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Rubel wieder in Turbulenzen: Börse Moskau stellt den Handel mit Dollar und Euro ein – Schlangen vor Wechselstuben

In Russland Dollar zu kaufen, dürfte künftig deutlich teurer werden. - Copyright: Getty Images
In Russland Dollar zu kaufen, dürfte künftig deutlich teurer werden. - Copyright: Getty Images

Neue Sanktionen der USA haben in Russland heftige Turbulenzen im Handel mit Rubel, Dollar und Euro ausgelöst. Die zentrale Devisenbörse in Moskau stellte unvermittelt den Handel mit Dollar und Euro ein. Gerüchte, dass der Handel mit den westlichen Devisen komplett verboten werde, machten die Runde. Daraufhin bildeten sich vor Wechselstuben lange Schlangen, weil Russen Dollar tauschen wollten. Der Rubel-Kurs geriet zeitweise unter Druck. Nach einigen Stunden beruhigte sich die Lage. Die Sanktionen der USA dürften dennoch erhebliche Folgen haben.

Die USA hatte auch die Moskauer Börse in ein neues Sanktionspaket einbezogen. Dadurch werden nicht Geschäfte mit der Börse untersagt. Dies betrifft auch Banken, die mit der Börse Geschäfte machen. Die Börse schloss daraufhin den Handel mit den westlichen Devisen, der selbst im Kalten Krieg offen war.

Die Sanktionen betreffen auch die russischen Finanzinstitutionen National Clearing Center und National Settlement Depository, die ebenfalls den Umtausch des Dollar erleichtern.

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Die jüngsten Sanktionen sind Teil der Bemühungen, Russland von finanzieller Unterstützung aus dem Ausland abzuschneiden. Sie zielen auf alle globalen Kreditgeber, die mit Moskau Geschäfte machen. Sie betreffen aber auch Russlands Außenhandel. Grund für die Sanktionen ist Russlands Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022 und der seit mehr als zwei Jahren dauernde Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Rubel-Kurs fällt zeitweise stark – fängt sich aber

Russland nimmt immer noch große Summen Dollar und auch Euro mit seinen Exporten ein, vor allem von Energie. Auf der anderen Seite benötigen russische Firmen westliche Devisen, wenn sie nicht sanktionierte Waren im Dollar- oder Euro-Raum kaufen wollen. Der Austausch dieser Devisen von den Importeuren zu den Exporteuren wurde bisher über die Börse organisiert. Die Zentralbank bildete den Wechselkurs des Rubel zum Dollar aufgrund der Devisengeschäfte der Börse.

Diese Funktion fällt nun weg. Der Austausch der Devisen muss über russische Banken organisiert werden. Dies dürfte die Devisengeschäfte für die Akteure in Russland teurer machen. Die Chefin der Zentralbank Elvira Nabiullina kündigte bereits an, die Devisenpreise würden künftig „aufgrund von Daten aus der Finanzbranche“.

Russische Firmen, aber auch Privatleute, die Dollar als Reserven halten oder ihrerseits für Reisen oder Geschäfte benötigen, reagierten mit Verunsicherung. Bei einigen lokalen Banken fiel der Kurs des Rubel zum US-Dollar zunächst stark. Nach einem Bericht der „Financial Times“ verlangten einige lokale Institute zeitweise 120 bis 200 Rubel für einen Dollar. An der Börse war US-Währung zuvor für weniger als 90 Rubel angenoten worden. Der offizielle Rubel-Kurs stabilisierte sich dann aber leicht außerhalb der von der russischen Regierung ausgerufenen „Komfortzone" von 80 bis 90 Rubel je Dollar.

Viele Russen erinnern die Vorgänge an die Sowjetzeit, als es zwar einen offiziellen Dollarkurs gab, der wahre Kurs sich aber auf einen Schwarzmarkt bildete.

Die Preisspanne zwischen Kauf und Verkauf von Dollar hat sich bereits vergrößert. Bei Russlands wichtigstem staatlichem Kreditgeber, der Sberbank, verdoppelte sich die Spanne zum Stand vor den Sanktionen. Dies zeigt, dass die wichtigste Wirkung der Sanktionen sein könnte, dass sie Devisengeschäft für Russen verteuert.

Auch „Bild“ berichtete unter Berufung auf in russischen Telegram-Kanälen geteilte Bilder von einem Run auf Geldautomaten in Russland. Bei Online-Banken habe es Fehlermeldungen für Kunden gegeben, die auf ihre Konten zugreifen wollten.

Außerbörslicher Handel weiter möglich

Wichtig ist, dass der außerbörsliche Handel mit Dollar und Rubel weiterhin möglich ist - allerdings wahrscheinlich zu höheren Kosten führen. Er nahm zuletzt bereits mehr als die Hälfe der Devisengeschäfte ein. Sowohl Importeure als auch Exporteure, die auf dem russischen Markt tätig sind, müssen mit höheren Kosten rechnen. Das schwächt ihre Position im Außenhandel weiter.

Russlands Rubel war unmittelbar nach dem Einmarsch des Landes in die Ukraine zunächst stark gestiegen. Denn als Folge der stark gestiegenen Energiepreise, stiegen auch Russlands Dollar-Einnahmen, die dann im Land in Rubel umgetauscht wurden. Das änderte sich mit dem zunehmenden Sanktionen gegen russische Produkte und mit Russlands Gaslieferstopp gegen westliche Länder wie Deutschland. Die Importeinnahmen brache ein. Der Rubel stürzte ab und war zeitweise weniger als einen US-Cent wert. Für einen US-Dollar mussten also mehr als 100 Rubel gezahlt werden. Die russische Regierung griff mehrfach ein und verpflichtet Exporteure unter anderem einen Teil ihrer Deviseneinnahmen unmittelbar in Rubel zu tauschen, um die Nachfrage nach der Währung zu stützen.

Russland bemüht sich zudem, unabhängiger vom US-Dollar und Euro zu werden und größere Teile ihrer Auslandsgeschäfte entweder direkt in Rubel oder in Chinas Landeswährung Yuan abzuwickeln. Im vergangenen Monat machte der Yuan mehr als die Hälfte des Devisenhandels in Russland aus, berichtet die FT.

Sanktionen können sich auch auf Yuan auswirken

Die neuen US-Sanktionen könnten sich aber auch auf Yuan-Transaktionen auswirken. Auch Banken aus China könnten sich Geschäften mit russischen Banken oder der Börse abgeschreckt fühlen. Die USA und andere westliche Länder drohen damit, ihre Sanktionen auch auf Dritte auszuwiten, die mit Russlands Kriegswirtschaft Geschäfte machen. Die Beschränkungen für interenationale Banken gelten als die bisher wirksamsten Sanktionen des Westens gegen Russland.