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Kleines Schild, große Wirkung: Wie Amsterdam tausende Tonnen Müll einspart

Seit 2018 gilt in Amsterdam ein Gesetz, das den Umgang mit Werbepost neu regelt - und dadurch tonnenweise Müll einspart. Könnte ein ähnliches Modell auch in Deutschland funktionieren?

Statt "Keine Werbung" heißt es in Amsterdam: "Werbung, ja bitte!" (Bild: Business Insider)
Statt "Keine Werbung" heißt es in Amsterdam: "Werbung, ja bitte!" (Bild: Business Insider)

Jeder kennt sie, die "Keine Werbung"-Schilder, die an vielen Briefkästen kleben. Wer solch einen Sticker nicht hat, wird mit Werbepost überflutet. Prospekte, Flyer, Briefumschläge – alles flattert dann ungefiltert in die eigene Post.

In Amsterdam war damit im Jahr 2018 Schluss. Wie und warum, das ist recht einfach erklärt: Statt des verbreiteten "Opt-out"-Verfahrens, bei dem Bürgerinnen und Bürger durch einen Aufkleber explizit signalisieren müssen, wenn sie keine Werbung wollen, herrscht in der niederländischen Metropole seitdem ein "Opt-in"-Prinzip für Werbepost: Wer Werbung will, muss einen Sticker auf seinen Briefkasten kleben, der den Postbotinnen und Postboten signalisiert, dass man Werbepost explizit wünscht.

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Damit macht sich der niederländische Gesetzgeber eine sehr menschliche Eigenschaft zunutze: Trägheit. Aktiv etwas tun, um weiter Werbung zu bekommen? Das machen die wenigsten. In Amsterdam macht es, genauer gesagt, nur jede*r vierte Einwohner*in. Und dadurch spart die Stadt, so berichtet es das Magazin der Süddeutschen Zeitung, jährlich um die 6.000 Tonnen Müll ein. Das "Opt-in"-Verfahren sorgt so indirekt dafür, dass weniger Bäume gefällt werden und weniger Energie verbraucht wird.

Ist so ein Modell auch in Deutschland denkbar?

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) setzt sich dafür ein, dass auch in Deutschland eine solche Regelung eingeführt wird. Einer Berechnung der Organisation zufolge werden jährlich mehr als eine halbe Million Tonnen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) gespart, wenn nur noch jene Haushalte Werbepost bekämen, die das auch ausdrücklich so wünschen. Eine gesetzliche Änderung sei längst überfällig, findet der Verband.

Aktuell muss man in Deutschland noch aktiv widersprechen, wenn man keine Werbung bekommen möchte. Etwa 28 Prozent der Haushalte täten das bislang, schreibt die DUH unter Berufung auf Daten der Zeitungsmarktforschungsgesellschaft ZMG. Die Deutsche Umwelthilfe geht davon aus, dass etwa drei Viertel aller Haushalte Werbepost grundsätzlich ablehnen, folglich bei Einführung eines Opt-In-Systems auf einen "Werbung - Ja, bitte"-Aufkleber verzichten würden.

Das Justizministerium teilt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: Man begrüße es, dass Verbände nun auch auf die Umweltschutz-Aspekte im Zusammenhang mit unerwünschter Werbung aufmerksam machen. Über eine neue Gesetzesregelung werde aber in der kommenden Legislaturperiode entschieden. Wichtige Fragen seien noch ungeklärt – etwa zur Vereinbarkeit mit europäischem Recht oder mit Blick auf mögliche Nachteile für örtliche Unternehmen. (hr/ jb/ mit dpa)

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