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Klein-Klein im deutschen Stromnetz-Umbau: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Petra Sorge über politische Hürden beim Bau von Stromautobahnen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Berliner Strom-Sparprogramm

Seit mehr als anderthalb Jahren zieht sich das Gezerre um den Verkauf des Stromnetzbetreibers Tennet an die Bundesregierung hin. Wenn die niederländische Regierung geglaubt hat, den Prozess etwas beschleunigen zu können, indem sie der deutschen Seite ein Ultimatum bis zum 1. Juli für eine Einigung über das hiesige Geschäft gesetzt hat, hat sie sich getäuscht: Wie Tennet mitteilte, sind die Gespräche über einen Komplettverkauf nun gescheitert. Der Grund waren die Haushaltsverhandlungen.

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Zwar hat Berlin innerhalb der Frist entschieden. Tatsächlich aber dürfte sich die Saga um den Deal, der auf bis zu 22 Milliarden Euro geschätzt wird, noch länger hinziehen, mindestens bis nach der Sommerpause beider Parlamente. Denn im Raum steht nun, dass der Bund statt 100% einen kleineren Anteil kauft, zumal Tennet ohnehin jüngst angekündigt hatte, weitere Privatinvestoren zu suchen. Damit würde das Preisschild für die Bundesregierung deutlich kleiner werden, was vor allem Finanzminister Christian Lindner wichtig war.

Dabei ist das reine FDP-Symbolpolitik: Denn der Tennet-Kauf hätte ohnehin über die KfW abgewickelt werden sollen und wäre damit gar nicht im Haushalt aufgelaufen. Für die aktuellen schwierigen Budgetverhandlungen also wäre das gar nicht relevant gewesen. Außerdem hatten SPD und Grüne ohnehin schon viel früher dem Plan zugestimmt, in einem nächsten Schritt nach dem Kauf den Staatsanteil an dem Stromnetzbetreiber wieder reduzieren zu wollen.

Viel wahrscheinlicher ist, dass Lindner seine Wähler fürchtete: Denn einerseits auf die Schuldenbremse zu pochen und andererseits entgegen der liberalen Philosophie einem immens teuren Staatszukauf zuzustimmen, dürfte schwer zu vermitteln sein. Dumm nur, wenn am Ende alles noch teurer würde — weil Tennet weiter im Ungewissen schwebt, aber auch, weil private Investoren den Preis in die Höhe treiben könnten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Gegenwind, solide und nicht solide, Säbelrasseln bei Banken, Übernahmeangst, und Ausreißer Schweiz.

Gegenwind

Der europäische Automarkt ist im Mai um 2,6% geschrumpft. Dabei sank die Zahl der Neuzulassungen geographisch besonders in Italien und Deutschland, bei den Herstellern ließ neben BMW (-12%) und Ford (-18%) besonders Tesla (-34%) Federn. Die Marke Volkwagen indessen konnte die Verkaufszahl im Jahresvergleich stabil halten. Die Zahl verkaufter Dieselfahrzeuge sank ebenso um rund 11% wie der Absatz reiner E-Autos. Die Marktannahmen zu letzteren seien zu optimistisch gewesen, hieß es in einer Citigroup-Analyse. Während auch Benziner weniger populär waren als im Mai 2023, stiegen Hybridelektrofahrzeuge in der Käufergunst (+15%). Auf Jahressicht steht noch immer ein Marktwachstum von fast 5% zu Buche. Bloomberg Intelligence verweist darauf, dass seit der zweiten Jahreshälfte 2020 die Nachfrage das Angebot übertroffen habe. Nun herrsche Gegenwind, da sich die Fahrzeugproduktion normalisiert und die Aufträge nachlassen. BMW hat gerade einen Milliardenauftrag beim schwedischen Batterie-Startup Northvolt storniert, wie das Manager Magazin berichtet. Dahinter stünden Qualitätsmängel und der Umstand, dass die koreanische Samsung SDI genug Zellen genug Zellen liefert.

Solide und nicht solide

Die erste Anleiheemission Frankreichs seit der Ankündigung von Neuwahlen ist auf solide Nachfrage gestoßen. Die vier Auktionen mit Laufzeiten von drei bis acht Jahren waren zusammengenommen 2,41-fach überzeichnet. Bei den beiden letzten Emissionen im Segment lagen die Quoten bei 2,63 und 2,37. „Nicht so schlimm wie erwartet. Die Auktionsergebnisse haben keinen großen Druck verursacht”, sagte Strategin Evelyne Gomez-Liechti von Mizuho International. „Ich würde bei französischen Anleihen dennoch vorsichtig sein, da die erste Runde der Wahlen kurz bevorsteht.” Während die EU-Kommission Defizitverfahren gegen Frankreich, Italien und fünf weitere Mitgliedsstaaten vorbereitet, sieht die Europäische Zentralbank bei den Staaten des Euroraums enorme langfristige Haushaltsrisiken. Angesichts alternder Bevölkerungen, höherer Militärausgaben und dem Belastungsfaktor Klimawandel müssten die Regierungen umgehend mit dem Schuldenabbau beginnen, mahnten die Währungshüter gestern. Eine Konfrontation zwischen Paris und Brüssel scheint gewiss, egal wie die Parlamentswahlen ausgehen.

Säbelrasseln bei Banken

Säbelrasseln gehört zum Handwerkszeug, das beteiligte Parteien vor Tarifverhandlungen in aller Regel gut beherrschen. So ist es auch bei Landesbanken und anderen öffentlichen Banken, die ab morgen mit den Gewerkschaften über eine Erhöhung der Löhne verhandeln. Bis zu 14,5% fordern Verdi und der Deutsche Bankangestellten-Verband. Begründet wird der große Schritt unter anderem mit dem “Nachholbedarf aus den hohen Preissteigerungen 2022 und 2023”. Die Bank-Arbeitgeber verweisen ihrerseits darauf, dass sich die Inflation doch längst schon wieder abgeschwächt habe und bei Tarifverhandlungen der Blick vor allem nach vorne gerichtet sein sollte. Mit einer Einigung ist angesichts dieser Positionen morgen wohl noch nicht zu rechnen. Bei den letzten Tarifverhandlungen hatten Banken und Gewerkschaften insgesamt sechs Verhandlungsrunden und neun Monate gebraucht, um zu einem Ergebnis zu kommen. Bleibt abzuwarten, wie lange es dieses Mal dauern wird.

Übernahmeangst

Die Aktien von Evotec legten im frühen Frankfurter Handel um bis zu 11% zu. Zuvor hatte Bloomberg berichtet, dass der Hamburger Medikamentenentwickler Kreisen zufolge Gespräche mit Abwehrberatern führt, nachdem ein Kurseinbruch Übernahmebefürchtungen geweckt hatte. Mehrere Buyout-Firmen hätten Evotec als mögliches Ziel unter die Lupe genommen, potenzielle Käufer befänden sich in einem frühen Stadium der Gespräche mit Beratern, hieß es. Vor dem heutigen Tag war die Aktie im Jahresverlauf um 66% gefallen. Es habe noch keine Ansprache gegeben und es werde wahrscheinlich noch einige Monate dauern, bis sich ein formelles Interesse zeige, sagten die informierten Personen. Es gebe keine Gewissheit, dass es zu einer Transaktion kommen werde. Beim bayrischen Biotechunternehmen Morphosys strebt der Schweizer Pharmakonzern Novartis über einen Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre die vollständige Kontrolle an. Mit 68 Euro je Aktie entspricht die Offerte dem Preis des Übernahmeangebots, in dem Morphosys mit 2,7 Milliarden Euro bewertet wurde. Zum heutigen Tag hält Novartis nach eigenen Angaben rund 91,04% des gesamten Aktienkapitals.

Ausreißer Schweiz

Die SNB hat überraschend den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,25% gesenkt. Der Franken wertete daraufhin gegenüber dem Euro um 0,4% und gegenüber dem Dollar um 0,7% ab. Eine knappe Mehrheit der von Bloomberg befragten Ökonomen hatte keine Änderung erwartet. Die Währungshüter senkten auch ihre Inflationsprognose und erwarten für 2026 eine Teuerung von 1%, was “etwas geringere Zweitrundeneffekte” widerspiegele. Die SNB hatte sich im März an die Spitze des Zinssenkungszyklus der großen Volkswirtschaften gesetzt. Im Gegensatz dazu hat die Fed die für dieses Jahr zu erwartenden Zinssenkungen gerade erst zurückgeschraubt, und die EZB zeigt sich zurückhaltend in Bezug auf eine weitere Zinssenkung. “Es gibt klare Gründe, warum die SNB die Zinsen schneller senken sollte als die EZB”, sagte Joachim Klement von Liberum Capital. Allerdings spiele sie auch “mit dem Feuer einer höheren Inflation im Jahr 2025”. Die norwegische Zentralbank hat heute die Zinssätze unverändert gelassen und erklärt, dass sie sie wahrscheinlich für den Rest des Jahres auf dem höchsten Stand seit 2008 halten muss. Auch die Bank of England dürfte aufgrund anhaltender Inflationssorgen die Zinsen nicht senken.

Was sonst noch passiert ist

  • Büro-Zahlungsverzug

  • Japanisches Zinswarnsignal

  • Zündeln an der Nato-Grenze

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