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Hunderte trauern um verstorbene Verfassungsrichterin – und die Politik streitet über ihre Nachfolge

Die feministische Ikone ist am Freitag überraschend gestorben. Um ihren Posten am Supreme Court ist nun der politische Streit entbrannt, den sie eigentlich verhindern wollte.

In den vergangenen Jahren erlangte Ruth Bader Ginsburg Kultstatus und erhielt von einer Jurastudentin den Spitznamen „The notorious RBG“. Foto: dpa
In den vergangenen Jahren erlangte Ruth Bader Ginsburg Kultstatus und erhielt von einer Jurastudentin den Spitznamen „The notorious RBG“. Foto: dpa

Vor ein paar Tagen, als sie merkte, dass ihre Kräfte schwinden, diktierte Ruth Bader Ginsburg ihrer Enkelin ein Statement, das sie nach ihrem Tod veröffentlichen sollte. „Es ist mein dringendster Wunsch, dass ich nicht ersetzt werde, bis ein neuer Präsident eingeführt wird“, betonte die amerikanische Verfassungsrichterin. Es war ein letzter Giftpfeil, den Bader Ginsburg, die ewige Kämpferin, an US-Präsident Donald Trump adressierte.

Nur keine 24 Stunden nach ihrem Tod am Freitag ist klar, dass ihr dieser Wunsch unerfüllt bleiben wird. Trump kündigte an, schon in dieser Woche eine Nachfolgerin zu ernennen, um sich so die äußerst seltene Chance zu sichern, die konservative Mehrheit im Obersten Gerichtshof auf sechs zu drei auszubauen.

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Noch während sich am Freitagabend Hunderte vor dem Gebäude des Supreme Court versammelten, ist um die Nachfolge von Ginsburg ein heftiger politischer Streit entbrannt, der ausgerechnet Trump Rückenwind im Kampf ums Weiße Haus geben könnte und die Trauer um die außergewöhnliche Juristin überschattet.

Bader Ginsburg, die im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung starb, war erst die zweite Richterin in der Geschichte des Supreme Court. Ihr Leben lang hat sie für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gekämpft und wegweisende Veränderungen bewirkt.

Als Anwältin der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union vertrat sie in den 1970er-Jahren sechs Diskriminierungsfälle vor dem Supreme Court, von denen sie fünf gewann. Dabei ging es auch um die Diskriminierung von Männern. Bader Ginsburg ging davon aus, dass die männlichen Richter sich mit den Fällen einfacher identifizieren konnten.

Eine von neun Frauen in Harvard

Die zierliche Frau, gerade mal 1,55 Meter groß, hat in ihrem Leben selbst unzählige Male Diskriminierung erfahren. Und statt aufzugeben, lautete ihre Devise immer: weitermachen. „Man muss für die Dinge kämpfen, die einem wichtig sind, aber auf eine Art und Weise, in der man andere zum Mitmachen bewegt“, erklärte sie einst.

1956 war sie eine von neun Frauen unter 500 Männern an der Eliteuniversität Harvard. Sie zählte zu den Besten ihres Jahrgangs, hatte schon eine kleine Tochter und nahm nebenbei noch an den Vorlesungen ihres Mannes teil, der an Krebs erkrankt war.

Dennoch wurde sie nach ihrem Abschluss bei allen Anwaltskanzleien in New York abgewiesen, auch um die männlichen Kollegen nicht abzulenken, wie einer der Kanzleichefs damals andeutete. Bader Ginsburg ging schließlich in die Wissenschaft. Anfang der 70er-Jahre war sie die erste Frau, die einen Lehrstuhl an der New Yorker Columbia Law School erhielt.

1980 wechselte Bader Ginsburg auf die Richterbank. Der demokratische Präsident Bill Clinton berief sie 1993 an den Obersten Gerichtshof, wo sie mit ihren pointierten Gegenmeinungen zu konservativen Urteilen auffiel – und mit ihren dekorativen Kragen, die sie über der schwarzen Robe trug und mit denen sie ihre Gemütslage signalisierte.

Stimmte sie einer Entscheidung des Gerichts nicht zu, trug sie ihren sogenannten „Dissent Collar“, eine schwarz-gold glitzernde Kette aus langen, spitzen Perlen von Banana Republic. Den trug sie auch am Tag, nachdem Donald Trump 2016 die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte – was kein Zufall war.

In ihren 27 Jahren als Verfassungsrichterin argumentierte sie unter anderem gegen die Entscheidung des Gerichts, die Wahl im Jahr 2000 für Präsident George W. Bush zu entscheiden. In einem Fall 2007, in dem eine weibliche Mitarbeiterin beim Reifenhersteller Goodyear deutlich weniger verdiente als ihre männlichen Kollegen, wetterte Bader Ginsburg: „Das Gericht begreift die heimtückischen Wege nicht, in denen Frauen Opfer von Lohndiskriminierung werden, oder es ist dem Gericht egal.“

In den vergangenen Jahren erlangte sie Kultstatus, gerade bei Millennials, und erhielt von einer Jurastudentin den Spitznamen „The notorious RBG“, in Anlehnung an den Rapper „The Notorious B.I.G.“ Für den Supreme Court hatte sie sich gewünscht, dass eines Tages alle neun Positionen von Frauen besetzt sein würden. Den Kampf müssen nun andere für sie fortsetzen.