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Füllstand der Gasspeicher steigt auf über 96,3 Prozent – Hoffnung ruht auf mildem Winter und Flüssiggas-Nachschub

Das Bundeswirtschaftsministerium versucht seit Monaten, alternative Gas-Quellen aufzutun – wie hier LNG per Schiff importiert –, um weggefallene russische Lieferungen zu ersetzen. - Copyright: Getty Images
Das Bundeswirtschaftsministerium versucht seit Monaten, alternative Gas-Quellen aufzutun – wie hier LNG per Schiff importiert –, um weggefallene russische Lieferungen zu ersetzen. - Copyright: Getty Images

Der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland ist auf 96,29 Prozent gestiegen. Damit ist das gesetzlich für den 1. November festgelegte Ziel insgesamt deutlich übertroffen worden. Das ergeben die Daten des Speicherverbandes Gas Infrastrucutre Europe (GIE).

Es wird weiter Gas eingespeichert. Allein am Montag stieg der Füllstand um 0,24 Prozentpunkte. Begünstigt wird dies durch den aktuell eher geringen Verbrauchs aufgrund des milden Herbstwetters und spürbarer Einsparungen der privaten Haushalte und der Unternehmen.

Die Verordnung sieht vor, dass nicht nur insgesamt, sondern in jedem Gasspeicher ein Füllstand von 95 Prozent erreicht wird. Vor allem im größten deutschen Speicher im niedersächsischen Rehden ist noch Platz. Hier stieg der Füllstand am Montag kräftig um 0,47 Prozentpunkte auf nun 86,16 Prozent.

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Russland liefert seit September kein Gas mehr durch die wichtigste Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland. Dafür kaufen die Gasunternehmen und die Bundesregierung mehr Gas aus anderen Ländern wie Norwegen. Seit der vergangenen Woche kommt auch Gas aus Frankreich nach Deutschland.

Ein Grund für eine Entwarnung ist der Erfolg der Bevorratung aber noch nicht. Stand jetzt ist es immer noch eher wahrscheinlich, dass es in Deutschland im Laufe des Winters zu einem Gasmangel kommt und Gas dann von der Bundesnetzagentur rationiert, also zugeteilt werden muss. Bei vollen Speichern reicht dieses Gas allein - je nach Wetter - für etwa zwei bis zweieinhalb Monate. Entscheidend bleibt neben der Beschaffung von Gas als Alternative zu Russland vor allem das Sparen.

Habeck und der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, werden daher nicht müde, zum Sparen zu mahnen. "Der Gasverbrauch ist zu stark gestiegen", sagte Müller Anfang Oktober. Trotz der stark gestiegenen Gaspreise lag der Verbrauch privater Haushalte und kleinerer Gewerbekunden um den Monatswechsel fast zehn Prozent über dem durchschnittlichen Verbrauchsniveau der Jahre 2018 bis 2021. Ein Grund war das kühle Wetter. Zuletzt lag der Verbrauch bei wärmerem Wetter gut 30 Prozent unter dem Vorjahr. Daten, die den Verbrauch um den Faktor Wetter bereinigen, zeigen deutlich, dass Verbraucher ihr Verhalten stark angepasst haben, ihre Heizung also runterregeln.

Deutschland kann eine Gasnotlage im Winter nach Einschätzung der Netzagentur und weiterer Experten nur verhindern, wenn im privaten, gewerblichen und industriellen Bereich mindestens 20 Prozent weniger Gas verbraucht wird.

Haushalte und kleinere Gewerbekunden sind in Deutschland für rund 40 Prozent des Gasverbrauchs verantwortlich. Die übrigen 60 Prozent entfallen auf große Industriekunden. Die Haushalte und auch viele Unternehmen wiederum verbrauchen den Großteil des Gases in der Heizperiode zwischen Oktober und April.

Die Netzagentur entscheidet im Falle eines Engpasses über die Rationierung von Gas. Dabei gibt es eine Reihenfolge, nach der zuerst viele Unternehmen von Einschränkungen betroffen wären. Das soll helfen, kritische Infrastruktur und private Haushalte vor Einschränkungen zu schützen.

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute warnen in einem Risikoszenario, dass Deutschland im Falle von Gas-Rationierungen die tiefste und längste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg drohe.

Seit Anfang September kommt über die wichtigste Pipeline Nord Stream 1 kein russisches Gas mehr nach Deutschland. Dennoch ist der aktuelle Füllstand der Gasspeicher höher als im langjährigen Durchschnitt zu dieser Zeit des Jahres. Das zeigt diese Grafik.

Ökonomen der Deutschen Bank halten eine Einsparung von 20 Prozent zum Vorjahr für wenig wahrscheinlich, denn der Winter 2021/22 sei bereits sehr milde gewesen.

Selbst wenn Unternehmen und Haushalte im Vergleich zum Vorjahr 20 Prozent Gas sparten, würden volle Gasspeicher nur bis Ende März 2023 reichen, also nicht einmal bis zum Ende der Heizperiode, schreiben Erik Heymann und Marion Mühlberger von DB Research.

Die Gasspeicher vor dem Winter 2023/24 dann wieder zu füllen, werde ohne russisches Gas aus der Pipeline Nord Stream 1 anspruchsvoll und vor allem teuer. "Eine spürbare Erleichterung bei den Preisen ist nicht in Sicht", schrieben die Ökonomen Anfang September. Für das kommende Jahr erwartet DB Research eine tiefe Rezession mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um drei bis vier Prozent.

Das größte Risiko für die Gasversorgung in Deutschland sei ein kalter Winter, schreiben Heymann und Mühlberger. Würden statt 20 Prozent nur zehn oder 15 Prozent Gas gespart, dürften die Speicher bereits im Februar oder frühen im März leer sein.

DB Research hat ein eigenes Modell zur Prognose der Gasversorgung in Deutschland aufgesetzt, das laufend aktualisiert wird. Die Ökonomen rechnen wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht damit, dass Russland die Gaslieferung durch Nord Stream 1 wieder aufnimmt. Sie weisen zudem darauf hin, dass die Modellrechnungen auch stark davon abhängen, welcher Anteil des Gases, das über Pipelines in Deutschland ankommt, in Deutschland bleibt und welcher Anteil in Nachbarländer weitergeleitet wird. Hierzu gibt es bisher keine verlässlichen Annahmen.