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Geistlicher Beistand für G7-Staatschefs: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über himmlische Hilfe bei irdischen Problemen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

G7+1

Bundeskanzler Olaf Scholz hat derzeit alle Hände voll zu tun, seine angeschlagene Ampel-Koalition zusammenzuhalten. Die Umfragewerte sind im Keller, und Oppositionsführer Friedrich Merz läuft sich gefühlt bereits warm für das Kanzleramt. Doch wenn Scholz heute am G7-Gipfel in der idyllischen Umgebung von Borgo Egnazia an der Adriaküste teilnimmt, trifft er auf Amtskollegen, die sich zum Teil in einer noch schwierigeren Lage befinden.

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US-Präsident Joe Biden liegt im Vorfeld der Wahlen im November in vielen Umfragen hinter Donald Trump zurück. In Großbritannien scheint Rishi Sunak auf dem besten Weg zu sein, im Juli abgewählt zu werden. Und in Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron mit den eilig für nächsten Monat angesetzten Neuwahlen offenbar ein kolossales Eigentor geschossen.

Dabei gibt es keinen Mangel an schwierigen Themen auf der Agenda des G7-Gipfels. Russlands Krieg gegen die Ukraine, die Gaza-Krise und Chinas Handelspolitik erfordern ein koordiniertes Vorgehen der Staaten, die zusammen 44% der Weltwirtschaft repräsentieren. Immerhin: Hochkarätiger geistlicher Beistand ist bei Bedarf nicht weit. Mit Franziskus nimmt erstmals ein Papst an einem G7-Gipfel teil. Der hat sich allerdings schon selbst immer wieder mit umstrittenen Äußerungen in die Nesseln gesetzt.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Joachim & Jerome, Munich Re mag Immobilien, verborgene Dynamik, Anleihen zweiter Klasse, und grüner Markt.

Joachim & Jerome

Die US-Notenbanker haben ihre Prognosen für die im Rest des Jahres noch zu erwartende Lockerung der Geldpolitik gestutzt. Im Median rechnen sie nur noch mit einer einzigen Senkung der Leitzinsen. Im März waren es noch drei Schritte nach unten gewesen. Jerome Powell indessen betonte, hinter den neuen “Dotplots” stehe eine konservative Sichtweise. Der Fed-Chef habe die Pressekonferenz genutzt, um die Bedeutung der Zinserwartungen seiner Kollegegen herunterzuspielen, schreibt Citigroup. Powells Argument: Die meisten hätten die unerwartet niedrige Inflationsrate, die am Mittwoch für Mai gemeldet wurde, in ihren Konjunkturerwartungen wohl noch nicht berücksichtigt. Am Finanzmarkt änderten die Fed-Signale kaum die Wetten darauf, dass die Leitzinsen im Restjahr doch noch mindestens zweimal gesenkt werden. Das Börsenbarometer S&P 500 erreichte angesichts dessen ein weiteres Rekordhoch. Zur geldpolitischen Vorsicht indessen mahnte einmal mehr Joachim Nagel, der die Kerninflation im Euroraum als “immer noch sehr hartnäckig” beschrieb. Zentralbanker müssten auf beiden Seiten des Atlantiks “noch sturer sein als die Inflation.”

Munich Re mag Immobilien

Die Munich Re will eigenen Angaben zufolge bei ihren Anlagen noch stärker auf alternative Assets setzen. Dazu zählen unter anderem Private Credit, Wälder, Rohstoffe oder auch Immobilien. Dabei hatte der Rückversicherer mit letzteren nicht unbedingt viel Freude. Um 7% musste die Munich Re die Bewertung ihres Immobilien-Portfolios in 2023 angesichts der Marktverwerfungen nach unten korrigieren, wie Vorstand Nicholas Gartside jetzt in einem Interview mit Bloomberg verriet. Zuvor hatte bereits die Allianz von 8% an Wertberichtigungen berichtet. Dennoch mag Gartside Immobilien, unter anderem wegen ihres Cashflows. Auch könnten sie ein guter Schutz gegen Inflation sein. Nicht zuletzt würden sie zur Diversifizierung des Anlageportfolios beitragen. Die gesunkenen Preise könnten dabei ein guter Kaufzeitpunkt sein, sagte Gartside, der die Investments des Konzerns verantwortet. Mit Blick auf sämtliche alternativen Anlagen der Munich Re, deren Volumen sich zuletzt auf 39 Milliarden Euro belief, rechnet der Manager für die nächsten Jahre mit einem Wachstum “im zweistelligen Prozentbereich.”

Verborgene Dynamik

Als Apple in dieser Woche seinen KI-Deal mit OpenAI bekannt gab, hüllten sich beide Seiten bezüglich der Finanzkonditionen in Schweigen. Schon die Frage, wer wen bezahlt, blieb unbeantwortet. Informierten Kreisen zufolge überweist Apple der ChatGPT-Mutter nichts für das Recht, den Chatbot für Anfragen in den eigenen Sprachassistenten Siri einzubinden. Dahinter stehe die Sicht, dass OpenAI mit dem Zustrom an Nutzern von iPhone, iPad und Mac-Computer mehr Schub erfahre als es eine Abgeltung in simplem Geld bewirken könne. Wie zu hören ist, sind aus der Kooperation zumindest anfänglich auch kaum nennenswerte Einnahmen zu erwarten. Ähnliches könnte auch ein Grund für den Trend sein, von dem die Digitalmodell-Plattform Hugginface berichtet: Immer mehr Startup-Gründer im KI-Bereich planen den Ausstieg und wollen Kasse machen. Leerverkaufs-Veteran Jim Chanos derweil rückt die Betreiber etablierter Rechenzentren in den Fokus. Wer über Berge von Technik verfüge, die mit neuesten Entwicklungen nicht kompatibel sei, drohe zum großen Verlierer der KI-Revolution zu werden. Firmen, die KI zur Umgestaltung ihres Geschäfts nutzen, könnten laut einer JPMorgan-Managerin indes die nächsten sein, die in den Fokus der Investoren rücken.

Anleihen zweiter Klasse

Die Bemühungen der EU, ihre Schuldtitel attraktiver zu machen, haben einen ersten Rückschlag erlitten. Die Anleihen des Staatenbunds fielen am Donnerstag, nachdem sich die Hoffnungen auf eine baldige Aufnahme in die wichtigsten Staatsanleihen-Benchmarks zerschlagen hatten. Die Rendite 10-jähriger Anleihen stieg zur Eröffnung um sechs Basispunkte auf 3,15%, nachdem MSCI am späten Mittwochabend bekannt gegeben hatte, dass es EU-Schuldtitel nicht in seine Reihe von Staatsanleihenindizes aufnehmen werde, da die Marktteilnehmer in dieser Frage gespalten seien. Die Entscheidung „entsprach nicht unseren Erwartungen oder denen des Marktes”, so Citigroup. „Die Ablehnung könnte andere Indexanbieter davon abhalten, solche Konsultationen in naher Zukunft überhaupt zu beginnen.” Dies ist ein Rückschlag für die EU, die derzeit von den Indexanbietern als supranationaler Emittent behandelt wird. Seit Ende letzten Jahres drängt sie auf eine Neueinstufung ihrer Anleihen, auch weil sie den Status Quo als einen der Hauptgründe für die Renditeaufschläge ansieht, die sie gegenüber europäischen Regierungen mit ähnlichen Ratings zahlen muss.

Grüner Markt

Die UBS hat gerade ihre erste ESG-Konferenz zum Thema Biodiversität abgehalten und knüpft damit an frühere Wachstumsstrategien der Credit Suisse an. Judson Berkey, Group Head of Engagement and Regulatory Strategy bei UBS, sagte, das Ziel sei es herauszufinden, „wie die Finanzierung von Geschäften, die sich auf den Schutz von Naturkapital konzentrieren, wieder in Gang gebracht werden kann.” Laut UBS nahmen 250 institutionelle Investoren, Firmenkunden, Family Offices und Fachleute an der privaten Veranstaltung am Dienstag teil. Lucy Thomas, Leiterin für nachhaltige Investitionen bei UBS Asset Management, sagte, es werde immer klarer, dass Unternehmen, die in Kreislaufwirtschaft und Lieferkettentransparenz investiert hätten, in Sachen Marktanteil potenziell besser positioniert seien als ihre Konkurrenten. Für den Finanzsektor sei es nun „eine Gelegenheit, diejenigen zu identifizieren, die es gut machen, und diejenigen, die nicht darüber nachdenken“. Nach den Europawahlen könnten die klimapolitischen Ambitionen Brüssels an Durchschlagskraft verlieren, meint Bloomberg-Kolumnistin Lara Williams. Dabei sei Klimapolitik aus Wählersicht nicht entscheidend gewesen.

Was sonst noch passiert ist

  • Uran-Bonanza

  • Private Kreditfonds

  • Verschwundenes Kupfer

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