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Kater nach der Party-Stimmung?

Nach zwei Jahren fiel in der vergangenen Woche endlich das Dax-Allzeithoch. Ist der Weg nach oben nun frei oder müssen sich Anleger mit neuen Kursrekorden gedulden? Experten sind eher skeptisch.

Eine Flut von Unternehmensnachrichten, die Fed-Sitzung am Mittwoch und dann auch noch der Blick auf den Kalender – langweilig wird die neue Börsenwoche sicher nicht. Obwohl beim Blick auf das Datum wohl Entwarnung gegeben werden darf. Experten erwarten nicht, dass getreu der alten Börsenweisheit „Sell in May and go away“ eine Verkaufswelle droht und die Börsenkurse auf Tauchstation gegen werden. „Treten im Mai keine politischen Horrorszenarien wie ein Wahlsieg Le Pens ein, scheint auf Basis der Datentrends ‚Sell in May and go away‘ dieses Mal eher nicht angebracht“, ist Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers, überzeugt. Kursrücksetzer sind aber dennoch nicht ausgeschlossen.

Denn dass die Rekordjagd an den internationalen Börsen munter weiter geht, ist eher fraglich. „Neue Anleger kommen auf dem aktuellen Kursniveau nicht in den Markt“, sagt Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Der Optimismus der Anleger geht langsam zurück.“

Das muss zwar bekanntlich kein schlechtes Zeichen sein, im Gegenteil, aber nach den jüngsten Kursgewinnen, ist Durchatmen angesagt. In Deutschland wird wegen des Feiertags sowieso erst wieder ab Dienstag gehandelt, an der Wall Street bereits am Montag.

In der letzten Aprilwoche hatte die Erleichterung über den Sieg des Europa-Befürworters Emmanuel Macron bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen die Börsen weltweit beflügelt. Der Dax gewann etwa 3,5 Prozent und verzeichnete damit seinen größten Wochengewinn des Jahres. Mit 12.486 Punkten markierte er sogar einen Rekord. Zwei Jahre hatten Anleger auf das neue Allzeithoch warten müssen.

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Das Thema Frankreich ist für Anleger aber keineswegs vom Tisch. Zwar rechneten sie weiterhin damit, dass Macron bei der Stichwahl am 7. Mai erneut über die Euro-Kritikerin Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National triumphieren werde, sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Macrons Vorsprung in den Umfragen sei aber auf derzeit etwa 60 zu 40 Prozent geschrumpft. „Ab etwa 55 zu 45 würden dann auch die Umfragen wieder in den Bereich möglicher Messungenauigkeiten gelangen, und entsprechend nervös dürften die Märkte reagieren“, so Lück.

Die Wahl in Frankreich ist nicht das einzige politische Thema, das Anleger derzeit antreibt. Die 100-Tage-Bilanz von US-Präsident Donald Trump ist ernüchternd. Und genau aus diesem Grund ziehen viele Experten wie Greil derzeit europäische den amerikanischen Aktien vor.

So sieht es auch Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Die politischen Stolpersteine in Europa würden weniger, Konjunkturdaten seien stabil, die Wirkung von Trumps Politik hingegen unsicher. „Die Aktienmärkte Europas sind im Vorteil“, so Halver.

Nicht zuletzt spreche die Währungsseite für Investitionen internationaler Anleger in Aktien aus der Euro-Zone. „Ausbleibende Konjunkturimpulse in den USA rechtfertigen keine restriktivere Zinspolitik der US-Notenbank, was den US-Dollar gegenüber Euro stärken würde“, sagt der Experte. „Währungsverluste über den Euro sind damit keine Abschreckung für US-Anleger.“


Keine Hoffnung auf baldige Normalisierung der Geldpolitik

Die US-Notenbank berät am Mittwoch über ihre Geldpolitik. Mitte März hatte sie den Schlüsselsatz um 25 Basispunkte auf 0,75 bis 1,0 Prozent angehoben. Bis zum Jahresende sollen zwei weitere Schritte folgen. Unter Anlegern gilt allerdings als sicher, dass die Fed die Füße diesmal stillhalten wird. Es sei nicht geplant, den geldpolitische Kurs zu ändern, sind auch die Experten der DZ Bank überzeugt.

Hinweise auf Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen erhoffen sich Börsianer von Konjunkturdaten wie den Ausgaben der US-Verbraucher am Montag. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Wenige Stunden vor dem Fed-Entscheid kommen die Beschäftigtendaten der privaten US-Arbeitsagentur ADP. Sie gelten als Indikator für die offiziellen Zahlen am Freitag. Die Experten der DZ Bank erwarten, dass sich der robuste Beschäftigungsaufbau fortsetzt. Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz rechnet mit 200.000 neuen Jobs. Der Einbruch im Vormonat sei ein wetterbedingter Ausreißer gewesen.

Am Devisenmarkt keimten auch Spekulationen über ein Ende der ultralockeren Geldpolitik in der Euro-Zone auf. Die Preise in der Währungsunion stiegen im April um 1,9 Prozent, stärker als erwartet. Der Euro zog daraufhin um 0,6 Prozent auf 1,0940 Dollar an. Experten räumten aber ein, der Zuwachs sei wegen Ostern stärker ausgefallen. Von einem nachhaltigen Inflationsanstieg könne derzeit nicht die Rede sein, sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. „Wer sich Hoffnungen auf eine baldige Normalisierung der Geldpolitik macht, dürfte enttäuscht werden.“

Enttäuschungen könnten auch einige Quartalszahlen bringen – oder aber positive Überraschungen. In der neuen Woche öffnen mehrere Dax-Firmen und Großkonzerne im Ausland die Bücher. Am Mittwoch berichtet der Autobauer Volkswagen, am Tag danach ist Wettbewerber BMW an der Reihe. Ebenfalls am Mittwoch legen Fresenius SE und Fresenius Medical Care ihre Quartalszahlen vor. Am gleichen Tag lädt die Commerzbank und der Versicherer Allianz zur Hauptversammlung.

Aus dem Ausland legen unter anderem die Sportwagenschmiede Ferrari (Donnerstag) sowie der iPhone-Anbieter Apple und der Energiekonzern BP (beide Dienstag) ihre Zwischenbilanzen vor. Facebook und Tesla öffnen am Mittwoch ihre Bücher. Viele Zahlen, die die Börsenkurse bewegen werden. Langweilig wird Anlegern also sicher nicht.

KONTEXT

Meilensteine des Dax

1. Juli 1988

Der Dax wird aus der Taufe gehoben. Basis der Berechnung ist der 30. Dezember 1987 mit einem Wert von 1.000 Punkten.

18. November 1996

Bei der Privatisierung der Deutschen Telekom wird die T-Aktie als Volksaktie vermarktet. Das Interesse der Öffentlichkeit am Dax nimmt dramatisch zu.

7. März 2000

Der Dax erreicht ein Rekordhoch von 8136,16 Punkten. Händler begründen die Euphorie mit Fusionsfieber. Ein geplanter Zusammenschluss der Deutschen mit der Dresdner Bank scheitert aber. Die Dresdner Bank geht an die Allianz, die sie im Mai 2009 an die Commerzbank weiterreicht.

12. März 2000

Auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie wird die Chip-Tochter von Siemens, Infineon, zu einem Emissionspreis von 35 Euro an den Anleger gebracht. Die Platzierung ist 33fach überzeichnet. Beim Börsendebüt am nächsten Tag erreicht die Aktie in der Spitze knapp 85 Euro. Heute notieren die Infineon-Titel bei 6,60 Euro. Danach beginnt eine langjährige Abwärtsbewegung, die von den Anschlägen in New York und Washington am 11. September 2001 verschärft wird.

12. März 2003

Der Dax rutscht unter 2200 Punkte und notiert damit so tief wie zuletzt im November 1995. Im Laufe des Jahres dreht er. Mit der Erholung der Weltwirtschaft in den Folgejahren wächst auch das Vertrauen in die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder.

13. Juli 2007

Mit 8.152 Zählern setzt der Dax einen neuen Meilenstein. Trotz erster Bankenpleiten und Notoperationen der EZB am Geldmarkt hält sich der Dax zu Beginn des Krisenjahres 2008 über 8000 Zählern. Doch ab dann geht es bergab.

21. Januar 2008

Der Absturz des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate leitet die Talfahrt des Dax ein. Am 21. Januar fällt der Index um mehr als 500 Zähler oder sieben Prozent auf 6790 Punkte.

9. März 2009

Die Krise der Banken hat Tribut gefordert: Mit 3588 Punkten erreicht der Dax zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch es gibt Hoffnung. Denn nur wenige Tage später wirft die Fed die Notenpresse an. Von nun an geht es bergauf.

25. Oktober 2013

Der Dax schafft zum ersten Mal in seiner Geschichte den Sprung über die Marke von 9000 Punkten.

5. Juni 2014

Erstmals in seiner Historie ist der Dax fünfstellig. Um 14:33 Uhr knackt der deutsche Leitindex die magische Marke und steigt bis auf 10.014 Punkte .

22. Januar 2015

EZB-Präsident Mario Draghi beschließt ein Anleihekaufprogramm im Stile der Federal Reserve. Die Zentralbank wird bis September 2016 Staats- und Unternehmensanleihen im Wert von 60 Millionen Euro aufkaufen. Insgesamt sollen so 1,14 Billionen in die Märkte gespült werden. Der Dax springt nach nervösen Pendelbewegungen auf ein Rekordhoch von 10.454 Punkten. In den folgenden Tagen hält die Hausse an.

13.Februar 2015

Ein Mix aus guten Konjunkturnachrichten und die lockere Hand der EZB hatten den Dax am Freitag, den 13. Februar 2015, das erste Mal in seiner Geschichte über die 11.000-Punkte-Marke springen lassen. Damit sollte die Rekordjagd aber gerade erst beginnen...

10. April 2015

Und weiter geht die Rekordjagd. Der Dax kletterte zwischenzeitlich am 10. April zeitweise auf 12.390 Punkte. Seit Jahresbeginn hat der Index mehr als 25 Prozent zugelegt.

16.März 2015

Bereits wenige Wochen nach der Eroberung der 11.000-Punkte steht ein weiterer Meilenstein der Dax-Geschichte auf der Börsen-Agenda. Der Leitindex klettert zum ersten Mal über 12.000 Punkte. Weder der Konflikt in der Ostukraine noch der sich immer weiter zuspitzende Schuldenstreit scheinen die Börsenteilnehmer groß zu stören. Sie kaufen Aktien und befeuern die Hausse.

10. April 2015

Der Dax erreicht sein Allzeithoch: 12.390,75 Zähler.

24. April 2017

Nach dem Erfolg des europafreundlichen Politikers Emmanuel Macron bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich knackt der Dax eine neue Rekordmarke. Der deutsche Leitindex springt kurz nach Handelseröffnung um 2,9 Prozent auf ein Hoch von 12.399,91 Punkten. Im Lauf des Tages erreicht der Dax sogar den Rekordstand von 12.456 Punkten - ein Plus von ganzen 3,4 Prozent und 407 Punkte über dem Handelsschluss des vergangenen Freitags.

KONTEXT

Wie Deutsche ihr Vermögen verteilen - und welche Folgen dies hat

Wo steckt das viele Geld?

Sparbuch und Co. werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab, zugleich nagen die Niedrigzinsen an der Rendite von privaten Renten- und Lebensversicherungen. Dennoch liegt das Geld vor allem auf Girokonten, es steckt in Sparbüchern oder Lebensversicherung. Der größte Posten waren der Bundesbank zufolge Ende vergangenen Jahres Bargeld, Geld auf Girokonten oder Spareinlagen mit insgesamt 2.200 Milliarden Euro. Weitere 2.113 Milliarden Euro steckten in Versicherungen und Pensionseinrichtungen. 2016 hatten einer GfK-Umfrage zufolge 40 Prozent der Bundesbürger ihr Geld auf einem Sparbuch angelegt - wohlwissend, dass es sich um eine unattraktive Form der Geldanlage handelt.

Was ist mit Aktien?

Die meisten Menschen in Deutschland meiden Aktien nach wie vor. Die Zahl der Aktienbesitzer in Deutschland sank im vergangenen Jahr sogar wieder unter die Marke von neun Millionen. "Die Deutschen sind eben leider immer noch kein Volk der Anleger, sondern ein Volk der Sparer - daran hat selbst die anhaltende Niedrigzinsphase bis heute nichts ändern können", meint der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler.

Welche Folgen hat das?

Sparer verzichten nicht nur auf Gewinne durch steigende Börsenkurse, sondern auch auf Dividenden. Nach Berechnungen von Aktionärsvertretern schütten allein die 30 Börsenschwergewichte im Leitindex Dax in diesem Jahr die Rekordsumme von 31,6 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus. Die Gewinnbeteiligung bei 640 untersuchten Aktiengesellschaften steigt im Vergleich zum Vorjahr um rund 9 Prozent auf die Bestmarke von insgesamt 46,3 Milliarden Euro.

Sind Aktien immer eine gute Wahl?

Nicht unbedingt. Zwar gelten die Anteilsscheine langfristig als lukrative Geldanlage. Wer beispielsweise Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, habe in diesem Zeitraum im Schnitt 7,8 Prozent Rendite pro Jahr erzielt, rechnet das Deutsche Aktieninstitut (DAI) vor. Doch nicht jede Aktie zahlt sich aus - wie die DSW-Liste der 50 "größten Kapitalvernichter" zeigt. Wer dort investierte, musste herbe Kursverluste hinnehmen, "die durch die Dividendenzahlungen meist nicht ansatzweise kompensiert werden konnten", wie Tüngler erläutert.

Wie ist der Reichtum verteilt?

Darüber gibt die Analyse der Bundesbank keine Auskunft. Der aktuelle Armut- und Reichtumsbericht der Bundesregierung kommt aber zu dem Ergebnis, dass die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als die Hälfte des gesamten Netto-Vermögens besitzen. "Die untere Hälfte nur ein Prozent", erläuterte Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) jüngst. Von dem seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland profitieren danach vor allem die Reichen. "Die unteren 40 Prozent der Beschäftigten haben 2015 real weniger verdient als Mitte der 90er Jahre", so die Ministerin.