Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 2 Stunden 36 Minuten
  • Nikkei 225

    39.715,94
    +542,79 (+1,39%)
     
  • Dow Jones 30

    39.112,16
    -299,05 (-0,76%)
     
  • Bitcoin EUR

    57.675,06
    +509,78 (+0,89%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.283,93
    +34,81 (+2,79%)
     
  • Nasdaq Compositive

    17.717,65
    +220,84 (+1,26%)
     
  • S&P 500

    5.469,30
    +21,43 (+0,39%)
     

Grüngelber Zankapfel CO2-Bepreisung: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Michael Nienaber über Koalitionsstreit im Sommerloch. — Fünf Themen des Tages ist auch als Gratis-Newsletter erhältlich. Zum Abo bitte hier entlang.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Grüngelber Zankapfel CO2-Bepreisung

Das Sommerloch hat sich noch nicht ganz geschlossen, da schicken sich Finanzminister Christian Lindner und Wirtschaftsminister Robert Habeck schon wieder an, in ihre alten Rollen als “best frenemies” der Ampel-Koalition zu schlüpfen. Vergessen scheint der gute Vorsatz, aus den Fehlern der vergangenen Monate zu lernen. Also nicht jeden Dissens über geplante Klimaschutz-Maßnahmen auf offener Bühne auszutragen und so den wachsenden Unmut der Bürger noch weiter anzufachen. Schließlich dürfte es kein Zufall gewesen sein, dass die wachsende Zustimmung in Umfragen für die rechtsextreme AfD einherging mit der nicht enden wollenden Kakophonie der Koalitionäre zum Verbrenner-Aus, AKW-Stopp und zuletzt Heizungsgesetz.

WERBUNG

Der jüngste Zoff dreht sich um die eigentlich beschlossene, aber im Detail noch nicht festgezurrte Erhöhung des CO2-Preises — eine Art Sonderabgabe für den Verbrauch fossiler Energieträger wie Benzin, Diesel oder Erdgas in den Bereichen Verkehr und Gebäudewärme. Wegen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und der damit verbundenen Energie-Krise hatte die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz beschlossen, eine für dieses Jahr geplante Erhöhung des CO2-Preises von 30 Euro pro Tonne auf 35 Euro auszusetzen. Eben um Bürger und Unternehmen nicht noch weiter zu belasten. Strittig ist nun aber, wie hoch der nächste Erhöhungsschritt im kommenden Jahr ausfallen soll. Die Grünen pochen darauf, es müsse auf 45 Euro hochgehen. Aus dem Finanzministerium ist zu hören, dies sei auch angesichts der unsicheren Konjunkturlage zu hoch. Als neuer Vorschlag kursiert nun eine Erhöhung auf 40 Euro.

Lindner und Habeck kabbeln sich aber auch um andere Gesetzesvorhaben. So nutzte der Vize-Kanzler jüngst ein Interview mit dem Handelsblatt, um dem Finanzminister seinen Entwurf für ein Wachstumschancengesetz um die Ohren zu hauen. So lobte Habeck den Vorschlag Lindners als “zarten Anfang” — nur um dann genüsslich hinzuzufügen, dass es angesichts der großen Herausforderungen, vor denen Deutschland jetzt stehe, eben einfach nicht reiche. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Verena Sepp und Boris Groendahl: USA nur noch AA+, Enttäuschung bei Boss & Co., KI-Nachzügler Europa, Mehr Helaba-Millionäre, und Immofirmen schulden um.

USA nur noch AA+

Fitch Ratings hat den USA die höchste Bonitätsstufe entzogen und von AAA auf AA+ gesenkt. Steigende Defizite sowie die “Erosion der Staatsführung” hätten in den letzten zwei Jahrzehnten — also nicht nur unter dem erneut angeklagten Ex-Präsidenten Donald Trump — zu wiederholten Konflikten über die Schuldengrenze geführt. S&P Global hatte den Schritt bereits vor mehr als einem Jahrzehnt vollzogen. Der Dollar sank etwas, bevor die Schnäppchenjäger ihn nach oben trieben. Allianz-Berater Mohamed El-Erian kritisierte wie auch andere Top-Ökonomen die Entscheidung und nannte sie einen “seltsamen Schritt”. Ginge es um die Einbeziehung von Klimarisiken in die Fähigkeit von Staaten, ihre Schulden zu bedienen, würden US-Treasuries unter zusätzlichem Abstufungsdruck stehen, während Deutschland eher glimpflich davonkäme.

Enttäuschung bei Boss & Co.

Trotz übertroffener Gewinnschätzungen im zweiten Quartal und angehobener Gewinnprognose für 2023 wurden Hugo Boss im frühen Handel abverkauft. Die Bruttomarge und ein gewisser Anstieg der Lagerbestände lieferten Grund zur Enttäuschung, hieß es bei Citi. Ähnliches Bild bei Schaeffler: die Prognose für die bereinigte Ebit-Marge wurde angehoben, aber die Aktie fiel dennoch, weil die Erwartungen bereits in der Mitte der neuen Spanne liegen. Zudem belastet laut Citi ein “besorgniserregend” unterdurchschnittliches organisches Wachstum im Bereich Automotive Technologies. Fresenius konnte die Umsatzerwartungen zwar erfüllen und sich beim Gewinn gut schlagen, aber ein Verlust bei der Krankenhausdienstleistungssparte Vamed drückte die Aktie in den roten Bereich. Bei Siemens Healthineers schließlich enttäuschten die Varian-Zahlen.

KI-Nachzügler Europa

Dass Künstliche Intelligenz den nächsten großen Technologiesprung markiert, ist unbestritten. Doch während in Europa Start-ups wie das deutsche Aleph Alpha und das französische Mistral noch um die Gunst der Investoren buhlen, sind die großen Tech-Giganten in den USA und China schon seit Jahren damit beschäftigt, ihre eigenen Werkzeuge zu entwickeln. Ein Grund für den Rückstand Europas ist der fehlende Zugang zu riesigen, einsprachigen Märkten, wie ihn die Konkurrenz hat.

Mehr Helaba-Millionäre

Bei der Helaba ist die Anzahl der Vergütungsmillionäre im vergangenen Jahr auf mindestens acht angestiegen. Sieben Mitarbeiter sicherten sich eine Vergütung zwischen 1 und 1,5 Millionen Euro, ein Banker kam auf einen Betrag zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro, wie der jetzt vorliegende Vergütungsbericht zeigt. Namen werden wie üblich nicht genannt. Halteprämien sollen weiter nicht gewährt werden. Union Investment will Mitarbeiter nicht halten, sondern über natürliche Fluktuation und Altersteilzeit abbauen. Die Fonds-Gesellschaft der DZ Bank will bis 2026 rund 270 Stellen streichen, um etwa 150 Millionen Euro einzusparen. Auch sinkende Sachkosten sollen helfen. Die Oldenburgische Landesbank sieht sich unterdessen für einen möglichen Börsengang gut vorbereitet, wie sie bei der Vorlage von Bilanzzahlen erlärte. Zum Halbjahr weist sie erstmals einen Gewinn oberhalb der Marke von 100 Millionen Euro aus.

Immofirmen schulden um

Es war immer klar, dass die jahrelangen Null- und Negativzinsen so etwas wie eine Immobilienblase in Deutschland entstehen ließen, und den meisten wohl ebenso klar, dass Zinserhöhungen aus dieser ein bisschen die Luft rauslassen würden. Mit einer so aggressiven geldpolitischen Straffung wie in den letzten 12 Monaten konnte man aber nicht rechnen. Abgesehen von Großkonzernen wie Vonovia, Signa oder Adler geht es bei unzähligen kleineren Firmen gerade zur Sache. Bei Accentro — einst ein Teil des Adler-Imperiums — stehen Gespräche mit Gläubigern bevor, deren Zustimmung für eine Übernahme benötigt wird. Vivion — Eigentümer von Hotels wie dem Londoner Sanderson und Büros in Deutschland und England — schuldet 1,4 Milliarden Euro an Bonds um. Bei Erwe, Preos und Euroboden stehen Restrukturierungen an. Die Nachwehen der Zinswende werden sich wohl noch Monate und Jahre hinziehen.

Was sonst noch so passiert ist

  • Spielkonsolensperre in China

  • Trumps Programm färbt ab

  • BofA revidiert Rezessionsprognose

©2023 Bloomberg L.P.