dürfte für ein Aufatmen sorgen.

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Gestern erst fachte die EU-Kommission die Sorgen um die deutsche Wirtschaft mit ihrer neuesten Konjunkturprognose wieder an. Einmal mehr stand der Leithammel der Union mit einer vorausgesagten Schrumpfung in diesem Jahr allein da. Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande werden hingegen weiterwachsen, hieß es aus Brüssel. Allzuviel Pessimismus wollte sich Kommissar Paolo Gentiloni aber nicht hingeben: Deutschlands Wirtschaft sei stark und habe das Potential, sich zu erholen.

Das Thema wird wohl auch auf der dieswöchigen Ratssitzung der EZB einiges an Raum einnehmen. Dass der schwächelnde Motor der Eurozone die Währungshüter von einer weitern Zinserhöhung abhält, ist aber keineswegs ausgemacht. Bundesbankpräsident Joachim Nagel betonte zuletzt stets, er halte die Diagnose von Deutschland als “krankem Mann Europas” für verfehlt. Der Blick der Offiziellen wird sich auch auf die neue Stabsprognose der EZB für die kommenden Jahre richten — vor allem auf den Zeitpunkt, an dem die Inflation endlich wieder den Zielwert von 2% erreicht.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Boris Groendahl: Wirtschaftsflaute drückt Gasnachfrage, Neue Rüstungsaktie in Frankfurt, Windflaute voraus, Dummheit schützt vor Schaden nicht, und Fußball amerikanisch.

Wirtschaftsflaute drückt Gasnachfrage

Erst haben die explodierenden Energiepreise die Industrieproduktion in die Knie gezwungen, nun sorgt der wirtschaftliche Schaden für verhaltene Gasnachfrage. Und das, obwohl der Preis gegenüber den Höchstständen um rund 80% gesunken ist — was immer noch einem Anstieg von fast 40% gegenüber dem Frühjahr 2021 entspricht. Laut S&P Global Commodity Insights dürfte der Gasverbrauch der europäischen Industrie in diesem Jahr etwa 20% unter dem Niveau von 2021 liegen. Für Deutschland schätzt der Verband der Chemischen Industrie, dass die Produktion (ohne Pharma) 2023 um 11% zurückgehen wird. Im Juli erlitt die deutsche Industrie den stärksten monatlichen Rückgang der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe seit der Pandemie. Trotz Sorgen über Streiks in Australien und Wartungsarbeiten in Norwegen geben die europäischen Erdgaspreise nach drei Aufwärtsbewegungen in Folge aktuell wieder nach.

Neue Rüstungsaktie in Frankfurt

Spekulationen gab es schon im Februar, nun ist es offiziell: Der Rüstungszulieferer Renk hat am Dienstagmorgen angekündigt, noch im Jahresverlauf den Börsengang in Frankfurt zu planen. Angeboten werden sollen Aktien der Beteiligungsgesellschaft Triton, die den Hersteller von Getrieben, Antrieben und Kupplungen 2020 vom VW-Konzern übernommen hatte. Der Finanzinvestor will eine Mehrheitsbeteiligung halten. Das Kapitalmarktumfeld scheint günstig, da der Ukraine-Krieg das Rüstungsgeschäft ankurbelt. Renk produziert aber auch Technik für zivile Anwendungen wie etwa Testlösungen für Windkraftanlagen. Die Titel des Militärsensorspezialisten Hensoldt wurden beim IPO 2020 zu 12 Euro platziert, derzeit kosten sie rund 30 Euro. Beim aktuellen Börsengang des britischen Chipdesigners Arm sind die Bücher informierten Kreisen zufolge zehnfach überzeichnet.

Windflaute voraus

Die Kapazität der deutschen Windkraftanlagen ist bis zur dritten Septemberwoche im Durchschnitt nicht einmal zu einem Drittel ausgelastet. Den rund 60.000 Megawatt installierter Nennleistung stehen nach der jüngsten Prognose des ECMWF nur kurzzeitig mehr als 20.000 Megawatt an tatsächlicher Produktion gegenüber, bevor die Produktion wieder abnimmt. Zuvor war für das Ende des Prognosezeitraums ein starker Anstieg auf 40.000 Megawatt vorhergesagt worden. Die GFS-Prognose sieht noch schlechter aus.

Dummheit schützt vor Schaden nicht

¡Qué tontería! Der Verkauf von überkomplexen Finanzprodukten an unterqualifizierte Kunden hat den Banken zwar eine Zeitlang gute Gebührenerträge eingebracht, aber sowohl ihrer Reputation geschadet als auch vermeidbare Kosten verursacht. Bekannt sind noch viele Fälle von Swaps, die in Deutschland oder Österreich vertickt wurden und dort ansehnliche Löcher ins Stadtsäckel zu reißen drohten und zum Teil politische Krisen auslösten. Looking at you, Leipzig, Linz, Salzburg, Österreichische Bundesbahnen. Länger als erhofft bereitet ein ähnlicher Fall der Deutschen Bank in Spanien Kopfzerbrechen. Hier geht es um Devisenswaps, die offenbar überforderten Kleinunternehmen verkauft wurden und die zum Teil tief im Minus stecken. Eine interne Untersuchung der Bank hatte gezeigt, dass eigene Mitarbeiter Kontrollmechanismen umgangen hatten, um die komplexen Produkte zu verkaufen. Einige Banker mussten deshalb ausscheiden und mit vielen Kunden hat sich die Bank schon verglichen.

Fußball amerikanisch

Der Liverpooler Traditionsverein FC Everton steht dem Vernehmen nach kurz vor der Übernahme durch den Fußball-Investor 777 Partners, hierzulande bekannt als Eigentümer von Hertha BSC Berlin. Eine Einigung könnte bereits am heutigen Dienstag bekannt gegeben werden. Sollte der Verkauf zustande kommen, würde sich die Zahl der Premier-League-Teams in amerikanischem Besitz auf 10 von insgesamt 20 erhöhen. 777 hat in den letzten 21 Monaten ein Portfolio traditionsreicher Fußballmannschaften aufgekauft, das sich von Brasilien bis Belgien erstreckt. Während der CFC Genua unter der 777-Ägide in die italienische Serie A zurückkehrte, stieg die Hertha in der vergangenen Saison zum siebten Mal in die Zweite Liga ab. Vor dem heutigen Testspiel gegen Frankreich hat Interims-Teamchef Rudi Völler “ein, zwei, drei Änderungen” in der Startformation angekündigt. Wer die Fußballnationalmannschaft künftig aus ihrer Misere führen könnte, will er nicht verraten. Ex-Bundestrainer Berti Vogts sieht auch abseits Trainerfrage akuten Reformbedarf im deutschen Männerfußball.

Was sonst noch so passiert ist

  • Neue Bond-Könige

  • Kampfplatz Cloud-Geschäft

  • Länger höhere Zinsen

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