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Keine Nachfolgeprobleme – Vontobel-Erben führen Bank zum Erfolg

Die beiden Erben leiten die Bank Vontobel. Ihre Kooperation zeigt, wie sich Nachfolgeprobleme lösen lassen, wenn die Familie an einem Strang zieht.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Besuch in einer Bank? Maja Baumann wird ihren nicht vergessen: „Als ich ein kleines Mädchen war, ging mein Großvater mit mir in den Tresor.“ Keine Sorge, hier fand kein Einbruch statt: Baumann zählt zur vierten Generation der Vontobel-Erben. Ihr Großvater Hans Vontobel zeigte seiner Enkelin lediglich das Familienerbe.

Das war vor vielen Jahren. Hans Vontobel, der das Institut jahrzehntelang geprägt hat und als einer der bedeutendsten Schweizer Bankiers galt, starb im Januar 2016 im Alter von 100 Jahren. Sein Tod war für die gleichnamige Bank eine Zäsur.

Doch den Generationenwechsel hat Vontobel gemeistert, weil die Familie an einem Strang zieht. Kurz nach dem Tod des Patrons zogen die Enkelin Maja Baumann und Björn Wettergren als Familienvertreter in den Verwaltungsrat von Vontobel ein. Beide stehen für die vierte Generation der Familie.

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Der Clan hat es geschafft, die Bank an die Börse zu bringen, behält aber die Kontrolle – ein Kunststück, um das sie manches Familienunternehmen beneiden dürfte. Die Familie hat ihre Anteile in verschiedenen Anlagevehikeln zusammengelegt und spricht mit einer Stimme.

Vontobel verdient gut

Das zahlt sich aus: Vontobel ist zwar viel kleiner als die Schweizer Bankenriesen UBS und Credit Suisse, verdient aber gutes Geld. Im ersten Halbjahr erzielte sie einen Gewinn von rund 130 Millionen Franken. Die Eigenkapitalrendite von 14 Prozent dürfte manche größere Bank aus Deutschland neidisch werden lassen. „Größe ist nicht alles“, sagt ZKB-Analyst Michael Kunz. „Vontobel beweist, dass man mit der Vermögensverwaltung gutes Geld verdienen kann, obwohl man zu den kleineren Spielern in Europa zählt.“ Das Institut sei strategisch gut aufgestellt und genieße eine hohe Reputation.

Obwohl Vontobel an der Börse notiert, hat sich die Bank ihre Identität als Familienunternehmen bewahrt, sagt Maja Baumann: „Wir denken langfristig und lassen uns nicht einfach aus der Ruhe bringen, nur weil alle in eine Richtung laufen.“ Dieses „Quand-Même“, wie es ihr Großvater nannte, zähle zur DNA der Bank.

Auch, wenn die beiden Familienvertreter die Bank von Kindesbeinen an kennen, sind sie doch keine Banker im klassischen Sinne. Sie verfolgten eigene berufliche Wege. „Wir wollen auch nicht Nachkommen von Beruf sein“, sagt Baumann. Nach ihrem Jura-Studium arbeitete die Schweizerin für eine internationale Großkanzlei. Seit ihrem Einzug in den Verwaltungsrat ist sie Partner einer Kanzlei in Zürich. Trotzdem kommt die 41-Jährige nicht mit der Limousine zur Bank, sondern mit dem Fahrrad.

Björn Wettergren absolvierte zunächst ein Maschinenbaustudium. „Ich liebe Technik und mache mir gerne in der Werkstatt die Finger schmutzig“, sagt der 37-Jährige. Später arbeitete er fünf Jahre für Vontobel. Nun betätigt er sich als Venture-Capital-Investor. Die Staffelübergabe sei bei Familientreffen intensiv diskutiert worden, berichten beide. Wettergren berichtet von einem „sehr gewissenhaften Auswahlprozess“, in den der Verwaltungsrat, die Familie, die Vontobel-Stiftung sowie auch die Finanzaufsicht eingebunden waren.

Insgesamt hält die Familie 50,7 Prozent der Vontobel-Aktien. Der Großteil ist in einem Kernpool gebunden, aus dem erstmals 2 026 Aktien gekündigt werden können.

Ein solches Modell hat Vorteile: „Mit Aktionärsbindungsverträgen können Erben verhindern, dass familiäre Konflikte auf ein Unternehmen übergreifen“, sagt Nadine Kammerlander, die den Lehrstuhl für Familienunternehmen an der Wirtschaftsuniversität WHU leitet. „Außerdem lässt sich damit sicherstellen, dass die Kontrolle in der Familie bleibt, also etwa Erben ihre Anteile nicht heimlich verkaufen.“ In Deutschland biete ein Familienpool zudem Vorteile bei der Erbschaftsteuer, so Kammerlander. Nicht nur deshalb dürften sich die Arrangements rechnen: Die Forscherin verweist auf eine Studie aus Frankreich, der zufolge Familienunternehmen erfolgreicher sind, wenn Erben ihre Anteile bündeln.

Dass die Familie die Mehrheit der Aktien hält, könne für Aktionäre positiv sein, sagt ZKB-Analyst Kunz: „Der Familienpool bringt Ruhe ins Unternehmen, auch wenn die Quartalszahlen mal nicht so gut ausfallen sollten.“ Zudem müssten Anleger nicht fürchten, dass ein aktivistischer Investor die Kontrolle übernimmt und eigene Interessen forciert. Die Kehrseite: „Umgekehrt genießt die Geschäftsführung natürlich auch ein hohes Maß an Autonomie.“

Die beiden Familienmitglieder im Verwaltungsrat der Bank verschafften der Familie mehr Kontrolle, argumentiert dagegen Björn Wettergren. Doch das sieht nicht jeder in Zürich so. So sorgt etwa das Millionensalär von Vontobel-Verwaltungsratschef Herbert Scheidt bei manchen Beobachtern für Stirnrunzeln. Scheidt verdiente im vergangenen Jahr umgerechnet rund 2,4 Millionen Euro – kein schlechter Schnitt für den Verwaltungsratschef eines Unternehmens, das rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Kritik an Scheidts Salär weisen Baumann und Wettergren zurück. Vergütungsausschuss und Aktionäre hätten dem zugestimmt. Dieser sei „marktgerecht“, der Job „sehr arbeitsintensiv“. Zudem sei die Bank erfolgreich.

Bank ist breit aufgestellt

Vontobel will weiter auf drei Standbeine setzen: Die Vermögensverwaltung für private Kunden, das Asset-Management und das Investmentbanking. Damit ist die Bank breiter aufgestellt als mancher Konkurrent. Baumann und Wettergren sehen aber keinen Grund, das zu ändern. „Wir wollen langfristige Trends erkennen, aber nicht jeder Mode hinterherlaufen“, sagt Baumann.

Keine leichte Aufgabe: Seit der Jahrtausendwende verschwand ein Drittel der Schweizer Banken vom Markt, zeigt eine Studie der Beratungsfirma EY. Vontobel ist mit einem verwalteten Vermögen von zuletzt rund 213 Milliarden Franken ein vergleichsweise kleiner Spieler auf dem Vermögensverwaltungsmarkt – für Konkurrenten ein attraktives Übernahmeziel. Von einem Verkauf wollen Baumann und Wettergren aber nichts wissen: „Die Frage stellt sich nicht“, sagt Wettergren. „Wir sehen uns als aktive Konsolidierer.“