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Lufthansa will die Spartengewerkschaft UFO ausbooten

Verdi und Lufthansa verhandeln über einen Tarifvertrag für das Kabinenpersonal. Die ungeliebte Spartengesellschaft UFO könnte damit übergangen werden.

Der Unmut unter den Flugbegleitern der Lufthansa ist groß. Von ihrem Arbeitgeber fühlt sich das Personal gegängelt und ausgepresst, und viele fühlen sich von der Gewerkschaft UFO kaum mehr geschützt. Die Gewerkschaft kämpft mit den Folgen von Personalquerelen und einem Wettkampf um die Macht im Hause. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen frühere Gewerkschaftsvorstände wegen möglicher Unregelmäßigkeiten.

Nun könnte dem mittlerweile reichlich genervten Kabinenpersonal eine Lösung angeboten werden. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Fluggesellschaft eingeladen, über einen neuen Tarifvertrag zu verhandeln. Mit dem könnten die bestehenden Vereinbarungen mit der UFO abgelöst werden. „Wir haben immer gesagt, dass Gespräche mit Verdi für uns grundsätzlich eine Option sind“, sagte ein Sprecher der Lufthansa.

Nach Informationen des Handelsblatts haben mittlerweile beide Seiten erste Gespräche aufgenommen. Dabei sollen sich die Unterhändler grundsätzlich auf einen gemeinsamen Weg verständigt haben. In einem ersten Schritt könnte ein neuer Tarifvertrag geschlossen werden. In dem könnte eine moderate Anhebung der Gehälter vereinbart werden, erfuhr das Handelsblatt aus dem Umfeld der Gespräche. Zuletzt hatte die Airline einen Zuschlag von zwei Prozent angeboten.

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Ein solcher Vertrag würde ein neues Miteinander markieren. Denn bislang vertritt die UFO die Interessen der rund 20.000 Flugbegleiter in der Lufthansa-Gruppe. Lediglich einige Hundert davon sind Mitglied bei Verdi, der Großteil war bislang bei der UFO. Für die Lufthansa-Führung war dies lange Zeit kein Problem, den tariflichen Flickenteppich konnte sie managen. Neben der UFO sind da die Vereinigung Cockpit für die Piloten und Verdi für das Bodenpersonal.

Mit dem Chaos bei der UFO hat sich dies aber geändert. Lufthansa zweifelt an der Rechtmäßigkeit des vor einiger Zeit berufenen Interimsvorstands der UFO. Zudem lässt das Unternehmen vor Gericht den Status der Gewerkschaft überprüfen. Solange es hier keine rechtliche Klarheit gebe, könne man auch keine Tarifgespräche mit der UFO führen, argumentiert die Lufthansa.

UFO dagegen verweist auf ein Gerichtsurteil, nach dem die Führung ordnungsgemäß besetzt ist. Der Führungsstreit sei Vergangenheit. Die Klärung der Sachlage dauert. Erst im kommenden Frühjahr will das Gericht über den Status der UFO befinden. Vor allem für das Kabinenpersonal ist das eine kaum zu ertragende Situation.

Um den Mitarbeitern vorher eine tarifliche Perspektive geben zu können und sich gleichzeitig aus dem UFO-Dilemma zu befreien, ist die Lufthansa in den Gesprächen mit Verdi offenbar zu Zugeständnissen bereit. In einem zweiten Schritt könnte das ungeliebte Monitoring gekippt werden. Es könnte durch einen Vertrag ersetzt werden, heißt es.

Einhergehen würde damit auch eine Verbesserungen der Konditionen für Neueinsteiger, die sich zuletzt deutlich verschlechtert hatten. Auch mit der UFO hatte die Lufthansa schon über eine Ablösung des Monitorings gesprochen, allerdings ergebnislos.

Keine Vereinbarung ohne Gegenleistung

Die Monitoring-Regel ist vielen Kabinenmitarbeitern ein Dorn im Auge. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Vereinbarung zwischen der Lufthansa und UFO, die es dem Vorstand erlaubt, bei schlechten Ergebnissen die Privilegen der Mitarbeiter zu beschneiden. Dabei geht es um Geld und um Arbeitsbedingungen. Zu den eingeforderten Zugeständnissen gehörte etwa, dass bei Flügen nach Japan eine zweite Übernachtung gestrichen wird. Um sich auf der Tour zu erholen, reicht eine Nacht aus Sicht des Personals jedoch nicht aus.

Das System ist für keine Seite praktikabel: Das Personal beklagt eine Willkür, die zu ihren Lasten geht. Der Konzern wiederum beruft sich darauf, lediglich die bestehenden Regeln anzuwenden, merkt aber, wie schwer diese im Detail umzusetzen sind.

Zudem hat man mittlerweile bei Lufthansa erkannt, dass die Vereinbarung zwar ein scharfes Schwert zur Kostensenkung ist, der Einsatz aber nicht ohne Folgen bleibt. „Damit hat der Konzern die Belegschaft sauer gefahren, was sich negativ auf die Produktivität auswirkt“, berichtet ein Beteiligter.

Ohne Gegenleistung werde sich die Lufthansa eine Vereinbarung mit Verdi nicht abkaufen lassen, hieß es. Vorstandschef Carsten Spohr werde Zugeständnisse verlangen, an anderer Stelle aber auch auf die Gewerkschaft zugehen müssen, hieß es. Dies wäre im Interesse des Managements. „Niemand will, dass die Stimmung so schlecht bleibt, wie sie derzeit ist“, sagte ein Insider.

Bis zu einem Tarifabschluss müssen Verdi und die Lufthansa erhebliche Hürden überwinden. Die wohl größte ist das Tarifeinheitsgesetz. Nach dem handelt nämlich die mitgliederstärkste Gewerkschaft die Verträge aus. Die „kleinere“ Gewerkschaft muss die Bedingungen dann übernehmen. Auch wenn die UFO wegen der internen Querelen viele Mitglieder verloren hat, vertritt sie weiterhin mit Abstand die meisten Kabinenmitarbeiter, erklärte Daniel Flohr, der stellvertretende Vorsitzende der UFO, auf Anfrage. Selbst die Lufthansa räumt dies ein.

Flohr gibt sich daher kämpferisch: „Die UFO ist im Tarifstreit mit der Lufthansa geeint, wir ziehen hier an einem Strang“, sagte er. Tatsächlich hat sich vor wenigen Tagen gezeigt, dass die UFO das Feld nicht so einfach räumen wird. Die Teilnahme an einem Streik bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings, Germanwings, SunExpress und CityLine war unerwartet stark. Insgesamt 100 Flüge mussten gestrichen werden. Flohr betont den festen Willen, weiter zu kämpfen. „Die Lufthansa wird die UFO nicht los.“