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Günstiges iPad: Wie Apple versucht, den Tablet-Absturz zu stoppen

Das neue iPad sieht aus wie das alte iPad Air 2 © Apple
Das neue iPad sieht aus wie das alte iPad Air 2 © Apple

Techpionier Apple hat am Dienstag ohne eine Keynote seine iPad-Reihe aktualisiert. Das 9,7 Zoll große Einsteigermodell ist in den USA nun bereits ab 329 Dollar zu haben. An Apples grundsätzlichem Problem ändert die Preisreduzierung aber nicht: Tablets haben ihren Höhepunkt und ihr Anwendungsszenario überschritten.

Plötzlich waren neue Apple-Produkte da. Ohne Vorankündigung stellte der wertvollste Konzern der Welt gestern ein neues iPad, neue iPhones und neue Armbänder für die Apple Watch in seinen Online-Store.

Der geräuschlose Launch mit bloßen Pressemeldungen war eine Überraschung, schließlich pflegt Apple seit Jahren die hohe Kunst der großen Inszenierung. Dass der Techpionier anders als in den vergangenen zwei Jahren auf eine Keynote verzichtete, lag an den Produkten selbst: Die Updates, die Apple gestern vorgestellt hat, sind tatsächlich nur marginal.

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Kosmetisches Update: Rotes iPhone 7, iPhone SE mit 128 GB Speicher

Das iPhone 7 und 7 Plus ist lediglich in einer anderen Farbgebung (rot) erhältlich, während das Mittelklassemodell iPhone SE in der großen Version nur im Speicher von 64 auf 128 GB aufgestockt wurde – an den technischen Spezifikationen hat sich ebenso wenig etwas verändert wie im Design.

Auf eine echte Grundauffrischung wartete dagegen die Tabletsparte, die bis zur Hälfte des Jahrzehnts für die zweitgrößten Umsätze nach dem iPhone verantwortlich war – das iPad. Nachdem Apple im Herbst 2015 eine Pro-Version auf den Markt gebracht hatte, die mit einem digitalen Stift (Pencil) bedienbar ist, schien eine Generalüberholung der Mittelklasse- und Einsteigermodelle iPad Air und iPad mini überfällig.

iPad-Update nur in der Preissenkung auffällig

Doch alles, was Apple gestern vorstellte, war eine technische Auffrischung des 9,7 Zoll großen Modells unter der Oberfläche: Das iPad wird nun mit einem helleren Retina Display mit über 3,1 Millionen Pixel und einem leistungsfähigeren A9-Chip ausgeliefert – das Design ist jedoch das gleiche wie beim zwei Jahre alten Vorgängermodell.

Was sich verändert hat, ist dagegen die Namensgebung: Aus dem iPad Air 2 wurde schlicht das iPad. Das schlagendste Argument für Apples Tablet-Bestseller ist der Preis, der vor allem in den USA aggressiv von 399 auf 329 Dollar für das Einsteigermodell mit 32 GB gesenkt wurde. Deutsche Kunden müssen wegen der Mehrwertsteuer, die im US-Preis nicht enthalten ist, dagegen immer noch 399 Euro berappen, eine Ermäßigung von 30 Euro gegenüber dem bisherigen Angebot.

Anhaltende Erosion: iPad-Unit nur noch viertgrößte Konzernsparte

Tatsächlich aber ist die vor allem in den USA aggressive Preissenkung als eine Reaktion auf das nachlassende Interesse an dem einst großen Hoffnungsträger aus Cupertino zu verstehen. Auch wenn Konzernchef Tim Cook gebetsmühlenartig das Gegenteil behauptet, scheint das iPad seine besten Tage hinter sich zu haben – und das schon seit Jahren.

Über 71 Millionen Tablets konnte Apple noch im Fiskaljahr 2013 verkaufen. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden dagegen gerade noch 45 Millionen iPads abgesetzt – eine dramatische Erosion von 37 Prozent innerhalb der vergangenen drei Jahre, in denen die Verkäufe jeweils zyklisch zurückgingen. Tatsächlich hat der Kultkonzern aus Cupertino zuletzt 2011 so wenig iPads verkauft – dem ersten vollen Geschäftsjahr des Apple-Tablets.

Die Folgen in Dollar und Cents sind ähnlich deutlich: Im abgelaufenen Weihnachtsquartal war die iPad-Unit mit Erlösen von 5,53 Milliarden Dollar nur noch die viertumsatzstärkste Konzernsparte – hinter dem iPhone, der Mac-Division und der Softwaresparte mit Apple Music. Mit dem iPhone erzielt Apple inzwischen fast zehnmal so große Umsätze.

iPhone Plus kannibalisiert das iPad

Tatsächlich ist der iPad-Absturz ein großes Stück weit hausgemacht. Steve Jobs hatte das iPad 2010 als neue Produktkategorie zwischen dem MacBook und iPhone positioniert, die ihre Daseinsberechtigung aus der Intimität der Internet-Nutzung bezog: Im Web browsen, Filme sehen, Zeitschriften und Bücher digital lesen – das sollte mit dem Apple-Tablet so gut funktionieren wie mit keinem anderen Gerät.

Doch seit Apple 2014 mit dem 5,5 Zoll großen iPhone 6 Plus ein Phablet auf den Markt gebracht hat, fallen die herausstechendsten Anwendungsszenarien für das Tablet, das von vielen Nutzern ohnehin nur als großes iPhone empfinden wurde, weg.

Entsprechend nachvollziehbar ist es, dass Apple seine kleinste Tablet-Version, das nur 7,9 Zoll große iPad mini, allmählich auszublenden scheint. Das bisher günstigste Modell, das nur 289 Euro teure iPad mini 2, wurde gestern aus dem Programm gestrichen, während das iPad mini 4 nun erst ab 479 Euro zu haben ist. Apple versucht den Fokus also mit Nachdruck auf das 9,7 Zoll große iPad als preisgünstige Einsteigerversion zu legen.

iPad-Update verändert nichts – iPod-Schicksal droht

Doch mit der aggressiveren Bepreisung haben sich die Kaufargumente für das iPad nicht verändert: Wer ein iPhone 6 / 6s / 7 Plus besitzt, dürfte kaum zusätzlich ein 500 Gramm schweres iPad regelmäßig in seiner Handtasche mit sich herumschleppen.

„Selbst der günstigere Preis ändert nichts am fundamentalen Problem des iPads“, kommentierte gestern der langjährige Apple-Analyst Gene Munster, der seit Anfang des Jahres als Wagnisfinanzierter bei Loup Ventures aktiv ist. „Die Leute benutzen größere Smartphones und gehen danach wieder zurück an ihre Computer. Das iPad bleibt ein Zwischenprodukt, das keinen interessant. Apple kann es aktualisieren, aber es ändert nichts“, erklärte Munster gestern gegenüber dem Business Insider.

Apple bleibt die iPhone-Company

Dem iPad droht damit im inzwischen verflixten siebten Jahr seines Bestehens das gleiche Schicksal, das ein anderes Apple-Produkt durch das iPhone erfahren hat. Der MP3-Player iPod wurde durch das Kultsmartphone ebenfalls irrelevant und wird inzwischen nur noch in der Kategorie „Andere Produkte“ geführt – zusammen mit Ladekabeln, der Set-Top-Box Apple TV und der Apple Watch.

Es bleibt bis auf Weiteres dabei: Apple ist die iPhone-Company. Der Erfolg des inzwischen 41 Jahre alten Kultkonzerns aus Cupertino hängt auf Gedeih und Verderb von seinem Bestseller-Smartphone ab, das im September zum zehnjährigen Jubiläum eine Generalüberholung mit OLED-Display und neuem Design erhalten dürfte. In Erwartung des iPhone 8 stellt die Apple-Aktie seit Wochen immer wieder ein neues Allzeithoch auf, das gestern auf 142,80 Dollar verbessert wurde.