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Europas Großbanken fallen weiter zurück – Wo die Aussichten besonders düster sind

Für die großen europäischen Banken begann mit der Finanzkrise vor zehn Jahren eine Phase des Niedergangs. Neue Zahlen zeigen: Diese setzt sich ungebremst fort.

Es ist ein deprimierendes Ergebnis: Nur eine der zehn größten Banken Europas konnte im vergangenen Jahr ihre finanzielle Position verbessern. Das zeigt der nun schon zum fünften Mal durchgeführte „Banken-Gesundheitscheck“ der Managementberatung Bain, für den insgesamt 100 Banken analysiert wurden.

Während sich in der Gesamtbranche die wichtigsten Kennzahlen wie Kosten, Ergebnis und Kapitalausstattung verbessert haben, geht es für die Platzhirsche im Geldgeschäft demnach weiter bergab.

„Die großen Banken arbeiten nach wie vor mit zu hohen Kosten“, betont Bain-Partner Dirk Vater. Die zehn größten Institute in Europa müssen im Schnitt 69 Cent ausgeben, um einen Euro einzunehmen. Damit liegt die sogenannte Aufwand-Ertrags-Relation neun Prozentpunkte über dem Durchschnitt der anderen untersuchten Banken. Eine Studie der Bundesbank zeigt, dass die deutschen Großbanken 2017 sogar mehr als 95 Cent aufwenden mussten, um einen Euro Rohertrag zu erzielen.

„Nur wenn sich die großen Banken endlich auf profitable Kundensegmente und Geschäftsfelder konzentrieren und ihre Digitalisierung entschlossen vorantreiben, können sie den Wiederaufstieg schaffen“, betont Berater Vater angesichts des mauen Ergebnisses.

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Der Befund spiegelt auch das Misstrauen der Investoren gegenüber der europäischen Finanzbranche wieder. Eine Umfrage der britischen Bank Barclays unter Großanlegern zeigt, dass sie europäische Finanztitel in ihren Portfolien deutlich untergewichten. Die Sorge grassiert, dass diese Aktien in den kommenden zwölf Monaten sehr viel schlechter abschneiden werden als der Gesamtmarkt.

Der „Gesundheitscheck“ von Bain, der dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, liefert eine Begründung für die Investorensorgen. Er besteht aus einem Scoring-Modell, das die Gewinn- und Verlustrechnung, die Bilanz sowie die Rahmenbedingungen der Banken analysiert. Ziel ist, die Robustheit der Geschäftsmodelle abzuschätzen. Die Ergebnisse ordnen die Berater vier Kategorien zu:

  1. Gewinner: 32 Prozent der analysierten Banken weisen bei nahezu allen Kennzahlen bessere Werte auf als die Konkurrenz. Es handelt sich vor allem um Häuser aus Belgien, den Niederlanden und Skandinavien. Wermutstropfen: 2016 zählten noch 38 Prozent der Institute zu dieser Kategorie.

  2. Schwächen im Geschäftsmodell: 23 Prozent der Banken kämpfen mit Defiziten in ihren Geschäftsmodellen, verfügen aber zumindest über eine robuste Bilanz. Dies gilt insbesondere für deutsche und britische Institute.

  3. Schwächen in der Bilanz: 19 Prozent hinken bei den Bilanzkennzahlen hinterher. Solche Schwächen machen Banken verwundbar und bringen sie in die Nähe der Problemfall-Kategorie. In dieser Gruppe befinden sich vor allem spanische Häuser.

  4. Problemfälle: 26 Prozent der Banken sind in besorgniserregendem Zustand – ein Wert, der sich nur um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr verbessert hat. Hier finden sich speziell italienische, griechische, portugiesische und zypriotische Institute. Sämtliche Banken, die in den vergangenen zehn Jahren gescheitert sind sowie zahlreiche Häuser, die an Zusammenschlüssen beteiligt waren, waren in dieser Kategorie vertreten.

Angesichts der vielen Problemfälle unter den europäischen Banken ist Bain-Partner Dirk Vater überzeugt, dass „die Konsolidierung im europäischen Bankensektor weitergeht.“ Zuletzt machten Spekulationen über eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank die Runde. Einige Analysten bezweifeln, dass beide Institute auf Dauer alleine auskömmliche Renditen erzielen können.

Laut der Bundesbank betrug die Eigenkapitalrendite der deutschen Großbanken 2017 im Schnitt lediglich 2,88 Prozent. Die Kapitalkosten der Institute schätzen Experten dagegen auf acht bis neun Prozent. Auf dem Papier würde sich eine Fusion der beiden wichtigsten deutschen Privatbanken rechnen, allerdings warnen Analysten, dass ein derart komplexer Deal ein enormes Ausführungsrisiko birgt.