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Starkregen und Erdbeben – Taifun Hagibis trifft auf Land

Tokio kämpft mit Überschwemmungen und Stromausfällen – auch ein Erdbeben erschüttert die Region. 38 Millionen Menschen sind betroffen.

Taifun Hagibis rückt in Richtung Tokio vor, wo an diesem Wochenende sintflutartige Regenfälle erwartet werden. Foto: dpa
Taifun Hagibis rückt in Richtung Tokio vor, wo an diesem Wochenende sintflutartige Regenfälle erwartet werden. Foto: dpa

Um 16.30 Uhr (Ortszeit) trat im Großraum offiziell die Krise in Kraft. Das Wetteramt rief in Tokio und sechs anderen Präfekturen, einer Region mit insgesamt 38 Millionen Einwohnern, die Regenwarnung der Stufe 5 aus. Dies ist die höchste Warnstufe, und ein Beamter erklärte ihre Bedeutung prägnant: „Ergreifen Sie alle notwendigen Schritte, um Ihr Leben zu retten. Denn das Risiko von Erdrutschen und Überschwemmungen ist extrem hoch.“

Solche Regenfälle habe man in Japan noch nicht erlebt, erklärte der Sprecher. In der Bergregion von Hakone, einem beliebten Naherholungsort der Hauptstädter, waren schon mehr als 1000 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen. Aktuell gilt die Warnung für neun Präfekturen – für Tokio wurde die Warnstufe mittlerweile aufgehoben.

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Am Tama-Fluss war es um 22.30 Uhr so weit: Die Wassermassen traten an einigen Stellen über die Ufer. Damit kann noch nicht ganz ausgeschlossen werden, dass der Großraum Tokio doch noch die größte Katastrophe seit dem Taifun Kanogawa im Jahr 1958 erleben könnte. Damals starben 1200 Menschen in Hochwassern und Erdrutschen.

Um ähnliche Opferzahlen zu vermeiden, haben die Behörden die Bevölkerung in möglichen Überschwemmungsgebieten bereits aufgefordert, Evakuierungszentren oder höhere Etagen von Betongebäuden aufzusuchen.

Das größte Risiko besteht weiterhin in Tokios fünf östlichen Stadtteilen, die teilweise unterhalb des Meeresspiegels liegen. Dort könnten 2,5 Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen werden, wenn Dämme brechen oder Flüsse wie der Arakawa, der Nakagawa oder Edogawa über die Ufer treten.

Im Extremfall drohen einige der Gebiete fünf bis zehn Meter unter Wasser gesetzt zu werden. Doch mit jeder Stunde, die ohne Überschwemmung verstreicht, sinkt die Gefahr ein wenig. In der Präfektur Shizuoka wurde beispielsweise die Warnstufe 5 um kurz nach 22 Uhr aufgehoben.

Das gibt Hoffnung für Tokio. Zwar geben die Behörden für die Hauptstadt noch keine Entwarnung. Aber auch über die Hauptstadt ist das Sturmzentrum inzwischen hinweggezogen. Und zum Glück blies der Wind etwas schwächer als befürchtet. Für Yokohama gab der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NHK die Spitzengeschwindigkeit mit 148 Kilometer an, als das Sturmzentrum um etwa 21 Uhr über die Millionenmetropole hinwegfegte.

Doch in einigen Flüssen bleibt die Gefahr auch auf der Rückseite des Flusses hoch, zum Beispiel am Sagami-Fluss, der durch dicht besiedelte Teile von Tokios Nachbarpräfektur Kanagawa fließt. Denn dort muss ein großer Stausee inzwischen Wasser ablassen. Dies wird die Menschen in der Region noch etwas länger wach halten als in anderen Teilen der Hauptstadtregion. Auch andere Stauseen in anderen Regionen müssen inzwischen Wasser ablassen.

Zusätzlich kam es zu Stromausfällen. Um 22 Uhr seien im Großraum Tokio 374.800 Haushalte ohne Strom gewesen, teilte der Stromversorger Tepco mit. Man bemühe sich, die Regionen so schnell wie möglich wieder ans Netz zu bringen. Die gute Nachricht: Damit sind bisher weniger Menschen als beim vorigen Taifun Faxai betroffen. Der hatte vorigen Monat in Tokios Nachbarpräfektur Chiba fast eine Million Haushalten von der Stromversorgung abgeschnitten.

Um 18.22 Uhr wurden die Bewohner zudem daran erinnert, dass es alles hätte noch viel schlimmer kommen könnte. Plötzlich bebte die Erde in Tokio. Der Auslöser war ein Erdbeben mit der Magnitude 5,7 auf der Richter-Skala vor der Küste Chibas.

Aus Sorge vor den drohenden Auswirkungen des Taifuns findet zudem die Formel-1-Qualifikation zum Grand Prix von Japan erst am Rennsonntag statt. Alle für den Samstag auf dem Suzuka International Racing Course geplanten Aktivitäten wurden abgeblasen. Auch zwei Spiele bei der laufenden Rugby-Weltmeisterschaft in Japan mussten abgesagt werden.

Aber viele Tokioter sind, so gut es geht auf alle Eventualitäten vorbereitet. Schon am Freitag hamsterten viele Hauptstädter Wasser und Lebensmittel. In Internetforen informierten sich Menschen über lange Schlangen an den Supermarktkassen. Am Nachmittag kursierten dann Bilder von leeren Supermarktregalen im Internet. „Wir haben außerdem unsere Badewanne mit Wasser gefüllt“, sagt ein Japaner.

Er ist nicht der einzige. Denn schon im Kindergarten beginnen die Japaner mit Katastrophenschutztraining, um sich vor allem für Erdbeben zu wappnen. Aber die Überlebensregeln sind grundsätzlich die gleichen: Die Japaner lernen, dass sie am besten wenigstens für drei Tage Lebensmittel und Wasser zu Hause bunkern und die Badewannen gefüllt halten sollten. So können sie sich auch versorgen und das Klo spülen, wenn Strom und Wasser ausfallen.

Auch die öffentliche Infrastruktur wurde vorsorglich geschützt. Der Zugverkehr ruht inzwischen auf den meisten Strecken der Hauptstadtregion. Nur einige U-Bahnlinien verkehren. Auch wurden Flüge gecancelt. Und viele Einzelhandelsketten haben am Samstag erst gar nicht ihre Läden geöffnet. Bisher hat sich die Vorsorge ausgezahlt. Dennoch starben zwei Menschen, acht weitere Personen werden vermisst und bislang 77 verletzt. Der Wirbelsturm soll sich laut Vorhersagen der Behörden in der Nacht weiter Richtung Norden bewegen und am Sonntag abziehen.

Mit dpa