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EU erhöht Zölle für EV-Importe aus China: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über Handelseskalation im Kern der deutschen Industrie. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Brüssel schneidet Berlin

Die nicht erst seit der Europawahl arg zerzauste Ampel-Koalition sieht sich nun auch offiziell mit einem weiteren Problemthema konfrontiert, das man sich in Berlin gerne erspart hätte. Die Entscheidung der EU, höhere Einfuhrzölle auf chinesische Elektroautos zu erheben, hatte sich abgezeichnet, obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz und andere Entscheider seit Monaten vor und hinter den Kulissen die Bedeutung internationaler Handelsbeziehungen betont hatten.

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“Die EU muss aufpassen, nicht zwischen die geopolitischen Mühlen seiner zwei wichtigsten Handelspartner zu geraten”, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. “Zwar sind chinesische Wettbewerbsverzerrungen ein besonderes Problem, das Europa angehen sollte. Die beste Antwort sind aber eigene gute Standortbedingungen und das Streben nach offenen Märkten und Wettbewerb, zum Beispiel durch einen umfassenden Bürokratieabbau und durch neue Handelsabkommen,” so Treier.

Bisher liefen die Geschäfte der deutschen Autohersteller in China so gut, dass man hierzulande wenig Interesse entwickelte, sich um chinesische Importe großartig zu kümmern. Doch Hersteller wie BYD und Nio sind zu starken Konkurrenten geworden und drängen mit Macht nach Europa, auch weil die USA schnell Fakten schufen, während in Brüssel noch eifrig diskutiert wurde.

“Der Schritt ist moderat, wenn man ihn mit dem harten 100% Zoll auf chinesische EV-Importe vergleicht, den die Biden-Administration vergangenen Monat verhängt hat, von zuvor 25%,” sagt Morningstar-Analyst Vincent Sun. Trotzdem dürfte die Reaktion aus China wohl nicht lange auf sich warten lassen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Alexander Kell: Weniger Falken, Verkaufsgespräche, später verschärfen, erst der Vorgeschmack, und Kohlechips.

Weniger Falken

Österreich wird in den kommenden Wochen Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher zum neuen Notenbankchef nominieren, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Die Vorbereitungen für seine Bestellung zum Gouverneur der österreichischen Nationalbank seien fast abgeschlossen und Teil eines frühen Auswahlverfahrens vor den Wahlen am 29. September, hieß es. Er würde im September 2025 nach dem Ende der Amtszeit von Robert Holzmann seine Arbeit aufnehmen. Kocher hat sich nur selten zur Geldpolitik geäußert, aber falkenhafter als Holzmann dürfte der 50-jährige Minister mit ÖVP-Verbindungen im EZB-Rat kaum auftreten. Direktorin Isabel Schnabel, die ebenfalls zu den falken gezählt wird, erwartet eine holprige Fahrt auf der „letzten Meile“ der Disinflation. Während die Inflation bei Waren schnell sinke, bleibe sie bei Dienstleistungen hartnäckig. Nach der Beschleunigung des Tariflohnwachstums auf 4,7% im ersten Quartal sieht Schnabel erste Anzeichen einer Abkühlung, unterstützt durch sinkende Inflationserwartungen.

Verkaufsgespräche

Die Eigentümer von Stada nähern sich einer Entscheidung über ihren Ausstieg aus dem hessischen Generikahersteller. Dabei gilt Clayton Dubilier & Rice Kreisen zufolge als Favorit für einen möglichen Kauf bei der für diese Woche erwarteten Abgabe von Geboten. KKR und CVC Capital Partners haben laut den informierten Personen ebenfalls Interesse an dem Grippostad-Hersteller. Die Private-Equity-Eigentümer von Stada, Bain Capital und Cinven, streben eine Bewertung von etwa 11 Milliarden Euro oder mehr für das Unternehmen in einem direkten Verkauf an, hieß es. Dem Vernehmen nach arbeiten sie parallel an einer möglichen Börsennotierung von Stada, falls die Gebote hinter ihren Preisvorstellungen zurückbleiben. Nach China verkauft wird unterdessen eine Aargauer Traditionsfirma: Der Flugzeugbau-Zulieferer Montana Aerospace verkauft den E-Mobility-Bereich an die deutsche Tochter der chinesischen Mengtai-Gruppe, die weltweit im Bereich Energieerzeugung und Aluminium tätig ist.

Später verschärfen

Die Europäische Union will Kreisen zufolge die Einführung wichtiger Teile der globalen Eigenkapitalvorschriften für Banken um ein Jahr verschieben. Damit will sie sicherstellen, dass europäische Kreditinstitute im globalen Wettbewerb nicht benachteiligt werden. Hintergrund ist das anhaltende Ringen um die Standards in den USA. Die EU hätte das umfassendere Maßnahmenpaket ab dem 1. Januar umsetzen sollen, also rund sieben Jahre nachdem die Regulierungsbehörden im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht die Maßnahmen als letzten Teil der Regulierung beschlossen hatten. Dies geschah mit dem Ziel, eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008 zu verhindern. Die EU plane nun eine spätere Umsetzung der Regeln, die das Handelsgeschäft der Banken betreffen, da diese Aktivitäten globaler Natur sind, so die mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Unterdessen will die EU-Kommission die Kapitalbeschaffung für Banken verbilligen und den Transfer von Risiken auf die Kapitalmärkte erleichtern. Eine höhere Attraktivität von forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS) könnte Milliarden für Verteidigung und ökologischen Umbau freisetzen, hofft sie.

Erst der Vorgeschmack

Die Allianz-Fondstochter Pimco erwartet in den USA weitere Regionalbank-Pleiten angesichts des Umstands, dass sich in deren Büchern eine “sehr hohe” Konzentration notleidender Gewerbeimmobilien-Kredite befinde. “Die eigentliche Welle der Not beginnt gerade erst”, sagte Johannes Murray, der bei der Pacific Investment Management Co. den Bereich Gewerbeimmobilien-Finanzierungen leitet, im Bloomberg-Interview. Viele Banken hätten Kreditengagements in ihren Büchern, die sie eigentlich gern abstoßen würden. Im Bestreben, größere Verluste zu vermeiden, hätten sie sich bislang vor allem von qualitativ hochwertigeren Assets getrennt. „Da die Zahl der notleidenden Kredite aufgrund von Fälligkeiten steigt, gehen wir davon aus, dass die Banken beginnen werden, Darlehen mit größeren Problemen zu verkaufen.” Mit Blick auf Deutschland sagt Murray, die Kombination aus gestiegenen Zinsen und Rezessionsdruck stelle für Gewerbeimmobilien eine echte Herausforderung dar. “Sowohl aus Kapitalmarktsicht als auch fundamental.”

Kohlechips

Mit der Idee, das erst nach der Jahrtausendwende entdeckte Ultradünn-Material Graphen zur Basis von Computerchips zu machen, gründeten zwei Brüder 2020 das Aachener Unternehmen Black Semiconductor. Das nur 1 Atom dicke Kohlenstoffmaterial soll helfen, die Kommunikation zwischen Halbleitern zu beschleunigen und die Energieeffizienz steigern, bei reduzierten Produktionskosten. Statt auf Strom setzt die Entwicklung beim Datentransfer auf Licht. „In einer Testumgebung funktioniert das besser als andere Materialien”, sagte Firmenchef Daniel Schall, der das Unternehmen mit seinem Bruder Sebastian aus der Taufe hob und gerade 254 Millionen Euro an Fördermitteln und Investorengeldern eingesammelt hat. “Jetzt wollen wir beweisen, dass das auch in der Massenproduktion funktioniert.” Zu den Geldgebern gehören sowohl das Bundeswirtschaftsministerium und das Land Nordrhein-Westfalen, die neun Zehntel der Summe bereitgestellt haben, als auch Risikokapitalgeber wie Porsche Ventures und Capnamic. Die US-Regierung indessen erwägt informierten Kreisen zufolge neue Beschränkungen für den Zugang Chinas zu Chip-Technologie für künstliche Intelligenz. Im Fokus steht dabei die neueste Transistor-Archtitektur GAA.

Was sonst noch passiert ist

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