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Gemeinsame Datenplattformen – die Rivalen Lufthansa Technik und Airbus nähern sich an

Zwei Rivalen gehen auf Tuchfühlung. Lufthansa Technik (LHT) und Airbus haben erste Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit bei Datenplattformen geführt. „Wir sind mit Airbus zu den unterschiedlichsten Themen in ständigem Austausch. Natürlich sprechen wir auch über die Digitalisierung“, bestätigt Jens Krüger, Sprecher von Lufthansa Technik, Informationen des Handelsblatts.

Und fügt hinzu: „Warum auch nicht? Reden hilft immer – vor allem, wenn eine ganze Branche noch am Beginn einer so großen Veränderung steht, wie die Digitalisierung sie verspricht.“ Vor wenigen Wochen besuchte Marc Fontaine, für den digitalen Wandel zuständiges Vorstandsmitglied von Airbus, den Konkurrenten in Hamburg.

Auf der Agenda standen die digitalen Plattformen beider Unternehmen. Airbus sei „offen für eine Partnerschaft mit Lufthansa“, sagte Fontaine dem Handelsblatt: „Wir sehen sie nicht als Konkurrenten, unsere Plattform Skywise kann sich öffnen für LHT, wir ergänzen uns gut.“ Weitere Gespräche seien geplant, so der Manager.

Es geht um viel: Jedes Flugzeug erfasst im Betrieb Millionen von Daten über Zustand und Funktion aller Komponenten, von den Höhenmessern bis zu den Motoren. Sie mit der richtigen Analyse auszuwerten ist elementar für eine effizientere Wartung, einen geringeren Verbrauch und einen bestenfalls ausfallsicheren Flugbetrieb.

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Viel Geld ist dabei im Spiel. Boeing-Experten taxieren die Kosten aller Airlines weltweit für den gesamten Flugbetrieb auf rund 800 Milliarden Dollar jährlich. Zehn Prozent davon entfallen auf die Anschaffung von Jets, fast genauso viel auf deren Wartung.

Sowohl die Hersteller Airbus und Boeing als auch Lufthansa Technik wollen eine führende Rolle bei der Auswertung und der Nutzung der Daten spielen. Wer hier die breiteste Plattform bietet, hat den Wettkampf so gut wie gewonnen.

Airbus schickt dazu Skywise ins Rennen. Auf der Plattform sind bislang 4500 Flugzeuge von 53 Airlines vertreten. Ende des Jahres „hoffen wir, 10 000 Maschinen von 100 Gesellschaften zu erfassen“, erklärt Fontaine. Lufthansa Technik setzt auf seinen Aviation Data Hub, ist aber bereits mit potenziellen Partnern in Gesprächen.

Die entsprechende Analysesoftware, die auf den Namen Aviatar hört und unabhängig vom Datenpool vermarktet wird, nutzen schon mehrere Airlines. Zuletzt wurde ein Vertrag mit der ungarischen Wizz Air abgeschlossen.

In den letzten Monaten gab es zwischen beiden Anbietern vor allem Misstrauen: „Die Pläne von Airbus halte ich für sehr problematisch“, hatte Johannes Bußmann, der Chef von Lufthansa Technik, dem Handelsblatt erst kürzlich gesagt: „Damit besteht die Gefahr eines Datenmonopols. Das Unternehmen könnte den Airlines Angebote machen, deren Inhalte die Kunden nicht überprüfen können, weil die Transparenz fehlt. Letztlich geht es um die Unabhängigkeit der Airlines.“

Doch nun schließt man offensichtlich eine Kooperation bei dem Thema nicht mehr aus – zumindest nicht grundsätzlich. Airbus versucht, Bedenken bei LHT zu zerstreuen: „Wir haben nicht den Ehrgeiz, das Google der Luftfahrt zu werden oder ein Monopol zu errichten“, versichert Fontaine. Skywise sei „gratis und offen, um die besten Lösungen für die Sicherheit der Flugzeuge, ihre Logistik und die Wartung sowie für die Verringerung des Verbrauchs zu bieten“.

Jet-Ausfälle sollen der Vergangenheit angehören

Er sieht seine Plattform eher als „einen App-Store der Luftfahrt“. Der Manager geht sogar noch einen Schritt weiter, um die Bedenken von Lufthansa zu überwinden: „Wir sind dazu bereit, mit Lufthansa zusammenzuarbeiten und können uns vorstellen, dass LHT eigene Apps auf Skywise entwickelt und anbietet.“

Der Manager versteht die Sorgen von LHT, denn der Wettbewerb bei der Wartung werde härter, immer mehr Unternehmen böten diesen Service an. Die Margen, die in dieser Branche zu erwirtschaften sind, sinken.

Nicht ohne Grund hat deshalb der Lufthansa-Ableger das Thema Daten für sich entdeckt. So könnten Airlines etwa künftig voraussagen, wann ein Teil bei einem Flugzeug abgenutzt ist und es vorbeugend dann ersetzen, wenn der Jet eh am Boden steht. Diese Fähigkeit wäre viel Geld wert.

Fontaine rechnet vor, dass beispielsweise Easyjet dank Skywise bereits Kostensenkungen von zehn Prozent realisiert hat. In der höchsten Ausbaustufe schwebt Lufthansa Technik vor, mit seinem Analysewerkzeug Aviatar alle Planungsprozesse, also auch die des Flugbetriebs, so perfekt zu konsolidieren und zu synchronisieren, dass es keine ungeplanten Ausfälle von Jets mehr gibt. Dafür dürften Airlines gutes Geld bezahlen, mehr jedenfalls als für reine technische Wartung.

Die Furcht bei Lufthansa Technik ist, dass Skywise die lukrative Datenanalyse übernimmt und für die Wartungstochter von Lufthansa nur das Schrauben und Biegen der Bleche bleibt. „So stellen wie uns das sicher nicht vor“, sagt eine Führungskraft von Lufthansa Technik. Fontaine stellt klar, dass dies nicht die Absicht von Airbus ist.

Die Bedenken überraschen ihn nicht: „Wir sehen in den Diskussionen mit den großen Fluggesellschaften, dass dies ein kompliziertes Thema für sie ist.“ Den Billigfliegern falle der Schritt leichter. „Mit den großen Airlines reden wir mehr darüber, wer was macht.“

Kritische Größe

Ob und wie die beiden Kontrahenten am Ende zueinanderfinden, ist noch nicht klar. Aber immerhin senden sie Signale der Kooperationsbereitschaft. Lufthansa Technik bietet an, dass Airbus seinerseits Partner beim eigenen Aviation Data Hub werde könne. Den hat die Lufthansa-Tochter erst kürzlich in eine eigene GmbH ausgegründet.

Das Ziel: Andere sollen sich beteiligen, Airlines etwa aber auch andere „Systempartner“ der Luftfahrt sind denkbar. „Es soll ein offenes System sein. Ein genossenschaftliches Modell wäre zum Beispiel eine Möglichkeit“, so Lufthansa-Technik-Chef Bußmann.

Fest steht: Strategisch wäre eine Zusammenarbeit keine schlechte Idee. Erfahrungen aus dem Konsumbereich haben gezeigt, dass in der Regel die Plattform gewinnt, die am schnellsten die meisten Nutzer auf sich vereinen kann. Durch eine Kooperation von Airbus und Lufthansa könnte hier nicht nur eine kritische Größe erreicht werden.

Airbus beliefert weltweit Airlines mit Jets, Lufthansa Technik wartet diese, über 5100 an der Zahl. Das Ganze könnte auch schnell geschehen, bevor andere sich in diesem Bereich ausbreiten: der Airbus-Rivale Boeing oder sogar Google.