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Das Jahr des Drachen in der Glaskugel: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Kell über Wall-Street-Wahrsager. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Altes neues Jahr

Wenn der Konsens an der Wall Street für 2024 so falsch ist, wie es der für 2023 war, dann steht Anlegern im neuen Jahr entweder die Mutter aller Rallys oder ein die Grundfesten erschütternder Ausverkauf bevor. Die meisten Großbanken, Berater und Fondsmanager prognostizieren für das chinesische Jahr des Drachen das gleiche mittlere Szenario: Sie gehen davon aus, dass die Zinserhöhungen nun Wirkung zeigen, die Konjunktur (maßvoll) bremsen und die Zentralbanken zu einer Lockerung der Geldpolitik übergehen, was einem Aufschwung an den Finanzmärkten gegen Ende des Jahres den Weg bereiten soll.

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Vor diesem Hintergrund betonen die meisten Analysten die Notwendigkeit, bei Aktien auf Qualität zu achten, über Sektoren und Regionen hinweg zu diversifizieren und (mal wieder) in festverzinsliche Wertpapiere zu investieren. Das Problem ist nur, dass so ziemlich jeder so ziemlich dasselbe schon für das gerade abgelaufene Jahr vorausgesagt hatte — und damit so ziemlich komplett falsch lag: Tatsächlich brachen Anleihen monatelang ein, Aktien hingegen stiegen in ungeahnte Höhen.

Was sagen die Abweichler unter den Experten? Robeco sieht den Konsens als “Märchen” an, BCA Research hält das Makro-Bild für bedenklicher als vor zwölf Monaten und die Deutsche Bank sieht die US-Wirtschaft auf eine harte Landung zusteuern. Die UBS rechnet hingegen mit neuen Hochs an den Weltbörsen. Einig sind sich dabei dann wieder die meisten in diesem Punkt: Der Ausgang der US-Wahlen im November ist unvorhersagbar und ein Patt zwischen Biden und Trump würde für einige Unsicherheit sorgen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Verena Sepp, Boris Groendahl und Stephan Kahl: Tauziehen um E-Thron, gepfändet, Gegenwind in Peking, Krypto-Euphorie und Banker mit XXL-Wochenenden.

Tauziehen um den E-Thron

Im Rennen um die Vorherrschaft bei Elektroautos ist der chinesische E-Auto-Bauer BYD auf dem besten Weg, Tesla die Marktführerschaft abzuknöpfen. Der Autobauer aus der Metropole Shenzhen verkaufte im Schlussquartal 2023 knapp 530.000 vollelektrische Fahrzeuge — ein neuer Rekord. Damit schafft es BYD erstmals in die Top 10 der weltweit absatzstärksten Autokonzerne, hinter Namen wie Volkswagen, Toyota und General Motors. UBS-Experten rechnen damit, dass chinesische Autobauer bis Ende des Jahrzehnts wohl auf einen Marktanteil von einem Drittel kommen werden. “Es geht nicht mehr um die Größe und das historische Ansehen der Autohersteller, sondern um die Geschwindigkeit, mit der sie Innovationen vorantreiben und sich weiterentwickeln können”, sagt Bridget McCarthy von Snow Bull Capital. Das bringt Platzhirsch Tesla ins Schwitzen. Um seinen Status als Marktführer zu behalten, müsste Elon Musk heute einen Rekordwert melden. Die Überarbeitung des Model 3 und der schon als Kultauto geltende Edelstahl-Cybertruck könnten einen Schub gegeben haben, aber ob das reicht?

Gepfändet

Für René Benko geht es langsam ans Eingemachte. Das österreichische Finanzamt hat auf die von Benko und seiner Familie genutzte Villa im zur Tiroler Hauptstadt Innsbruck gehörenden Dorf Igls ein Pfandrecht angemeldet. Grund ist eine Steuerforderung in Höhe von rund 12 Millionen Euro, wie sich aus dem Grundbuch ergibt. Allerdings geht es in dem Streit laut österreichischen Medien nicht darum, dass Benko bzw. eine seiner Privatstiftungen die Zahlung nicht leisten konnte, sondern darum, dass er die Forderung des Finanzamts bestreitet (es geht um Vorsteuerabzüge der Umsatzsteuer). Kurz vor Jahresende hatten noch Benkos wichtigste Immobiliensparten, Signa Prime und Signa Development, Insolvenz beantragt. Außerdem wurde bekannt, dass die Firma, der die Immobilie des Londoner Luxuskaufhauses Selfridges gehört, Signas thailändischen Partner um Hilfe gebeten hat — und diesem deshalb demnächst mehrheitlich gehören könnte.

Gegenwind in Peking

Die Aktivität in Chinas Industrie war im Dezember so niedrig wie seit sechs Monaten nicht. Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor fiel auf 49 und signalisierte damit eine noch deutlichere Schrumpfung als Volkswirte erwartet hatten. Die am Sonntag vorgelegten Zahlen brachten die Börse Hongkong am ersten Handelstag des neuen Jahres unter Druck: Der Hang-Seng-Index fiel 1,5%. Auch Präsident Xi Jinping unterstrich in seiner Neujahrsansprache den Gegenwind für die Wirtschaft der Volksrepublik. Einige Unternehmen hätten eine harte Zeit, räumte er ein und kündigte an, Konjunkturprogramme zu intensivieren. So mancher Anleger wittert angesichts dessen bei China-Aktien bereits Morgenluft. Der niederländische Chipindustrie-Ausrüster ASML indessen bestätigte einen Bloomberg-Bericht, wonach die Lieferung einiger Maschinen nach China auf Wunsch der US-Regierung gestoppt wurde, obwohl Sanktionen für die High-End-Anlagen noch nicht in Kraft getreten waren.

Krypto-Euphorie

In Erwartung der baldigen US-Zulassung eines ETF, der direkt in Bitcoin investiert, hat die weltgrößte Digitalwährung erstmals seit fast zwei Jahren die Preismarke von 45.000 Dollar überwunden. Die Bitcoin-Notierung legte am Dienstag zeitweise über 5% zu und näherte sich den 46.000 Dollar. So teuer wie derzeit war Bitcoin seit April 2022 nicht mehr. Eine größere Korrektur sei unwahrscheinlich, sagt Cici Lu McCalman, Gründerin des Blockchain-Beraters Venn Link. Dafür spreche sowohl die positive Stimmung am Markt als auch der Umstand, dass demnächst erneut die Menge der Coins halbiert wird, die den Minern für die Validierung von Transaktionen gezahlt werden. Bei jedem der letzten drei so genannten Halvings hat der Bitcoin-Preis ein neues Rekordhoch erreicht. “Um BTC leer zu verkaufen, dürfte es Nerven aus Stahl brauchen”, so McCalman. Auch der Kryptomarkt insgesamt beginnt das neue Jahr mit einer Hausse. Ethereum kam seit Silvester rund 6% voran, Solana rund 15%.

Banker mit XXL-Wochenenden

Während sich Okönomen noch darum streiten, ob eine Vier-Tage-Arbeitswoche sinnvoll ist oder nicht, haben einige genossenschaftliche Banken bereits Tatsachen geschaffen. So lassen die PSD Bank Braunschweig, die Volksbank Euskirchen und die Volksbank Kaiserslautern ihre Mitarbeiter nur noch von Montag bis Donnerstag zum Dienst antreten. In einer Bloomberg-Umfrage berichten die Vorstände der drei Institute von Erfolgen. Vor allem die Suche nach Fachkräften sei einfacher geworden, sagen sie. Kleinere Banken hatten zuletzt massive Probleme, Mitarbeiter für Schlüsselpositionen — etwa im Bereich Compliance — zu finden. Das Angebot einer Vier-Tage-Woche lässt sie aus der Masse herausstechen und macht sie als Arbeitgeber attraktiver. Das ist aber nicht der einzige Vorteil, den die Vorstände sehen. Ganz grundsätzlich erhöhe sich die Zufriedenheit der Mitarbeiter, zudem würden die Betriebskosten wegen der Freitagsschließung sinken. Der Wechsel von fünf auf vier Arbeitstagen bei den drei Instituten bedeutet aber nicht, dass jetzt ein Fünftel weniger gearbeitet wird. Die Wochenarbeitszeit ist lediglich um ein Zehntel gesunken, zudem gibt es weniger Urlaubstage.

Was sonst noch passiert ist:

  • Die Reiseziele des Jahres

  • Eskalation im Roten Meer

  • Twitter-Wert gesunken, sagt Fidelity

--Mit Hilfe von Sam Potter, Stephan Kahl und Boris Groendahl.

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