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„Wir haben es nicht geschafft“ – Waldemar Zeiler verkündet vorläufiges Ende von Zweihorn Energy

Mit Balkonkraftwerken Kohlekraftwerke ersetzen und damit ein bisschen die Welt retten - so hatte Gründer Waldemar Zeiler sich das vorgestellt.  - Copyright: Zweihorn Energy
Mit Balkonkraftwerken Kohlekraftwerke ersetzen und damit ein bisschen die Welt retten - so hatte Gründer Waldemar Zeiler sich das vorgestellt. - Copyright: Zweihorn Energy

„Wir haben es nicht geschafft.“ Mit entwaffnender Klarheit beginnt der Linkedin-Post von Waldemar Zeiler, in dem er öffentlich macht, dass sein Startup Zweihorn Energy gescheitert ist: „Trotz 6-stelligem Crowdfunding haben wir kein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen können“, schreibt der Gründer.

Dabei war die Idee des Einhorn-Kondom-Gründers erst Anfang dieses Jahres steil gegangen. Zeiler plante, das Produktportfolio von Einhorn, das bis dato vegane Kondome und Periodenprodukte umfasste, um Balkonsolarkraftwerke zu erweitern. Kein so weiter Stretch wie man meinen möchte, erklärte Zeile im Gespräch mit Gründerszene: „Uns wurde klar, dass wir wahrscheinlich mit nachhaltigen Kondomen und Menstruationsprodukten nicht die Welt retten werden“, sagte Zeiler zu uns. Die Energiewende sei dagegen allgegenwärtig. Beim Campen mit einem Freund habe dieser portable Solarpaneele zur Stromversorgung ausgepackt. Zeiler dachte sich: „Alter, wie geil ist das denn. Das ist ja Magie.“

Markenrechtsstreit und Crowdfunding-Kampagne

Also startete er mit Einhorn Energy – nur um dann ziemlich schnell in einen Markenrechtsstreit mit dem Energiekonzern EnBW zu geraten. Ein lokaler Energieversorger und eine Tochter von EnBW aus der Stadt Giengen in Baden-Württemberg heißen nämlich ähnlich: Einhorn Energie GmbH & Co. KG. Der Streit löste sich auch damit auf, dass Zeiler sein Solarstrom-Startup kurzerhand in Zweihorn Energy umtaufte.

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Mit dieser Marke starteten Zeiler und sein Team dann im März 2024 eine Crowdfunding-Kampagne, musste aber auch da, wie Zeiler selbst schreibt, schnell einen Dämpfer einstecken: „Bereits kurz nach dem Crowdfunding Start mussten wir einsehen, dass unser ambitioniertes Ziel von 2,5 Mio. Euro nicht aufgehen wird und reduzierten das Fundingziel auf 250.000€", schreibt Zeiler auf LinkedIn. „Mit 275k € schafften wir dieses Ziel zwar und sind damit unter den 10 erfolgreichsten Crowdfundings bei Startnext, aber es war klar, dass es sehr schwer werden würde.“ Dennoch verspricht Zeiler, würden die Balkonkraftwerke aus dem Crowdfunding pünktlich ausgeliefert werden. Gewährleistung und Garantie würde vom Partner Sunology sichergestellt.

Plan: Balkonkraftwerke für 500 Euro und in pink

Zumal das selbst auferlegte Ziel sehr hoch war: Drei Millionen Balkonkraftwerke wollte Zweihorn Energy in absehbarer Zeit verkaufen, um den Energieausstoß eines Kohlekraftwerks damit zu ersetzen. Der Preis der Balkonkraftwerke sollte zwischen 500 und 600 Euro liegen. Mit ihrem Produkt versprachen die Zweihörner eine einfache Installation. Das Balkonkraftwerk soll zudem eine Farbe besitzen, die heraussticht.

Mit den Balkonkraftwerken können Haushalte eigenen, sauberen Strom produzieren und die Kosten dadurch senken. Überschüsse können – unvergütet – in das Netz eingespeist werden. Allerdings lässt sich durch die gängigen Balkonkraftwerke nur ein Teil des eigenen Verbrauchs decken. Den gesamten Haushalt autark zu versorgen, ist für die meisten eine Wunschvorstellung. Zeiler entgegnet: „Auch Kleinvieh macht Mist.“

Der Markt war scheinbar nicht soweit

Soweit die Vision. Dann schlug die Realität zu. Zeiler benennt offen Gründe, die zum Scheitern geführt gaben: Der Markt ist komplizierter, als er auf den ersten Blick scheint – und wohl auch noch nicht so weit. „Die Kaufentscheidung hängt nicht alleine von der/dem Kund*in ab. Mieter*innen brauchen die Zustimmung des Vermieters. Das macht die Kaufentscheidung kompliziert und viele Vermieter*innen legen hier Steine in den Weg.“ Außerdem sei das Prinzip Balkonkraftwerk „noch weitestgehend unbekannt.“ Balkonkraftwerke seien kein gelerntes Produkt, wie ein Toaster, schreibt Zeiler. „Es bedarf noch viel Aufklärungsarbeit und damit Investment, das wir als kleines Start-up nicht stemmen können.“

„Natürlich könnten wir aus dieser Situation dennoch irgendwie einen "Fake it till you make it" Businessplan zaubern und Investoren gewinnen", so der Gründer – aber das sei ja nicht sein Ding. Er und sein Team hätten sich bewusst gegen Venture Capital entschieden. Schon 2019 haben Zeiler und Einhorn-Mitgründer Philip Siefer das Startup Einhorn "verschenkt". 99 Prozent der Einhorn Products GmbH gehören seitdem der Purpose Stiftung. Die Idee: Das Startup sollte zum Verantwortungseigentum werden – also sich selbst gehören. „Vielleicht wäre auch Bootstrapping möglich, wie wir es damals mit einhorn products GmbH gemacht haben. Aber auch das scheint nicht realistisch mit einem Produkt, das über die Herbst/Wintermonate vermutlich kaum Umsatz generiert.“

Nun suchen er und sein Team nach möglichen Kooperationspartnern, nach Menschen und Firmen, die erneuerbare Energie machen und wo die Idee von Zweihorn andocken könnte. Er sei offen für „crazy Gedanken" und „Schabernack“.