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Frankreich ruft nach Messerattacken höchste Terror-Warnstufe aus

In Nizza wurde Polizeikreisen zufolge eine Frau enthauptet. Auch in der Nähe von Avignon und Lyon kam es zu ähnlichen Angriffen auf Passanten.

Laut Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi könnte die Tat ein terroristischer Anschlag sein. Foto: dpa
Laut Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi könnte die Tat ein terroristischer Anschlag sein. Foto: dpa

Nach der brutalen Messerattacke in der Mittelmeer- Metropole Nizza mit drei Toten wollen Anti-Terror-Ermittler herausfinden, ob der Tatverdächtige möglicherweise von Komplizen unterstützt wurde. Sie wollen auch genauer wissen, wie der Mann, der aus Tunesien stammen soll, nach Südfrankreich kam. Der von Polizisten schwer verletzte Terrorverdächtige kam in ein Krankenhaus und schwebt in Lebensgefahr, wie Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard am Donnerstagabend berichtete.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will am Freitagvormittag bei einem nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat über das weitere Vorgehen beraten. Der 42-Jährige hatte am Tatort von einem „islamistischen Terroranschlag“ gesprochen und den Katholiken Unterstützung zugesichert.

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Der Angriff ereignete sich gegen 9.00 Uhr in der Kirche Notre-Dame mitten in der Einkaufsstraße von Nizza. Der mutmaßliche Attentäter habe „Allahu akbar“ („Gott ist groß“ auf Arabisch) gerufen, berichtete Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard am Abend. Selbst nach seiner Festnahme noch.

Einer 60-jährigen Frau sei tief die Kehle durchgeschnitten worden, Ricard sprach von einer Art Enthauptung. Auch die rechtspopulistische Politikerin Marine Le Pen sprach von einer Enthauptung. Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin bestätigte den Vorfall, ohne zunächst Details zu nennen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft wurde nach eigenen Angaben damit beauftragt, die Ermittlungen zu übernehmen.

Auch der getötete 55-jährige Küster wurde schwer an der Kehle verletzt. Ein drittes, schwer verletztes Opfer sei noch geflüchtet. Die 44-Jährige sei dann außerhalb der Kirche ihren Verletzungen erlegen. Die Einsatzkräfte hätten einen Koran und Telefone am Tatort gefunden. Außerdem habe man in der Nähe des Angreifers die Mordwaffe, ein rund 17 Zentimeter langes Messer, entdeckt.

Höchste Terrorwarnstufe ausgerufen

Nach der Attacke gilt in Frankreich die höchste Terrorwarnstufe. Es sei die Stufe „Urgence Attentat“ des Anti-Terror-Alarmplans „Vigipirate“ ausgerufen worden, sagte Premierminister Jean Castex am Donnerstag in der Nationalversammlung in Paris.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat unterdessen verstärkten Schutz für Schulen und Kirchen und eine deutliche Anhebung der Zahl der zum Schutz vor ähnlichen Angriffen stationierten Soldaten angekündigt. Er werde die Zahl auf mehr als das Doppelte – auf 7000 – anheben, sagte Macron. Er eilte umgehend nach Nizza. „Ganz klar, es ist Frankreich, das angegriffen wird“, sagte er vor der Kirche, in der die Bluttat verübt worden war.

Der mutmaßliche Attentäter ist dem französischen Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard zufolge ein Tunesier, der aus Italien nach Frankreich gekommen war. Der Verdächtige, der 1999 geboren sei, sei am 20. September auf der italienischen Insel Lampedusa eingetroffen und am 9. Oktober nach Paris gereist, teilte Ricard am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz mit. Die Reiseangaben seien aus einem Dokument zu dem Mann vom italienischen Roten Kreuz.

Ricard äußerte sich zu dem tödlichen Anschlag mit drei Toten in Nizza. Der mutmaßliche Attentäter wurde von der Polizei schwer verletzt. Ricard zufolge hatte der Verdächtige ein Exemplar des Koran bei sich und eine Tasche mit zwei nicht benutzten Messern. Es war der dritte Angriff in Frankreich innerhalb von zwei Monaten, den Behörden muslimischen Extremisten zuschrieben.

Weiterer Vorfall in Avignon und Lyon

Auch in der Nähe der südfranzösischen Stadt Avignon hat es einen mutmaßlich islamistischen Angriff auf Passanten gegeben. Ein Mann habe in dem Ort Montfavet mehrere Menschen mit einer Pistole bedroht, teilte die Polizei am Donnerstag mit und bestätigte entsprechende Medienberichte. Die Polizei habe den Mann erschossen.

Ein mit einem Messer bewaffneter Mann ist im Zentrum von Lyon festgenommen worden. Zeugen hatten zuvor die Polizei benachrichtigt. Der Mann sei den Sicherheitsdiensten bekannt, hieß es weiter. Niemand wurde verletzt.

Unterdessen meldeten saudi-arabische Behörden eine Messerattacke am französischen Konsulat in der Stadt Dschidda. Dort habe ein Mann einen Sicherheitsbeamten angegriffen und verletzt. Der Täter sei festgenommen worden, berichtete die Nachrichtenagentur SPA.

Noch ist nicht bekannt, inwiefern die Taten mit einer Messerattacke in Paris in Zusammenhang stehen. In einem Vorort der Metropole hatte kürzlich ein mutmaßlicher Islamist einen Lehrer auf offener Straße mit einem Messer enthauptet. Der Lehrer hatte die umstrittenen Mohammed-Karikaturen im Unterricht genutzt, die manche Muslimen als Blasphemie erachten.

Der Fall sorgte für große Bestürzung im Land und zu Spannungen zwischen der französischen Regierung und islamisch geprägten Ländern, allen voran der Türkei. Ob die jüngsten Messerattacken in Zusammenhang mit dem Karikaturen steht, war zunächst nicht klar.
Die Kirche Notre Dame in Nizza befindet sich an einer beliebten Einkaufsstraße. Reuters-Journalisten zufolge hat die schwerbewaffnete Polizei die Gegend im Zentrum von Nizza abgesperrt.

Islamistische Anschläge gibt es in Frankreich vergleichsweise häufig. In Nizza raste 2016 am Nationalfeiertag ein tunesischstämmiger Franzose mit einem Schwerlaster in eine Menschenmenge und tötete dabei 86 Personen.

Derzeit gibt es Empörung vieler Muslime über Karikaturen des Propheten Mohammed, die die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in den vergangenen Monaten erneut veröffentlichte.

Ende September waren bei einem Messerangriff in der Nähe der früheren Büros von „Charlie Hebdo“ in Paris zwei Menschen verletzt worden. Mitte Oktober enthauptete ein 18-Jähriger tschetschenischer Herkunft einen Lehrer, der Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt hatte, als er das Thema Meinungsfreiheit behandelte.

Die Attacke in Nizza weckt dort schmerzhafte Erinnerungen - weniger als einen Kilometer vom jetzigen Tatort entfernt hatte am 14. Juli 2016 ein Terrorist während der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag einen Lastwagen in die Menschenmenge auf der Promenade der Stadt gelenkt - 86 Menschen wurden getötet.

Papst Franziskus schloss die Opfer nach Angaben des Vatikans in sein Gebet ein. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte, die Tat säe Tod an einem Ort der Liebe und des Trostes. Der französische Rat des muslimischen Glaubens verurteilte den Anschlag. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, sie sei „tief erschüttert über die grausamen Morde in einer Kirche“. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der Betroffenen sowie den Verletzten. Das türkische Außenministerium erklärte, es verurteile die Attacke und stehe solidarisch an Frankreichs Seite.