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Kochboxen statt Nivea: Das ändert sich im März im Dax

Die Aktie von Hellofresh dürfte Beiersdorf im Dax ersetzen. Als möglich gilt zudem ein Aufstieg von Siemens Energy. Auch in MDax, SDax und im Technologieindex TecDax stehen Wechsel an.

Die Nordex-Aktie gehört zu den Aufstiegskandidaten für den SDax. Foto: dpa
Die Nordex-Aktie gehört zu den Aufstiegskandidaten für den SDax. Foto: dpa

Nochmals 65 Prozent Plus seit Mitte November: Der zweite harte Lockdown inklusive Schließung der Restaurants hat der Aktie des Kochboxenversenders Hellofresh einen weiteren kräftigen Schub nach oben gegeben. Das wird den Konzern, der erst seit gut drei Jahren an der Börse notiert ist, aller Voraussicht nach schon Ende März in die erste Börsenliga aufsteigen lassen. Luca Thorißen, Indexexperte beim Broker Stifel, ist sich sicher: „Hellofresh schafft den Aufstieg in den Dax 30.“

Die Börse entscheidet alle drei Monate über Veränderungen in den Indizes der Dax-Familie. Die nächsten Verschiebungen werden am 3. März nach US-Börsenschluss bekannt gegeben. Gültig werden sie am 22. März. Dabei dürfte es auch in den Nebenwerteindizes einige Änderungen geben.

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Die größte Überraschung ist der wahrscheinliche Aufstieg von Hellofresh. Die Aktie hast sich erst in den vergangenen Monaten zum Dax-Kandidaten gemausert. „Mit dem Aufstieg in den Dax wird die Hellofresh-Aktie noch stärker in den Fokus internationaler Fondsmanager rücken, außerdem müssen börsengehandelte Indexfonds, die den Dax abbilden, die Aktie dann kaufen“, sagt Thorißen.

Zehn von 17 Analysten, die Hellofresh laut Informationsdienst Bloomberg beobachten, raten zum Kauf der Aktie. Im Schnitt liegt das Kursziel bei 77,31 Euro und damit mehr als 20 Prozent über dem aktuellen Kurs von gut 64 Euro. Ihr bisheriges Allzeithoch von 77,90 Euro hatte die Aktie vor gut einer Woche erreicht.

Hellofresh-Aktie ist nicht mehr günstig

Besonders optimistisch ist Fathima-Nizla Naizer, Analystin bei der Deutschen Bank. Sie hat Anfang Februar ihr Kursziel für die Hellofresh-Aktie um 31 auf 99 Euro angehoben. Ihr imponieren die Ambitionen des Kochboxenversenders, der bis Ende 2026 seinen Umsatz auf zehn Milliarden Euro steigern will. Das entspräche einer jährlichen Steigerung von 20 Prozent. Im vergangenen Jahr hat Hellofresh den Umsatz mehr als verdoppelt, die Aktie stieg seit Januar 2020 um fast 270 Prozent.

Die Aktie wird indes derzeit schon mit dem knapp 42-Fachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns bewertet – das ist nicht günstig. Naizer traut Hellofresh aber eben noch Wachstum zu – verbunden mit einer steigenden Profitabilität. Aus dieser Perspektive scheint die höhere Bewertung gerechtfertigt.

Entscheidend für den Auf- und Abstieg in den Indizes der Dax-Familie sind nach den derzeit noch geltenden Regeln der Deutschen Börse die Marktkapitalisierung der frei gehandelten Aktien im Streubesitz und der durchschnittliche Börsenumsatz der vergangenen zwölf Monate. Indexprofis wie Thorißen können anhand dieser Kriterien die möglichen Auf- und Absteiger schon jetzt abschätzen.

Beiersdorf-Aktie steigt ab – aber wohl nur kurz

Für Hellofresh aus dem Dax weichen müsste demnach die Aktie von Beiersdorf. Sie würde dann im MDax der 60 mittelgroßen Unternehmen notieren. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz von Beiersdorf, zu dessen bekanntesten Marken Nivea, Hansaplast und Tesa gehören, um 5,7 Prozent auf sieben Milliarden Euro. Der operative Gewinn ging um mehr als 17 Prozent auf 906 Milliarden Euro zurück. Beiersdorf erklärte den Gewinnrückgang vor allem mit unverändert hohen Investitionen in neue Produkte und die Digitalisierung.

Die Beiersdorf-Aktie fiel seit der Verkündung der Zahlen auf den niedrigsten Stand seit Mitte März vergangenen Jahres und notiert nahe dem Tief inmitten der Corona-Pandemie. Die meisten Analysten raten zwar nur zum Halten der Aktie, dennoch liegt das durchschnittliche Kursziel mit Sicht auf zwölf Monate knapp neun Prozent über dem aktuellen Wert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bewegt sich mit etwas über 28 für das laufende Geschäftsjahr unter dem Branchendurchschnitt.

Aus derzeitiger Sicht würde Beiersdorf zudem im September schon wieder in den Dax aufsteigen. Denn dann erweitert die Deutsche Börse den Leitindex von 30 auf 40 Unternehmen und verkleinert im Gegenzug den MDax der mittelgroßen Unternehmen um zehn auf 50 Unternehmen. „Bis September kann noch viel passieren. Viel weiter abrutschen sollte die Beiersdorf-Aktie aus Indexsicht nicht“, meint Thorißen.

Siemens Energy könnte im Dax Heidelberg Cement ersetzen

Zu den Kandidaten für einen erweiterten Dax 40 gehört auch die Aktie von Siemens Energy. Im vergangenen März hatte Siemens die Energietechniksparte an die Börse gebracht. Es war damals schon mit einer Marktkapitalisierung von 16 Milliarden Euro die größte Abspaltung eines Unternehmensteils in Deutschland.

Seit Ende Oktober ist die Aktie um rund 65 Prozent in die Höhe geschnellt. Deshalb hat sie laut Thorißen gute Chancen, schon bald in den Dax 30 aufzusteigen. Bei der Marktkapitalisierung nach Streubesitz rangiert die Aktie nach seinen Berechnungen auf Rang 32 der rund 400 börsennotierten deutschen Unternehmen, die sich prinzipiell für eine Notierung in einem Index der Dax-Familie qualifizieren.

Für den Aufstieg in den Dax müsste Siemens Energy auf Rang 30 aufsteigen. In diesem Fall würde der Baustoffkonzern Heidelberg Cement in den MDax absteigen – hätte aber ebenfalls wieder Chancen auf eine Dax-Rückkehr im September. Die Corona-Pandemie hat auch die Baukonjunktur belastet. Die Aktie hat sich zwar wieder deutlich vom Corona-Tief erholt, liegt aber noch ein Drittel unter dem Stand vor gut drei Jahren. Zwischenzeitlich verschreckte der Konzern Investoren mit Gewinnwarnungen.

Wahrscheinliche Aufsteiger im MDax: zwei Öko-Aktien und Porsche

Bei den Nebenwerten macht Thorißen für den MDax mit dem Solar- und Windparkbetreiber Encavis, dem Windkraftanlagenbauer Nordex und der Porsche-Holding drei Kandidaten aus, die „sehr gute Chancen“ auf einen Aufstieg in den MDax haben.


Besonders interessant ist dabei die Porsche-Holding, über die die Familien Porsche und Piëch gut 53 Prozent der Stammaktien von Volkswagen halten. Die Porsche SE ist bislang noch in keinem Index notiert. Porsche hatte sich lange geweigert, Quartalsberichte zu veröffentlichen, und damit keinen Zugang zum Börsensegment Prime Standard, was bislang als Bedingung für die Aufnahme in einen Index gilt. Inzwischen veröffentlicht Porsche SE Quartalsberichte und kann nach den neuen Regeln ab März damit schon in einen Index, obwohl die Aktie trotzdem noch nicht in den Prime Standard aufgenommen wurde.

Die Aktie rangiert laut Thorißen bei der Marktkapitalisierung auf Rang 39 und beim Börsenumsatz auf Rang 40. Aus dieser Sicht ist Porsche aktuell ein klarer Kandidat für den MDax und hat zudem gute Chancen, im September in den Dax aufzusteigen.

Wegen der Erholung bei Volkswagen nach dem Corona-Einbruch rechnet auch die Dachgesellschaft Porsche SE für das vor Kurzem zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2020 mit einem höheren Gewinn als zunächst erwartet. Der Kurs der Porsche-Aktie ist seit dem Zehnjahrestief im vergangenen März um 117 Prozent gestiegen – allein seit Ende Oktober um mehr als 45 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit nur 5,3 noch günstiger als bei anderen Autoaktien. Die meisten Analysten raten zum Kauf der Porsche-Aktie und sehen ein Kurspotenzial von gut neun Prozent.


Anders als die Papiere von Porsche sind die Aktien von Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien unter dem Strich nicht erst seit Mitte März vergangenen Jahres, sondern schon in den vergangenen beiden Jahren in die Höhe geschnellt. Die Nordex-Aktie gewann seither 126 Prozent, bei Encavis sind es 223 Prozent.

In diesem Jahr hat sich die Euphorie indes etwas gelegt. Vor allem die Encavis-Aktie rutschte seit ihrem im Januar erreichten Allzeithoch deutlich ab und verlor seither ein Viertel an Wert. Die meisten Analysten raten nur zum Halten der Encavis-Aktie, sehen laut Bloomberg im Schnitt aber ein Kurspotenzial von noch knapp zwölf Prozent. Bei Nordex liegt das durchschnittliche Kursziel gut vier Prozent über dem aktuellen Kurs.

Der Kursrutsch von Encavis und das relativ geringe Kurspotenzial von Nordex ändern aber wenig an deren Chancen, aus dem SDax der 70 kleineren Unternehmen in den MDax aufzusteigen. „Seit vier Wochen rangieren beide Unternehmen stabil auf Aufstiegsplätzen“, sagt Thorißen.

Für Porsche, Encavis und Nordex müssen voraussichtlich die Aareal Bank, Metro und Osram ihren Platz im MDax räumen und in den SDax absteigen. Die Aktien von Aareal Bank und Metro haben allein seit Januar 2020 mehr als ein Drittel an Wert verloren. Die Aktie von Osram stieg seither unter dem Strich zwar um 15 Prozent. Sie kostet aber über ein Drittel weniger als zu Zeiten ihres Allzeithochs Anfang 2018 und ist in der Rangliste für die Notierung in den Börsenindizes deutlich abgerutscht.

Wechsel bei Aktien im SDax

Für den SDax-Aufstieg qualifiziert sich nach Berechnungen von Thorißen unter anderem der Möbelhändler Steinhoff, der erst im vergangenen September aus dem SDax abgestiegen ist und seit dem Auffliegen des Bilanzskandals im November 2017 nur noch ein Pennystock ist. Auch der IT-Sicherheitsdienstleister Secunet, der erst im Dezember aus dem SDax geflogen ist, hat Chancen auf einen Wiederaufstieg in den Kleinwerteindex.

Als Aufstiegskandidaten für den SDax gilt zudem der Halbleiterhersteller Süss Microtec aus Garching bei München, dessen Aktie seit Mitte März vergangenen Jahres wieder im Aufwärtstrend liegt und seither 290 Prozent zugelegt hat. Anfang Februar notierte die Süss-Microtec-Aktie mit mehr als 25 Euro auf dem höchsten Stand seit dem Sommer 2002. Seither ist sie um knapp sieben Prozent abgerutscht. Fünf Analysten beobachten die Aktie und sehen im Durchschnitt ein Kursziel von knapp 28 Euro. Drei Banken raten zum Kauf mit Kurszielen zwischen 30 und 32 Euro.

Aus dem SDax absteigen müssen nach Berechnungen von Thorißen die Baumarktkette Hornbach, der Spezialchemiekonzern Crop Energies, der Bahntechnikkonzern Vossloh und die Deutsche Beteiligung. „Es könnte im SDax auch noch mehr Bewegung geben, hier kann sich in den nächsten Tagen noch einiges ändern.“

Sicherer dagegen erscheint Thorißen ein Wechsel im TecDax der 25 größten deutschen Technologieunternehmen. Die Aktie des Solartechnikherstellers SMA Solar hat sich so gut entwickelt, dass ihr ein TecDax-Aufstieg „kaum zu nehmen ist“. SMA Solar notiert zugleich im SDax. Den TecDax verlassen muss für SMA Solar wohl das Medizintechnikunternehmen Drägerwerk. Der SDax-Platz von Drägerwerk ist aber nicht gefährdet.