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Kanzler-Krisenmanagement in Gummistiefeln: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über Chancen und Risiken von Naturkatastrophen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Wahlkampffaktor Hochwasser

Bundeskanzler Olaf Scholz besucht heute einige der vom Hochwasser betroffenen Gebiete in Bayern, Wirtschaftsminister Robert Habeck war bereits vor Ort und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder natürlich auch. Wie wichtig es für Politiker ist, in Krisensituationen Solidarität zu zeigen und den Helfern vor Ort zumindest symbolisch den Rücken zu stärken, ist seit den Zeiten von Helmut Schmidt (Sturmflut 1962) und Gerhard Schröder (Oderflut 2002) hinreichend dokumentiert.

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Der ehemalige CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet machte im Bundestagswahlkampf 2021 die gegenteilige Erfahrung, als Kameras ihn lachend im Hintergrund einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Flutgebiet des Rhein-Erft-Kreises zeigten. Als Laschet sich entschuldigte, war der Imageschaden bereits angerichtet und Scholz setzte sich schließlich im Rennen um das Kanzleramt durch.

Sobald die Pegelstände an Donau, Neckar und Rhein sinken, dürfte sich der Fokus vom Krisenmanagement auf die finanzielle Unterstützung der betroffenen Bürger und Kommunen verlagern. Die Flutkatastrophe im Ahrtal und an der Erft im Juli 2021 war mit rund 40,5 Milliarden Euro das schadenreichste Extremwetterereignis der deutschen Geschichte, so die Bundesregierung auf ihrer Internetseite.

Angesichts der vielen betroffenen Gebiete in Bayern, Baden-Württemberg, dem Saarland und Sachsen-Anhalt ist auch diesmal mit erheblichen Kosten zu rechnen. Und die Finanzierung der Hilfsleistungen dürfte in Zeiten knapper Kassen in Berlin für politischen Zündstoff sorgen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Alexander Kell: Ungelöste Probleme, unter Druck, Übermut, Megamarkt KI, und Marktgemetzel.

Ungelöste Probleme

Der am Donnerstag mit allergrößter Wahrscheinlichkeit einsetzende Zinssenkungszyklus der EZB ist gut für die Wirtschaft des Euroraums und insofern bemerkenswert, als er erstmals seit zwei Jahrzehnten nicht als Reaktion auf eine Finanzkrise erfolgen muss. Die Renditeaufschläge bei Staatsanleihen signalisieren keine Vertrauenskrise in der Eurozone. Unter der ruhigen Oberfläche gären jedoch über Jahrzehnte aufgestaute Probleme — schwaches Wachstum, geringe Produktivität, ungünstige Demografie und aufgeblähte Staatsfinanzen in wichtigen Ländern. S&P hat gerade das Rating Frankreichs von AA auf AA- herabgesetzt. Die Bonitätswächter verwiesen dabei auf die Versäumnisse der Regierung bei der Eindämmung des Haushaltsdefizits nach Corona und Energiekrise. Die Staatsverschuldung dürfte von 109% im vergangenen Jahr auf 112% des BIP im Jahr 2027 ansteigen. Frühere Staatsschulden-Turbulenzen in der Region zeigen, wie schnell die Stimmung umschlagen kann. „Die Risiken steigen“, sagt LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer, ehemaliger Senior Ratings Analyst bei S&P Global Ratings. „Ich glaube, die Angst am Markt ist nicht groß genug.“

Unter Druck

Jedes fünfzehnte europäische Unternehmen steht laut einer Analyse der Boston Consulting Group inzwischen unter erheblichem Restrukturierungsdruck. Hintergrund sind die gestiegenen Finanzierungskosten, aber auch die schwächelnde Konsumnachfrage. In Deutschland und Österreich stehen den Angaben zufolge rund ein Drittel der Firmen unter „Transformationsdruck“ oder zeigten erste Anzeichen von Schwäche und bröckelnder Finanzstabilität. “Ein Grund ist die hohe Abhängigkeit von China und Russland, der zweite Grund ist die hohe Abhängigkeit von energieintensiven Industrien”, erklärt Jochen Schönfelder, Senior Partner bei BCG in Köln. Laut BCG zeigen etwa 68% der Immobilienunternehmen erste Anzeichen von Belastung. 2023 waren es 26%. Starkem Gegenwind sind auch Telekommunikations-, Medien- und Technologieunternehmen ausgesetzt. Der Einzelhandel werde von den Banken zunehmend mit Vorsicht gesehen, konstatiert Boston Consulting.

Übermut

Bei der von Kleinanlegern 2021 in die Höhe katapultierten GameStop-Aktie ist die Euphorie zurück, nachdem sie von zeitweise 81 Dollar bis auf 10 Dollar abwärts korrigiert hatte. Im vorbörslichen New Yorker Handel hat sich der Kurs der Computerspiele-Handelskette gegenüber dem Handelsschluss vom Freitag mehr als verdoppelt auf mehr als 40 Dollar. Schub brachte wie vor drei Jahren ein Reddit-Post: Der Investor Keith Gill wies die Memestock-Gemeinde darauf hin, dass er eine $116 Millionen schwere Wette auf die Titel aufgebaut habe. Die Rekordrally der Wall-Street-Leitindizes ist indessen ins Stocken geraten, weshalb Bloomberg Intelligence die Rally als Warnsignal sieht. Als Gill nach längerer Abwesenheit im Mai mit einem X-Beitrag ins Sozial-Medien-Universum zurückgekehrt war, hatte die GameStop-Aktie zwei Tage lang zugelegt (erst 74%, dann 60%), und dann wieder die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Unter den wenigen Analysten, die GameStop beobachten, stuft Michael Pachter von Wedbush die Titel mit Underperform ein - und einem Kursziel von 7 Dollar.

Megamarkt KI

Nvidia will laut CEO Jensen Huang seine KI-Beschleuniger jedes Jahr aktualisieren. Für nächstes Jahr sind Blackwell Ultra Chips angekündigt, für 2026 eine Plattform der nächsten Generation namens Rubin. Am Vorabend der Computex in Taiwan stellt das Unternehmen auch neue Tools und Softwaremodelle vor. Nvidia sieht den Aufstieg der generativen KI als eine neue industrielle Revolution und will laut Huang eine wichtige Rolle spielen, wenn sich die Technologie auf PCs verlagert. AMD will laut CEO Lisa Su angesichts der Nvidia-Dominanz die Einführung neuer KI-Prozessoren beschleunigen und plant ebenfalls einen etwa jährlichen Veröffentlichungszyklus. AMD gehört zu den Unternehmen, die sich mit neuen Produkten auf den Markt stürzen, um von der Geldflut zu profitieren, die in neue KI-Trainingssysteme fließt — derzeit hauptsächlich in die Kassen von Nvidia. AMD hat in der Gruppe der Nvidia-Jäger die größten Fortschritte gemacht. Microsoft und ihre Hardwarepartner nutzen die Computex, um neue Laptops mit KI-Funktionen unter dem Namen Copilot+ vorzustellen. Die meisten dieser Geräte, die auf den Markt kommen, basieren auf einem neuen Qualcomm-Prozessortyp, der mehr Akkulaufzeit ermöglicht.

Marktgemetzel

Wenn die Chancen auf einen Sieg der Republikaner unter Donald Trump weiter steigen, drohen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen vor der Wahl im November laut Clocktower Group auf 5% zu steigen. Der Markt würde dann anfangen, “ein höheres Maß an fiskalischer Verschwendung einzupreisen”, schrieb Marko Papic, Chefstratege des Vermögensverwalters, in einer Mitteilung. “Was passiert, wenn die Anleiherenditen steigen, während sich die Wirtschaft abkühlt? Ein potenzielles Marktgemetzel.” Papic vertritt die These, dass die Republikaner im Kongress immer dann fiskalisch verschwenderisch sind, wenn ein Republikaner im Weißen Haus sitzt. Er verwies dabei auf Trumps Tax Cuts and Jobs Act aus dem Jahr 2017. Laut der neuesten Bloomberg Markets Live Pulse-Umfrage besteht bei einem Trump-Sieg ein erhebliches Risiko, dass die Fed ihre Unabhängigkeit durch verstärkte politische Einmischung verliert. Gut 44% der Befragten erwarten, dass Trump dann versuchen wird, die Zentralbank zu politisieren oder ihre Macht einzuschränken. Trump liegt laut Umfragen in den meisten der sieben wichtigsten Swing States vor Amtsinhaber Joe Biden. Er ist jetzt auch auf TikTok — der chinesischen Plattform, die er in den USA einst verbieten wollte.

Was sonst noch passiert ist

  • Kein Interesse

  • Aramco wirbt

  • Wahlentscheidende Inflation

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