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Herr Müller wärmt seine Sparappelle auf: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Petra Sorge über Sparappelle im Herbst. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Zeit für Wollpullover

Man hätte sich so schön daran gewöhnen können, dass der Sommer und der milde Herbst ewig dauern — gefühlt war das Gerede vom Gassparen ja auch so weit weg wie das Tragen von Corona-Masken. Aber nein, Deutschlands oberster Verbrauchswächter Klaus Müller ist mit erhobenem Zeigefinger zurück: Es sei weiterhin wichtig, bewusst mit Heizungen umzugehen, erklärte er anlässlich der neuen Winter-Szenarien seiner Behörde. Deutschland habe sich mit den EU-Ländern schließlich dazu verpflichtet, 15% einzusparen (letzten Winter schafften wir — auch dank seiner Dauer-Warnungen — sogar 20%).

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Müllers Appelle mögen zwar weit weg klingen angesichts zweistelliger Temperaturen und Gasspeicher-Füllständen von 99,65%. Doch in zwei von sechs Szenarien sieht die Bundesnetzagentur weiterhin das Risiko einer kritischen Versorgungslage. Dabei müsste alles Schlechte zusammenkommen — ein sehr frostiger Winter, ein hoher Gasverbrauch in Deutschland und seinen Nachbarländern, aber auch weniger LNG-Importe etwa wegen sehr hoher Weltmarktpreise.

Gegen den letzten Punkt hilft es übrigens auch nicht, wenn man wie der Teufel LNG-Importterminals baut: Drei sind bereits in Betrieb, drei weitere sollen noch im Laufe des Winters folgen. Damit wird die Bundesrepublik zwar irre Überkapazitäten aufbauen — die Wirtschaftsminister Robert Habeck mit der Solidarität mit Mitteleuropa begründet — aber noch lange nicht sichergestellt haben, dass auch wirklich Flüssiggas ankommt. Denn bislang hat fast kein deutscher Gashändler relevante Langfristverträge mit LNG-Produzenten weltweit abgeschlossen (beziehungsweise nur über homöopathische Mengen).

Sich aber nur auf den Spotmarkt zu verlassen, könnte schnell nach hinten losgehen und extrem teuer werden, wenn etwa China den Markt leerkauft. Beten wir also gemeinsam mit Herrn Müller zum Wettergott Petrus, dass er zuerst für einen milden Winter in Asien sorgen möge.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Rainer Bürgin, Stephan Kahl und Verena Sepp: Das Nachfrage-Ringen, an Tauben glauben, der Zins zählt, Orkantief, Schub & Gegenwind, und Erben verleiht Flügel.

Das Nachfrage-Ringen

Die Bilanz zum dritten Quartal: Stürmisch bis Sonnenschein. Der Luxusmode-Hersteller Hugo Boss erzielte einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 103 Millionen Euro, ein Plus von 12% gegenüber 2022. Getrieben wurde das Ergbnis durch eine starke Nachfrage. Davon konnte der Online-Modehändler Zalando nur träumen — er musste den 2023-Ausblick herunterschrauben und erwartet einen Umsatzückgang um etwa 0,5% bis 3%. Das überschattet den ansonsten soliden Gewinnanstieg auf 23,2 Millionen, der die Erwartungen weit übertraf. Dank Einsparungen erhöhte Fresenius Medical Care die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Ein Anstieg im niedrig-einstelligen Prozentbereich steht nun in Aussicht, nachdem ursprünglich ein stabiles Niveau oder ein leichter Rückgang erwartet wurde. Auch Scout24 erhöhte seine Prognose dank einer anhaltend starken Nachfrage. Der Umsatz des Betreibers der Plattform Immoscout24 kletterte um 16% auf 132,8 Millionen Euro, Analysten hatten 131 Millionen erwartet.

An Tauben glauben

Nicht jeder glaubt an die Andeutungen von Jerome Powell, dass die Fed mit der Straffung der Geldpolitik fertig sein dürfte. Jamie Dimon erklärte im Yahoo-Interview, dass weitere Zinserhöhungen um 75 Basispunkte möglich seien. “Die Inflation könnte sich als etwas hartnäckiger erweisen als die Leute denken, und die fiskalischen und geldpolitischen Stimulusmaßnahmen der letzten Jahre könnten größer gewesen sein, als sie meinen”, so der Chef der Großbank JPMorgan. Der ehemalige Bundesbankchef Axel Weber rechnet mit einer Fed-Zinsanhebung im Dezember. Deutlich anders ist die Erwartung des als konträrer Investor bekannten Jeff Gundlach. Er rechnet mit einer US-Rezession im ersten Halbjahr 2024 und damit mit Zinssenkungen um ganze 200 Basispunkte. Die Notenbank Norwegens ließ die Zinsen heute ebenfalls unverändert, stellt jedoch weiter einen letzten Zinsschritt vor dem Jahresende in Aussicht. Im Fokus steht nun die Zinsentscheidung in London.

Der Zins zählt

Ziemlich viel Bewegung ist derzeit bei den Kundeneinlagen der ING Deutschland zu beobachten. Nachdem sie im zweiten Quartal noch um 16 Milliarden Euro gestiegen waren, gingen sie im dritten Quartal um 5 Milliarden zurück. Die Volatilität zeigt, dass viele Deutschen beim Sparen offenbar keine Bankloyalität kennen. Viel wichtiger dürfte ihnen die Höhe der Zinsen sein. Das Geld fließt dorthin, wo es die höchsten Sätze gibt. Die ING Deutschland gehörte zwar lange zu den Top-Anbietern bei Tagesgeldzinsen, doch inzwischen zahlen viele andere Banken deutlich mehr. Und nicht nur das. Im dritten Quartal meldete sich auch der schärfste Konkurrent der ING, die DKB, im Rennen um Kundeneinlagen zurück. Die BayernLB-Tochter schraubte in August die Tagesgeldzinsen von 1% auf 3,5% nach oben. Auch dies könnte den Rückgang der Einlagen bei der ING im dritten Quartal erklären.

Orkantief, Schub & Gegenwind

Das Sturmtief Emir hat in der Eifel heute knapp Orkanstärke erreicht. Nicht nur wurden vielerorts Bäume entwurzelt, mindestens ein Windrad wurde dabei auch beschädigt. Die niederländische Fluggesellschaft KLM strich zahlreiche Flüge von und nach Amsterdam. Die Lufthansa indessen zeigte sich heute im Rahmen ihres Quartalsberichts optimistisch, die Finanzziele für 2023 und das nächste Jahr zu erreichen. Die Reisenachfrage dürfte sich auch in den ruhigeren letzten Monaten des Jahres robust bleiben, hieß es. Die Börse honorierte die Lufthansa-Zahlen mit einem Kursplus von mehr als 7%. Während der Konzern den Verkauf des Bordcaterers LSG abgeschlossen hat, könnte es für die geplante Beteiligung am Alitalia-Nachfolger ITA Gegenwind geben. Brüssel drängt offenbar darauf, dass die Kölner im Gegenzug Geschäft auf der Langstrecke aufgeben. Das würde vor allem Flüge ab Frankfurt und München in die USA und nach Asien betreffen.

Erben verleiht Flügel

Eine Dividende in Höhe von 582 Millionen Euro ist die erste Auszahlung, die Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz seit der Übernahme des Energy-Drink-Imperiums von seinem verstorbenen Vater im Jahr 2022 erhalten hat. Das ist zwar ein schöner Batzen Geld, aber auch die niedrigste Dividende, die die Aktionärsfamilie in drei Jahren erhalten hat. Steigende Marketing- und Produktionskosten haben die Umsatzsteigerung von 24% im vergangenen Jahr nahezu aufgezehrt und zu einem stagnierenden Nettoergebnis geführt. Vom Gewinn in Höhe von 1,56 Milliarden Euro hat Mateschitz Anspruch auf 383 Millionen. Die traditionelle Extraausschüttung beläuft sich auf 199 Millionen. Solche Summen könnte jemand, der gerade etwas klamm ist, gut gebrauchen. Zum Beispiel Lars Windhorst, dessen britische Niederlassung von La Perla gerade von einem Londoner Gericht wegen unbezahlter Steuern dichtgemacht wurde. Bei dem Anbieter von Luxusdessous kann man locker 300 Pfund für einen BH ausgeben. Gegen eine Tochtergesellschaft der La Perla-Niederlassung haben zwei Unternehmen aus Jersey ebenfalls die Liquidation beantragt.

Was sonst noch passiert ist:

  • Großbaustelle Wohnwirtschaft

  • Hindenburg abgestürzt

  • Pariser Protektionismus

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