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Heute läutet die Fed in den USA die nächste Runde weltweiter Zinserhöhungen ein – das setzt den Euro und die EZB unter Druck

Die US-Notenbank Fed wird am Mittwoch die Zinsen erhöhen und damit die EZB unter Druck setzen.  - Copyright: picture alliance/AP Images | Susan Walsh
Die US-Notenbank Fed wird am Mittwoch die Zinsen erhöhen und damit die EZB unter Druck setzen. - Copyright: picture alliance/AP Images | Susan Walsh

Der Startschuss fiel in Schweden. Die Reichsbank hob am Dienstag den Leitzins an, überraschend kräftig um einen vollen Prozentpunkt auf 1,75 Prozent. Es war bereits die dritte Zinserhöhung in diesem Jahr in Schweden – und der Auftakt zu einer Woche voller wichtiger Zinsentscheidungen rund um die Welt.

Zunächst dürfte die Federal Reserve (Fed) in den USA an diesem Mittwoch den Zins erhöhen, am Donnerstag dann die Bank of England für Großbritannien. Hinzu kommen Entscheidungen in Ländern wie Japan, der Schweiz oder der Türkei. Sie haben Einfluss auf die Inflation, die Konjunktur, die Aktienmärkte besonders aber auf den Euro und die nächsten Zinsbeschlüsse der Europäischen Zentralbank.

Wir geben euch einen Überblick über die anstehenden Entscheidungen und die wichtigsten Folgen.

USA

In den USA gibt die Federal Reserve ihr Zinsentscheidung an diesem Mittwochabend unserer Zeit bekannt. Experten erwarten eine weitere Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf dann 3,25 Prozent. In dieser Höhe ist ein Zinsschritt bereits an den Märkten eingepreist, zum Beispiel in den Aktienkursen oder dem Devisenkurs des US-Dollar.

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"Vor der Fed-Sitzung überwiegt die Hoffnung, dass der Aktienmarkt eine weitere Jumbo-Zinsanhebung um 75 oder gar 100 Basispunkte gut verkraften wird", zitiert die Deutsche Presse-Agentur den Analysten Jochen Stanzl von CMC Markets.

Denn einige Marktteilnehmer halten es sogar für möglich, dass die Fed die Zinsen um einen vollen Prozentpunkt anhebt. Dies würde die Stimmung an den Aktienmärkten tendenziell verschlechtern und dem Dollar zusätzlichen Auftrieb geben.

Nahrung erhielten solche Spekulationen durch die hartnäckig hohe Inflation in den USA. Zwar verlangsamte sich die Steigerung des Verbraucherpreisindex im August erneut leicht auf 8,3 Prozent. Analysten hatten aber einen stärkeren Rückgang erwartet. Hinzu kommt, dass die wichtige Kernrate – ohne die schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel – auf sechs Prozent gestiegen ist. Dies zeigt, dass sich die Teuerung nach dem Energiepreis-Schock schon tief in die Wirtschaft gefressen hat.

Im Kampf gegen die hohe Inflation in den USA hat die Fed den Leitzins in diesem Jahr bereits viermal angehoben. Er liegt mit 2,5 Prozent deutlich höher als im Euro-Raum mit 1,25 Prozent. Das macht Anlagen in den USA attraktiver und stärkt den Dollar gegen den Euro. Sollte die Fed die Zinsen noch einmal deutlich erhöhen, dürfte dies den Dollar stärken. Ein starker Dollar wiederum würde die Importe in die USA billiger machen und damit die Inflation dämpfen.

Analysten in den USA rechnen mehrheitlich damit, dass die Fed die Zinsen bis in den Winter hinein noch mehrere Male anheben wird. Der Grund ist vor allem die hohe Kernrate der Inflation. Gleichzeitig wachsen in den USA aber die Sorgen, dass höhere Zinsen die Rezession vertiefen und verlängern können. Aus diesem Grund hat zum Beispiel Tesla-Chef Elon Musk bereits eine Zinssenkung gefordert und vor einer Deflation gewarnt, also vor gefährlich fallenden Preisen.

Großbritannien

Die Inflation verharrt in Großbritannien auf einem sehr hohen Stand. Im August fiel sie minimal, immerhin aber unter der Marke von zehn Prozent auf nun 9,9 Prozent.

Die Bank of England hatte die Zinsen im August mit plus 0,5 Prozentpunkten so stark erhöht wie noch nie zuvor seit ihrer Unabhängigkeit. Der Leitzins liegt nun bei 1,75 Prozent. Analysten erwarten mehrheitlich, dass die Bank of England die Zinsen am Donnerstag noch einmal um 0,5 Prozentpunkte anheben wird.

Nicht auszuschließen ist, dass eine stärkere Zinserhöhung in den USA auch Auswirkungen auf die Entscheidung in London hätte. Die Analysten von ABN Amro sehen eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit eines neuen Rekordschrittes um 0,75 Prozentpunkte.

Großbritannien steht am Rande oder bereits in einer Rezession und ist zusätzlich durch die Folgen des Brexits geschwächt. Die Bank of England vertritt aber offensiv, dass sie im Kampf gegen die Inflation auch einen tieferen und längeren Abschwung der Wirtschaft in Kauf nehmen will.

Was folgt aus den Zinserhöhungen für den Euro?

Der Euro hat in diesem Jahr bereits rund zwölf Prozent an Wert gegen die US-Dollar verloren. Im Sommer fiel der Kurs sogar erstmals seit vielen Jahren wieder unter die Parität zum Dollar. Ein Euro war also weniger wert als ein Dollar. Seit schwankt der Euro eng um die Parität.

Ein wichtiger Grund für die Euro-Schwäche ist der Zinsunterschied zwischen den USA und der Euro-Zone. Die Fed hatte die Zinswende früher eingeleitet hat als die Europäische Zentralbank. Aktuell liegen die Leitzinsen in den USA bei 2,5 Prozent, die EZB hat sie gerade erst auf 1,25 Prozent erhöht.

Höhere Zinsen machen Anlagen in den USA attraktiver. Das stärkt die Nachfrage nach US-Dollar und damit den Wechselkurs gegenüber dem Euro. Ein schwacher Euro verteuert aber viele Importe, da internationale Geschäfte überwiegend in Dollar abgerechnet werden. Das gilt zum Beispiel für den gesamten Energie-Bereich.

Wenn die Importe teurer werden, erhöht das wiederum den Druck auf die Preise im Inland. Ein schwächerer Euro befeuert also die Inflation in der Euro-Zone und damit auch in Deutschland zusätzlich. Dies wiederum setzt die EZB unter Druck.

Welche Bedeutung haben die Entscheidungen für die EZB?

Die Europäische Zentralbank kann bis auf Weiteres kaum anders als die Zinsen weiter kräftig zu erhöhen. Das liegt zum einen an den unverändert hohen Inflationsraten in der Euro-Zone. Insgesamt liegt die Inflation hier bei 9,1 Prozent, mit Höchstwerten von über 20 Prozent in den baltischen Staaten in unmittelbarer Nachbarschaft zu Russland.

Die EZB hat zuletzt am 8. September den wichtigsten Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent angehoben. Äußerungen aus der EZB und die globale Lage lassen derzeit kaum Zweifel daran, dass die EZB bei ihrer nächsten Sitzung am 26. Oktober die Zinsen noch einmal kräftig erhöhen wird. Im Dezember könnte dann ein weiterer Schritt folgen. An den Märkten wird für Ende des Jahres ein Zinsniveau von 2,5 Prozent in der Euro-Zone erwartet.

Eine wichtige Rolle spielen dabei aber die Zinsvorgaben aus den USA. Die EZB kann sich schon wegen der Wirkung der Zinsdifferenz auf den Euro nur bedingt davon abkoppeln.

Warum sind Inflation und Zinsen in Japan niedrig?

Es gibt auch zwei gewichtige Ausnahmen. Die erste ist Japan, eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Die Zentralbank hält an ihrer strikten Niedrigzinspolitik fest. Der Refinanzierungszins für Banken liegt bei minus 0,1 Prozent. Sie bekommen also eine Prämie, wenn sie sich kurzfristig Geld bei der Bank von Japan leihen.

Diese Politik des billigen Geldes liegt zum einen an der anhaltend schwachen Konjunktur in Japan, aber auch an einer niedrigen Inflation von nur rund einem Prozent. Allerdings hat der Yen gegen den US-Dollar stark an Wert verloren. Die Abwertung war seit Jahresbeginn mit rund 20 Prozent seit Jahresbeginn sogar am kräftigsten. Die Bank von Japan entscheidet am Donnerstag.

Türkei

Die zweite Ausnahme ist die Türkei. Die Menschen dort leiden unter einer extrem hohen Inflation von offiziell rund 80 Prozent. Viele trauen diesen Zahlen nicht und empfinden die Teuerung als noch gravierender. Doch im Gegensatz zu anderen Notenbanken hat die türkische Zentralbank die Zinsen sogar noch gesenkt, allerdings von hohen 14 auf 13 Prozent. Dahinter steht der offenkundige politische Druck von Staatspräsident Erdogan.

Die zweite Ausnahme ist die Türkei. Die Menschen dort leiden unter einer extrem hohen Inflation von offiziell rund 80 Prozent. Viele trauen diesen Zahlen nicht und empfinden die Teuerung als noch gravierender. Doch im Gegensatz zu anderen Notenbanken hat die türkische Zentralbank die Zinsen sogar noch gesenkt, allerdings von hohen 14 auf 13 Prozent. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich gegen Zinserhöhungen ausgesprochen und die Zentralbank unter Druck gesetzt, die Zinsen niedrig zu halten. Dies führt allerdings zu einem Verfall der türkischen Lira, mit entsprechenden Folgen für eine noch höhere Inflation.