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GESAMT-ROUNDUP: Vierter Corona-Impfstoff in Sicht - Streit um Start in Praxen

BERLIN/AMSTERDAM (dpa-AFX) - Im Kampf gegen das Coronavirus kommt ein vierter Impfstoff in Sicht, bei dem aber schon eine Spritze reicht - über einen schnellen Impfstart in Arztpraxen gibt es jedoch neuen Streit. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) gab am Donnerstag grünes Licht für den Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson. Die endgültige Zulassungsentscheidung musste noch die EU-Kommission treffen. Die EU erwartet erste Lieferungen im April. Dann sollen in Deutschland auch normale Praxen mitimpfen - die Ärzte warnen aber vor Verzögerungen wegen Vorbehalten der Länder. Dänemark setzte Impfungen mit dem Mittel des Herstellers Astrazeneca vorerst vorsorglich aus, um unter anderem einen Todesfall zu prüfen.

Vom Impfstoff von Johnson & Johnson soll Deutschland 36,7 Millionen Dosen erhalten, insgesamt hat die EU Dosen für 200 Millionen Menschen bestellt. Die EMA erklärte, eine bedingte Zulassung sei gründlich und nach höchsten Sicherheitsstandards geprüft worden. Hersteller sind verpflichtet, auch danach noch Daten etwa zur Langzeitwirkung zu übermitteln. Das von der Johnson-Tochter Janssen in den Niederlanden entwickelte Präparat muss nur einmal, nicht zweimal gespritzt werden. Es ist bei Kühlschranktemperatur zu lagern. In der EU sind bisher drei Mittel zugelassen: von Pfizer/Biontech, Moderna und Astrazeneca.

Damit die Impfungen mit mehr Lieferungen mehr Tempo aufnehmen, sollen im April auch normale Arztpraxen auf breiter Front einbezogen werden. Nach einer Empfehlung der Gesundheitsminister von Bund und Ländern sollen Impfungen in Praxen "frühestmöglich", aber spätestens in der Woche vom 19. April starten. Verfügbarer Impfstoff soll jedoch weiter zuerst an die bestehenden regionalen Impfzentren der Länder gehen.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, warnte vor Verzögerungen bis in den Mai: "Wir befürchten, dass mit diesem Beschluss das wohnortnahe, flächendeckende und schnelle Impfen in den Praxen im April nicht mehr stattfinden wird. Wenn wir aber eines nicht haben, dann ist es Zeit." Ein rasches Durchimpfen der Bevölkerung sei selbst mit aufgestockten Impfzentren nicht zu erreichen. "Das geht nur mit den Praxen: Fünf Millionen Impfungen in der Woche sind dort absolut machbar."

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Die KBV kritisierte, dass zuerst die Impfzentren Impfstoffe bekommen und dann die Praxen mit den übrig gebliebenen Resten folgen sollten. "Den Impfturbo können wir so noch nicht auf Straße bringen", sagte Gassen. Die Länder hätten das Verfahren unnötig verkompliziert. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sagte im Deutschlandfunk: "Wir sind nicht nur bereit, wir scharren seit Wochen ungeduldig mit den Hufen."

Der Fachminister-Empfehlung zufolge sollen die Impfzentren im April pro Woche mit 2,25 Millionen Dosen beliefert werden. Darüber hinaus verfügbare Impfstoffe sollen "frühestmöglich" an Praxen gehen. Im Bundesgesundheitsministerium hieß es, für einen Start in den Praxen brauche es eine gewisse wöchentliche Mindestmenge an Impfstoff. Um dem Wunsch der Länder entsprechen zu können, ihre Impfzentren wie bisher auszulasten, könnten die Praxen wohl erst Mitte April starten.

Die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus kritisierte, angesichts der dritten Corona-Welle sei das Impftempo in Deutschland fatal. Über den Impfbeginn der Praxen entscheiden wollen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder. Dies soll laut Bundesregierung auf Basis der Fachminister-Empfehlung "zeitnah" vor der nächsten Bund-Länder-Runde zu Corona am 22. März geschehen.

Der Vorsitzende der Länder-Gesundheitsmister, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, hatte erläutert, es gehe um eine Zwei-Säulen-Strategie: "Wir binden ab April die Hausärzte ein, und wir halten an der bewährten Struktur der Impfzentren fest, die die Bundesländer in den vergangenen Monaten aufgebaut haben." Wenn die Lieferungen wie vom Bund in Aussicht gestellt kämen, "können wir die Impfungen bei den Ärzten schnell hochfahren." Hintergrund für die Einrichtung der mehr als 400 Impfzentren war, dass Impfstoffe teils aufwendig zu kühlen sind. Außerdem soll die wegen knapper Impfstoffmengen eingeführte Impfreihenfolge so besser durchgesetzt werden.

Dänemark setzt den Impfstoff von Astrazeneca vorsorglich für 14 Tage nicht ein, wie die Gesundheitsverwaltung mitteilte. Grund seien Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Geimpften, einer beziehe sich auf einen Todesfall. Man könne aber derzeit noch nicht feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen Impfstoff und Gerinnseln bestehe. Das Bundesgesundheitsministerium erklärte, nach jetzigem Stand gebe es keine Hinweise darauf, dass der Todesfall in Dänemark mit einer Corona-Impfung ursächlich in Verbindung stehe. Aktuell untersuchten die europäischen Arzneimittelbehörden den Fall.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte auf Twitter: "Der Impfstoff hätte aus meiner Sicht auf Grundlage eines Falles in Dänemark nicht gestoppt werden sollen." Die Schädigung des Vertrauens sei immens. Thrombosen (Blutgerinnsel) seien eine häufige Folge von Covid-19. Davor schütze der Astrazeneca-Impfstoff. Er bleibe dabei, dass der Impfstoff sicher sei. "Ich würde ihn jederzeit nehmen."