Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.239,66
    +153,86 (+0,40%)
     
  • Gold

    2.349,60
    +7,10 (+0,30%)
     
  • EUR/USD

    1,0699
    -0,0034 (-0,32%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.677,04
    -793,73 (-1,31%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.331,69
    -64,85 (-4,64%)
     
  • Öl (Brent)

    83,66
    +0,09 (+0,11%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.927,90
    +316,14 (+2,03%)
     

Hapags Kreuzfahrtchef wagt den Neustart seiner Luxusliner

Am Sonntag legte der Fünf-Sterne-Plus-Dampfer „MS Europa 2“ ab. Den wirtschaftlichen Sinn zweifeln Beobachter an – denn viele Kojen bleiben unbelegt.

Die hohe See kannte Karl J. Pojer bis vor sieben Jahren nur, weil es ihn in den 1980ern zu einer privaten Kreuzfahrt zog. Den Großteil seiner Karriere absolvierte der Manager aus der Steiermark stattdessen erfolgreich an Land – als Hotelchef bei Four Seasons, Kempinski, Sheraton und beim Tui-Ableger Robinson Club.

Das Spinnen von Seemannsgarn beherrscht der Österreicher, den Tui-Chef Fritz Joussen 2013 an die Spitze der Luxusreederein Hapag-Lloyd Cruises setzte, dennoch wie ein echter Seebär. Containerschiffen mit Übergröße, erzählte er vor einiger Zeit bei einer Gala an Bord der „MS Europa“, könne eine Unterquerung der eigentlich zu niedrigen Hamburger Köhlbrandbrücke spielend gelingen. Weil sich aus physikalischen Gründen rasch begegnende Gegenstände gegenseitig anziehen, müsste der Kapitän dazu nur schnell genug über den Elbgrund schippern. Selbst Ex-Bahnchef Rüdiger Grube, der das Phänomen aus dem Zugverkehr kennt, nickte beeindruckt.

Nun jedoch hat Pojer, der die einst notleidende Hamburger Luxusreederei in eine Ertragsperle des Tui-Konzerns verwandelte, eine noch heiklere Mission zu erfüllen: den Neustart seiner fünf Luxusliner mitten in der Corona-Pandemie.

WERBUNG

Teurer Stillstand

Im März sorgte das Virus dafür, dass nahezu sämtliche Reedereien ihre Fahrten einstellten. Zuvor hatten sich auf Kreuzfahrtdampfern vor Yokohama, Miami und San Francisco Hunderte Passagiere infiziert, Dutzende starben.

Seither kostet das Aufliegen der weißen Flotte Hapag-Lloyd jeden Tag 835.000 Euro Umsatz. Der Betriebsgewinn, der 2019 noch stattliche 43 Millionen Euro erreichte, wird damit 2020 zweifellos tief ins Minus rutschen.

Ausgesuchte Gäste

So versucht es Pojer nun mit einem Kraftakt. Schon am Freitag legte sein Expeditionsschiff „Hanseatic Inspiration“ mit 150 Gästen an Bord ab, um für fünf Tage ohne Landgang in der „Dänischen Südsee“ zu schippern, wie es seine Werbeabteilung formuliert. Am Sonntag folgte der Fünf-Sterne-Plus-Dampfer „MS Europa 2“. Dort machten sich 300 Passagiere für acht Tage auf zu den norwegischen Fjorden, ohne auch nur einen Tag an Land zu gehen.

Die Hygieneregeln sind streng, die Gäste ausgesucht. Nur Passiere aus Deutschland, Österreich und der Schweiz lässt Pojer an Bord. Den wirtschaftlichen Sinn aber zweifeln Beobachter an. Weil 40 Prozent der Schiffskojen unbelegt bleiben mussten, werden diese Kreuzfahrten nach Meinung von Experten Verluste einfahren.

Wie groß zudem die Risiken bleiben, zeigt die im selben Hamburger Bürogebäude beheimatete Reederei Tui Cruises, ein Joint-Venture von Tui und Royal Caribbean, unter dessen gesellschaftsrechtliches Dach in diesen Tagen auch Hapag-Lloyd geschoben wird. Dort hatte Reedereichefin Wybcke Meier für den 31. Juli den Neustart der „Mein Schiff 1“ angekündigt, die ab Kiel ebenfalls zu einer „Blauen Reise“, einer Kreuzfahrt ohne Landgang, starten sollte. „Aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen“, ließ sie vor der geplanten Abfahrt mitteilen, sei die Crew zum Starttermin nicht vollzählig, die Fahrt werde verschoben. Nach einem ersten Dementi gab sie dann zu: fünf Crewmitglieder waren bei der Anreise positiv auf das Virus getestet worden.