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„Bayer hat ja auch mal klein angefangen“

Gegen die gegen die Vorbehalte ihres Vaters entschied sich Helga Rübsamen-Schaeff als Junge Frau zu einem Chemie-Studium. Und als es an der Universität um die Verteilung von 40 Laborplätzen ging, landete sie auf Platz 41, blieb aber eingeschrieben - so konnte sie später nachrücken und mit nur 24 Jahren "summa cum laude“ promovieren. Später kündigte sie bei Bayer einen sicheren Job, um ihr eigenes Ding zu machen. Multiresistenter Sturkopf oder unerschütterliche Optimistin? Die Unternehmerin hat den Biotech-Konzern Aicuris aus Wuppertal zum Erfolg geführt. Sie ist eine der 50 Nominierten für den Wettbewerb „25 Frauen, deren Erfindungen unsere Welt verändern“ für die Sie noch bis zum 18. Mai voten können (erfahren Sie hier mehr).

Frau Rübsamen-Schaeff, als Ihr damaliger Arbeitgeber Bayer 2006 der Infektionsforschung den Rücken kehrte, entschlossen Sie sich, diese Forschungseinheiten auf eigene Faust weiter voranzutreiben. Woher haben Sie den Mut dazu genommen, als damals alleinerziehende Mutter einen sicheren Manager-Job zu kündigen?
Es gehörte sicher Mut zu diesem Schritt. Die Überzeugung, dass unsere Arbeit gegen Infektionserreger in einer globalisierten Welt sehr wichtig ist, war aber eine mindestens ebenso bedeutende, treibende Kraft. Wir wollten dieses Know-How für die Erforschung von Medikamenten gegen Viren und von Antibiotika gegen multiresistente Krankenhauskeime erhalten und die Arbeit fortführen.

Was sicher nicht ganz billig ist...
Ganz bestimmt nicht! Ich hatte mir aber auch sehr genau überlegt, wie viel Geld wir brauchen würden, um erfolgreich sein zu können. Meinen Mitarbeitern habe ich immer gesagt: „Wenn es uns nicht gelingt, Investoren zu finden, die unser Business verstehen und uns ausreichend finanzieren, machen wir es nicht.“

In Krisen greifen vor allem bestehende (männliche) Netzwerke. Das spielt auch beim weiteren Aufstieg eine Rolle - würden Sie sich als gute Netzwerkerin bezeichnen?
Als Netzwerkerin war ich damals nicht besonders breit aufgestellt. Ich glaube auch, dass es damals wichtiger war, ein sehr genaues Bild von der zukünftigen Firma zu entwerfen und von ihren Aufgaben und dann zu wissen, welche Finanzierung über welchen Zeitraum notwendig sein würde.

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Heute haben Sie Ihren alten Arbeitgeber mit ihrem Unternehmen Aicuris, das seither in Wuppertal an der Entwicklung neuartiger Antibiotika und Antivirus-Medikamente arbeitet, auf dem Gebiet überholt und akquirieren Millionen. Empfinden Sie das als eine gewisse Genugtuung?
Dass wir Bayer auf dem Infektionsgebiet überholt hätten, kann man heute sicher noch nicht sagen. Hier spielt Bayer – die vermarkteten Substanzen hat man ja damals behalten - definitiv noch in einer anderen Liga! Aber für eine junge Firma wie uns war der erste große Lizenzvertrag mit MSD, der uns bei Unterschrift 110 Millionen Euro bescherte, schon ein ganz großartiger und wichtiger Schritt. Und wenn unser Medikament Letermovir, für das MSD (Anm.: Merck Sharp & Dohme) die Lizenz hält, in den Markt kommt, können wir weitere Meilensteinzahlungen in Millionenhöhe sowie Umsatzbeteiligungen erwarten. Das freut mich natürlich sehr als Erfolg für Aicuris – und Bayer hat ja auch mal klein angefangen!


Kapitalmangel in der Biotech-Szene

Stimmt es, dass Bayer inzwischen sogar Aufträge für Aicuris erledigt?
Ja, speziell in der Vergangenheit hat Bayer für uns gearbeitet. Bei der Ausgründung hatten wir nämlich in die Verträge hineingeschrieben, dass Bayer bestimmte Arbeiten gegen Bezahlung für uns durchführen sollte und das war rückblickend sehr klug. Wir mussten die neue Firma ja erst aufbauen, wir fingen bei Allem bei Null an, während bei Bayer alle Disziplinen, die man für die Herstellung und Prüfung eines Medikamentes braucht, vorhanden waren! Wir hätten viel Zeit verloren, wenn Bayer gerade am Anfang unsere Projekte in unserem Auftrag nicht weiter bearbeitet hätte, bis wir selber in der Lage waren, die entsprechenden Arbeiten zu übernehmen.

Sprechen wir kurz über die Biotechszene, die hierzulande aus etwa 700 Unternehmen besteht. Das Potenzial ist groß, nur das Geld ist immer knapp - welche Gefahr birgt dieser permanente Kapitalmangel für deutsche Firmen?
Ich halte diesen Kapitalmangel für eine sehr große Gefahr, speziell wenn man bedenkt, dass die Gesundheitsindustrie dabei ist, die Autoindustrie zu überholen und dass die Forschung in den jungen deutschen Biotech-Firmen überwiegend sehr gut ist. Das Geld für die Gründung und die ersten Schritte zu finden, ist oft nicht allzu schwer. Weil es aber kaum Geld für die teuren klinischen Phasen III gibt, sind die jungen Firmen - wie auch wir - gezwungen, sich Lizenzpartner zu suchen, die diese Investitionen stemmen und die klinischen Studien auch ausführen.

Klingt ganz so, als gäbe es bei einer Lizenzpartnerschaft nicht nur Vorteile...
Man gibt dabei nicht nur einen erheblichen Teil des Wertes des Produkts - zugegeben aber auch Risiko - ab. Vor allem entstehen die Arbeitsplätze, die an der Produktion, der klinischen Testung und Vermarktung hängen, bei dem Lizenzpartner und nicht bei der jungen deutschen Firma. In unserem Fall wurde der Lizenzvertrag mit der amerikanischen Firma MSD als der damals größte europäische Biotech-Deal sehr gefeiert, wir erhielten den Breakthrough Alliance Award von Deloitte und den Step Award des FAZ Instituts. Wir sind auf diesen Vertrag auch sehr stolz und überzeugt, dass wir einen guten Partner haben. Dennoch entstehen auch hier die Arbeitsplätze nicht in Deutschland, sondern in den USA.

Eine Idee, wie man das besser machen könnte?
In meinen Augen sind dringend Maßnahmen nötig, um die hervorragende Forschung, die in deutschen Biotech-Firmen geleistet wird, volkswirtschaftlich besser zu nutzen. Es müssen Bedingungen geschaffen werden, die wenigstens einem Teil der Firmen erlauben, sich vor Ort weiter zu entwickeln.

Aicuris arbeitet in Wuppertal auch intensiv an der Entwicklung neuartiger Antibiotika und Antivirus-Medikamente - auf welche guten Nachrichten aus der Projekt-Pipeline dürfen wir uns freuen?
Wir haben eine innovative Herpes-Substanz, die bereits Überlegenheit zu den im Markt befindlichen Medikamenten gezeigt hat und zwei erfolgreiche Phase II Testungen absolviert hat. Derzeit befindet sie sich in einem Test als Creme gegen Lippenherpes; die Daten werden im Herbst erwartet. Ferner gibt es ein Antibiotikum in der Pipeline, das gegen die gefürchteten multiresistenten Krankenhauskeime gerichtet ist. Dies hat kürzlich die Testung am Menschen begonnen.


Die unerschütterliche Optimistin

Sie selbst waren als junge Frau auch unempfindlich - gegen die gegen die Vorbehalte Ihres Vaters, der von ihrem Chemie-Studium nicht ganz so begeistert war. Und als es an der Universität um die Verteilung von 40 Laborplätzen ging, landeten Sie auf Platz 41, blieben aber eingeschrieben - so rückten Sie nach und promovierten mit nur 24 Jahren "summa cum laude“. Multiresistenter Sturkopf oder unerschütterliche Optimistin?
Es war eigentlich der Vorbehalt meiner Mutter, die sich fragte, wie ich denn bei einem so anspruchsvollen Beruf Familie und Beruf vereinbaren könnte und das, obwohl Chemie sie selbst sehr interessierte! Optimistin bin ich sicherlich auch und wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, bleibe ich dran.

Ein Blick auf Ihre spektakuläre Karriere: Sie arbeiteten zunächst im Paul-Ehrlich-Institut, später als Abteilungsleiterin und seit 1987 als Direktorin des angesehenen Chemotherapeutischen Forschungsinstituts Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt. 1993 übernahmen Sie die Leitung der Virusforschung bei Bayer, sieben Jahre später die gesamte Infektionsforschung des Konzerns. Seit Ende der 80er-Jahre sind Sie Professorin an der Universität Frankfurt und seit über zehn Jahren auch Unternehmerin. Wo fühlen Sie sich wohler, in der akademischen oder der industriellen Welt der Forschung?
In beiden Fällen muss die Forschung von einer sehr hohen Qualität sein, wenn man erfolgreich sein will. Das ist in der Industrie nicht anders als in der akademischen Welt. Und damit fühle ich mich in beiden Welten wohl, solange man Probleme mit Spitzen-Forschung angehen und lösen kann. Sowohl am Georg-Speyer-Haus als bei Bayer und auch bei AiCuris haben wir in den besten Journals der Welt publiziert. Manchmal ist die akademische Forschung weniger zielgerichtet als die industrielle und stellt oft auch andere Fragen, aber eine Zusammenarbeit ist immer fruchtbar und wir haben viele Kontakte zu akademischen Instituten. Persönlich glaube ich inzwischen, dass mir nicht nur die Forschung selbst, sondern ebenso sehr die Umsetzung von Forschungsergebnissen in Produkte viel Spaß macht.

Im Februar 2015 haben Sie den Chefsessel an ihren Chef-Wissenschaftler Holger Zimmermann abgegeben und sind in die Aufsichtsrats-Tätigkeit gewechselt. Was ist das Besondere an der Arbeit als Chefaufseherin eines großen Konzerns?
Bei Aicuris bin ich heute die Vorsitzende des Beirats, das heißt ich unterstütze die Firma in wissenschaftlichen und strategischen Fragestellungen. Wenn Sie von einer Aufsichtsrats-Aufgabe in einem großen Konzern sprechen, so ist das meine AR- und Gesellschafterrats-Funktion bei Merck. Dies ist eine sehr attraktive Tätigkeit mit einem deutlich weiteren Spektrum an Fragestellungen, von der Materialforschung über die Lebenswissenschaften bis hin zu Pharma. Entscheidungen, die zu treffen sind, sind aber ganz überwiegend vorbereitet, man formt diese eher nicht mit.


Der beste Leistungsanreiz für Mitarbeiter

Ihr bislang größter unternehmerischer Erfolg?
Den größten Erfolg sehe ich in dem gelungen Aufbau von Aicuris und dass dabei eines unserer Medikamente in Phase III – also dem letzten Schritt der klinischen Prüfung, bevor man den Zulassungsantrag für die Vermarktung stellen kann - erfolgreich war. Aicuris hat inzwischen den 11. Firmengeburtstag gefeiert und eine erfolgreiche Phase III ist in unserer Industrie etwas sehr Seltenes: Im Schnitt muss man zehn Medikamente in die Testung am Menschen schicken, bevor eines den Markt erreicht. Positive Daten aus Phase III als kleine Firma erreicht zu haben, ist ein echter Ritterschlag!

Gibt es etwas in Ihrer Karriere, das Sie rückblickend anders oder besser machen würden?
Eigentlich nein. Mein berufliches Leben wäre vielleicht ruhiger, wenn ich dem Ruf von Bayer nicht gefolgt wäre, sondern am Georg-Speyer-Haus in Frankfurt in der akademischen, medizinischen Grundlagenforschung geblieben wäre. Dann hätte ich auch nicht die Aufgabe der Firmengründung stemmen müssen - und dürfen! Ich habe in der Industrie sehr viel dazugelernt und Medikamentenentwicklung ist für mich spannender als jeder Krimi. Als Chemikerin, die sich immer für biologisch-medizinische Fragestellungen interessiert hat, bin ich genau da, wo ich hingehöre.

Als Chefin von Aicuris waren Sie verantwortlich für 60 Angestellte. Worin sehen sie den besten Leistungsanreiz für Mitarbeiter?
Bei der Ausgründung habe ich den Mitarbeitern, die mit mir gingen, vertraut und jedem, der eine bestimmte Aufgabe beim Firmenaufbau oder beim Aufbau des nötigen Know-How übernehmen wollte, dies auch zugestanden. Das hat enorme Kräfte freigesetzt, denn plötzlich fühlten sich alle Mitarbeiter viel wichtiger als vorher. Sie waren nicht mehr ein Rädchen in einem großen Betrieb, hatten mehr Verantwortung und konnten viel mehr bewegen. Das war ungeheuer motivierend. Eine sehr wichtige Komponente war aber auch unser aller Überzeugung, dass unsere Arbeit wichtig war. Ich habe gelernt: Ich habe gelernt: Nichts stärkt den Menschen mehr als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt! Gleichzeitig war aber auch eine gute Fehlerkultur wichtig: Fehler so schnell wie möglich zu erkennen, zu kommunizieren und zu korrigieren.

Gibt es einen besonderen Rat, den sie jungen, weiblichen Talenten auf dem Weg an die Spitze mit auf den Weg geben können?
Sich etwas zutrauen, anzufangen und sich nicht beirren lassen. Aber auch: Selbstkritisch sein, sich weiterbilden und sollte man sehen, dass man für eine bestimmte Aufgabe doch nicht geeignet ist, bereit sein, die Richtung zu ändern. Dabei kann es durchaus sein, dass das Feedback der Umgebung falsch ist und es ist wichtig, Informationen aus mehreren Quellen einzuholen, bevor man eine schwerwiegende Entscheidung trifft.

Was haben Sie sich persönlich für die Zukunft vorgenommen?

Aktuell habe ich noch viel zu tun und bin mit viel Engagement und Freude dabei, sei es bei den Aufgaben für Aicuris, sei es als Aufsichtsrätin und ich könnte mir auch noch weitere Engagements vorstellen. In einigen Jahren sind es dann vielleicht andere Schwerpunkte, wie Reisen, bildende Künste, Musik, Sport, oder auch das Entdecken neuer Hobbies.

Frau Rübsamen-Schaeff, ich danke Ihnen für das Gespräch.

KONTEXT

Die 50 Nominierten im Überblick - Teil 1 -

Andrea Pfundmeier, Gründerin Secomba

Immer mehr Menschen laden wichtige und private Informationen in eine Cloud, um immer und überall Zugriff darauf haben zu können. Allerdings weiß die breite Masse spätestens seit den Hackerattacken auf die Clouds von Hollywood-Stars, dass der Onlinespeicher eben doch nicht komplett sicher ist. Das beschäftigte auch die studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlerin Andrea Pfundmeier, als sie eigentlich drauf und dran war, gemeinsam mit Robert Freudenreich ein anderes Unternehmen zu gründen. Dann war aber schon die Idee zu Secomba und der Verschlüsselung Boxcryptor geboren. Damit können Nutzer ihre Daten auf dem Computer verschlüsseln und danach in die Cloud laden.

Anika Brömel, Diplom-Physikerin und PhD-Studentin

Im Jahr 2004 gewann Anika Brömel den Wettbewerb "Jugend forscht"in der Kategorie Geo- und Raumwissenschaften. Gemeinsam mit zwei Forschungspartnern hat sie damals die Veränderung der Vegetation in Wäldern untersucht. Das Innovative dabei: Anstatt einfach gesunde und kranke Bäume zu zählen und dann auszuwerten, nutzten sie Satellitenbilder der Deutschen Anstalt für Licht- und Raumfahrttechnik. Nationalparks können damit langwierige und kostspielige Untersuchungen erspart werden. Mittlerweile ist Anika Brömel Diplom-Physikerin und macht ihren PhD am Institut für angewandte Physik der Uni Jena.

Annette Langen, Autorin der Felix-Bücher

Viele Kinder, die mittlerweile erwachsen sind, wurden von dem Hasen Felix und seinen Briefen um die Welt begleitet. Nicht nur in Deutschland, denn die Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Die aus einer Buchhändlerfamilie stammende Autorin Annette Langen half Kindern mit Felix dabei, die Welt zu erforschen und zu verstehen. Damit hat sich Felix zu einer prägenden Figur für viele Kinder und heutige Erwachsene entwickelt. Das erste Kinderbuch schrieb sie bereits 1989 und in diesem Jahr fehlen ihr nur noch zwei Bücher bis zur Veröffentlichung ihres 100. Buch. Außerdem engagiert sie sich in der Kinderleseförderung, damit möglichst jedes Kind teil an ihren Geschichten haben kann.

Angelika Mettke, Bauingenieurin und Professorin

Plattenbauten nehmen viele von uns nur noch als grausame Bausünden wahr. Nicht so Prof. Dr. Angelika Mettke. Die Bauingenieurin hat eine Mission: Dem ausgedienten Beton abgerissener Siedlungen ein zweites Leben als Wand oder Decke in Neubauten zu ermöglichen. Recycling im großen Stil also. Für ihr Engagement erhielt die "Pionierin des Betonrecyclings" letztes Jahr den deutschen Umweltpreis, denn dank ihr enthält mittlerweile jeder Berliner Neubau recycelten Beton.

Cordula Nussbaum, Coach, Speakerin und Buchautorin

Zeitmanagement ist für die meisten von uns ein großes Problem - aber es gibt Hoffnung: Cordula Nussbaum ist Expertin auf dem Gebiet des Selbstmanagement. Vor mehr als 13 Jahren entwickelte sie einen neuen Ansatz: "kreativ-chaotisches Zeit- und Selbstmanagement" nennt sie diesen. Das Besondere dabei? Er ist speziell für Querdenker entwickelt. Die Psychologin und Kommunikationswissenschaftlerin ist sich sicher, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg zum Erfolg gehen muss. Der von ihr entwickelte Ansatz hilft dabei: individuell und unkonventionell.

Dipl. Ing. Sonja Jost, Mit-Gründerin DexLeChem

Grüne Chemie - was für Laien nach einem Gegensatz klingt, ist Sonja Josts Leitgedanke. Bei der Medikamentenproduktion wird oft umweltschädliches Erdöl verwendet. Das wollte die Wirtschaftsingenieurin und technische Chemikerin ändern und gründete kurzerhand gemeinsam mit drei Kollegen ein Startup. Dexlechem entwickelte ein Verfahren, mit dem Medikamente mit Wasser produziert werden können - das ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch günstiger. Mit ihrem Team setzt Sonja Jost sich für eine nachhaltige Chemie ein und trägt damit einen wichtigen Beitrag zum Wandel der Industrie bei.

Dr. Anke Domaske, Gründerin QMilk

Jedes Jahr werden Tausende Liter Rohmilch weggeschüttet, da sie nicht mehr verkehrsfähig sind und deshalb nach gesetzlichen Regelungen nicht mehr als Lebensmittel verwendet werden dürfen. Die Mikrobiologin Dr. Anke Domaske wollte dieser Verschwendung ein Ende setzen und hat dafür auch gleich mehrere Lösungen gefunden. Mit ihrem Unternehmen QMilk stellt sie Textilfasern, Kosmetik und Granulat aus nicht als Lebensmittel verwendeter Rohmilch her. Für die Faser und das Granulat wird das Milcheiweiß Kasein aus der Rohmilch gewonnen und weiterverarbeitet. Es werden also Produkte benutzt, die sonst weggeschmissen werden. So geht Nachhaltigkeit.

Anne Christin Bansleben, Gründerin Deepmello Rhabarberleder

Viele Menschen tragen gerne Leder, denn es bietet anderen Stoffen gegenüber einige Vorteile. Ein Problem ist allerdings, dass zur Weiterverarbeitung der Tierhäute mit schädlichen Chemikalien gearbeitet werden muss. Durch das Verfahren von Dr. Anne Christin Bansleben, einer promovierten Ernährungswissenschaftlerin, kann auf die Chemikalien verzichtet werden. Sie hat quasi durch Zufall entdeckt, dass Wirkstoffe aus der Rhabarberwurzel eine gerbende Wirkung haben und ein Verfahren entwickelt, wie man damit das Leder pflanzlich gerben kann.

Dr. Beatrix Förster, Gründerin von PYCAB

Viele Menschen befürchten noch kranker aus dem Krankenhaus zu kommen als sie hineingegangen sind. Der Grund dafür sind multiresistente Keime - also Keime, die nicht mit Antibiotika behandelt werden können. Deswegen gründete die Humanbiologin und Gründerin Beatrix Förster das Startup PYCAB, wo Antikörperpräperate entwickelt werden, die gegen multiresistente Keime wirken sollen. Das erste Medikament kann bereits vor einem Krankenhausaufenthalt eingenommen werden, um eine Ansteckung zu vermeiden oder bei bereits vorhandener Infektion, um die Krankheit einzudämmen. Später sollen Präparate folgen, mit denen sich auch Erkrankungen wie Hepatitis C oder HIV behandeln lassen.

Dr. Bettina Springer, Gründerin Fine-Deodorant

In vielen herkömmlichen Deodorants ist schädliches Aluminium enthalten. Die Alternativen riechen oft entweder nicht besonders gut, wirken kaum oder sind nicht besonders schön designt. Dr. Bettina Springer wollte das nicht länger hinnehmen und hat innerhalb nur eines Jahres eine wirkliche Alternative entwickelt. "Fine" ist vegan, aluminiumfrei, riecht gut, sieht schick aus - und das Wichtigste: ist nicht schädlich. Erfinderinnen müssen nicht immer eine klassische Naturwissenschaftskarriere hingelegt haben: die zweifache Mutter hat ihr erstes Staatsexamen in Jura, war lange Zeit Ausstellungskuratorin und hat nebenbei auch noch eine Yoga-Ausbildung gemacht.

Dr. Heike Riel, IBM Fellow, Executive Director IBM Research Frontiers Institute

Das Smartphone ist mittlerweile eines unser wichtigsten Wegbegleiter. Die Entwicklung, die es in den letzten Jahren durchgemacht hat, ist enorm und wir haben uns mittlerweile an den Luxus gewöhnt, dass es blitzschnell auf unsere Eingaben reagiert. Das können wir unter anderem Dr. Heike Riel verdanken, die maßgeblich an der Entwicklung des Amoled-Displays beteiligt war. Amoled-Displays werden in Mobilendgeräten, also auch Laptops oder Smartwatches, benutzt und bestehen aus einer organischen Verbindung, die ein Elektrolumineszenzmaterial formt. Durch dieses Material wird die Reaktionszeit auf unter eine Millisekunde reduziert und im Vergleich zu zum Beispiel LCD-Bildschirmen wird wesentlich weniger Energie verbraucht. Das Smartphone macht also besonders schnell und besonders lange das, was wir wollen.

Dr. Ingeborg Hochmair-Desoyer, Entwicklerin Cochlea-Implantat

Häufig sind uns die ganzen Geräusche um uns herum zu viel, die Gespräche, die Musik und der allgemeine Lärm. Für hörgeschädigte Menschen ist die Wahrnehmung von Geräuschen allerdings etwas Besonderes. Durch das weltweit erste Mehrkanal-Cochlea-Implantat von Dr. Ingeborg Hochmair-Desoyer und ihrem Mann, konnten hörgeschädigte Menschen 1980 zum ersten Mal Nuancen in Geräuschen wahrnehmen und Wörter und Sätze ohne Lippenlesen verstehen. Bei dem Implantat überträgt eine lange bewegliche Elektrode elektrische Signale durch die Cochlea - das schneckenförmige Innenohr - an den Hörnerv.

Dr. Julia Shaw, Rechtspsychologin

Wenn es darum geht, wem wir zu 100 Prozent vertrauen können, würden die meisten wahrscheinlich sich selbst und ihr Gedächtnis nennen. Denn wenn wir uns an eine Begebenheit erinnern können, muss es ja passiert sein. Die Rechtspsychologin Dr. Julia Shaw hat das Gegenteil bewiesen und uns damit mehr oder weniger gezeigt, dass wir nicht mal uns selbst glauben können. In einer von ihr und ihrem Team durchgeführten Studie überzeugte sie 70 Prozent ihrer Probanden davon, ein Verbrechen begangen zu haben, das tatsächlich niemals stattgefunden hat. Damit lässt sie uns nicht nur an uns selbst zweifeln, sondern auch an der Richtigkeit vieler Verhörmethoden - und damit auch vieler Urteile.

Dr. Sabrina Badir, Erfinderin Pregnolia

Eine Schwangerschaft kann eine wunderschöne Zeit sein und doch herrscht in ihr oft die Sorge um das noch ungeborene Baby. Besonders groß ist die Angst vor Frühgeburten, die zu den häufigsten Ursachen von Sterblichkeit und Langzeiterkrankungen bei Neugeborenen zählen. Der häufigste Grund für Frühgeburten ist eine Schwäche im Gebärmutterhals, die bisher nur mäßig durch Ultraschalluntersuchungen erkannt werden konnte. Dr. Sabrina Badir hat gemeinsam mit Francisco Delgado das Züricher Unternehmen Pregnolia gegründet und ein Verfahren entwickelt, mit dem durch eine absolut schmerzfreie Methode der Unterdruck im Gebärmutterhals gemessen wird. Dieses Verfahren liefert mehr Daten als die herkömmlichen Methoden, indem festgestellt wird, wie weich das Gewebe ist, denn je weicher das Gewebe, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Fehlgeburt.

Dr. Susanne Friebel, Gründerin Phoneon

Immer mehr Menschen müssen auf immer kleinerem Raum arbeiten, leben und zusammenkommen. Dabei ist es gar nicht so einfach, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, während zwei Meter weiter jemand ein Meeting führt. Genau aus diesem Grund hat Dr. Susanne Friebel Phoneon gegründet und entwickelte mit ihrem Team einen Schallabsorber, der Hintergrundgeräusche dämpft und so besonders Gespräche erleichtert - und das ganz einfach, in dem der "Soundbutler" , der in den Raum gestellt wird, dann sofort die Akustik verbessert. Stark!

Ida Tin, Gründerin Clue

Clue, das ist die Zyklus-App, die laut Unternehmensangaben mittlerweile von über fünf Millionen Nutzerinnen und Nutzer weltweit auf ihrem Smartphone installiert ist, um Daten rund um den weiblichen Zyklus zu tracken: die Blutung, die fruchtbare Phase, Zeichen des Körpers wie Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen und natürlich: Sex - geschützt oder ungeschützt. Entwickelt hat die App die Dänin Ida Tin mit ihrem Team. 2013 ging der Zyklus-Tracker an den Start. Anfang des Jahres hat Ida Tin für Clue eine weitere Millionen-Finanzierung erhalten und ebnet den Weg dafür, dass im Bereich FemTech mehr investiert wird und Innovationen für Frauen ermöglicht werden.

Jacqueline Urbach, Erfinderin der farbigen Kontaktlinsen

Brillen sind modetechnisch nicht mehr wegzudenken und sogar Menschen ohne Sehschwäche tragen sie gern. Allerdings werden die meisten Brillenträger schon einmal eine Situation gehabt haben, in der sie lieber auf ihre Kontaktlinsen zurückgegriffen haben. Dass Kontaktlinsen mittlerweile so weich und dünn sind, können die Träger zu einem großen Teil der Optikerin und Gründerin von Discountlens Jacqueline Urbach verdanken, die die Schweizerin in den 60er Jahren in den USA revolutioniert hat - denn dorthin ist sie in jungen Jahren ausgewandert. Kurz darauf hat sie zudem auch noch die farbigen Kontaktlinsen erfunden. Alles zu einer Zeit, in der Frauen in der Berufswelt eher selten zu finden waren.

Johanna Ludwig, Co-Founder Akvola

Unsere Erde besteht zu 90 Prozent aus Wasser, allerdings sind davon nur zehn Prozent Süßwasser, das wir als Trinkwasser nutzen können. Durch unseren Durst nach Konsum, Kleidung und Fleisch gehen die ohnehin schon knappen Ressourcen zur Neige. Es wird für uns alle also immer wichtiger, Reinigungsmethoden zu entwickeln, die unsere Wasserversorgung weiterhin garantieren, dabei aber energiearm arbeiten. Genau an diesem Punkt setzt die Ingenieurin Johanna Ludwig mit Akvola, einer Wasseraufbereitung, an. Durch einen speziellen Filterprozess kann die Reinigungsanlage mit keramische Materialien Schmutzwasser reinigen und die Meerwasserentsalzung vorbereiten. Dabei verbraucht es 90 Prozent weniger Energie und 70 Prozent weniger CO2 als vergleichbare Technologien.

Julia Römer, Klimatechnikerin und Mit-Gründerin Coolar

Ein Kühlschrank ohne Strom? Julia Römer hat ihn gemeinsam mit ihrem Team von Coolar entwickelt. Mit ihrer Erfindung können Medikamente und Nahrungsmittel in den vielen Regionen, die nicht an eine Stromversorgung angeschlossen sind, haltbar bleiben - und dadurch buchstäblich Leben retten. Deshalb war Julia Römer bereits im vergangen Jahr eine unserer "25 Frauen, die unsere Welt besser machen". Für ihren Kühlschrank der Zukunft, hätte die Klimatechnikerin auch dieses Jahr wieder einen Preis verdient.

Julia Schröder und Theresia Uhrlau, Entwicklerinnen Yuma

In Zeiten des Smartphones ist die größte Aufgabe des Backpackers wohl oft die Suche nach der nächsten Steckdose. Julia Schröder und Theresia Uhrlau haben einen Rucksack entwickelt, der diese Suche obsolet machen könnte. Yuma heißt ihr Label, unter dem die beiden Kommunikationsdesignerinnen aus Hamburg mit ihren Wearables den Outdoor-Bereich revolutionieren wollen. Dafür nehmen sie bereits bestehende Rucksäcke und ergänzen diese mit organischen Solarzellen. Dann kann die Sonne den ganzen Tag auf den Rucksack scheinen und die daraus resultierende Energie wird in den angebrachten Powerbanks gespeichert. In ihrem Produkt zerschmelzen Mode und Technik zu Solarwear - und wir müssen uns keine Sorgen mehr über leere Akkus machen. Für ihre Idee standen die beiden 2016 im Finale der Telekom Fashion Fusion Challenge und gehören nun auch zu unseren 50 Nominierten.

Katrin Bermbach, Nora Blum, Farina Schurzfeld, Gründerinnen Selfapy

Die Belastungen in unserem Leben und besonders in unseren Berufen scheinen immer größer zu werden. Immer mehr Menschen erkranken an Angststörungen, Depressionen oder Burnout. Obwohl es immer selbstverständlicher wird, einen Psychologen aufzusuchen, haben trotzdem viele Angst davor, diesen Schritt zu gehen und noch mehr, dass ihr Vorgesetzter von den Terminen erfahren könnte. Hinzu kommen noch Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr für einen verfügbaren Psychologentermin. Um diesen Menschen trotzdem eine psychologische Beratung zur Seite stellen zu können und die Zeit zum Termin zu überbrücken, haben Katrin Bermbach, Nora Blum und Farina Schurzfled Selfapy entwickelt, eine psychologische Onlinebetreuung. Hierbei werden die Teilnehmer anonym über neun Wochen psychologisch durch Telefonate und Chats begleitet, während sie außerdem an Onlinekursen angepasst an ihre Erkrankungen teilnehmen. Das alles wird von der Krankenkasse übernommen.

Katrin Reuter, Gründerin Trackle

Als studierte Politikwissenschaftlerin ein E-Health-Startup zu gründen, klingt erstmal ziemlich abwegig. Wie gut das allerdings funktionieren kann, wenn man eine starke Idee hat, zeigt Katrin Reuter. Trackle ist eine hormonfreie Alternative zur Verhütung. Der kleine Temperatursensor, den die zweifache Mutter und Gründerin entwickelt hat, ist vaginal tragbar und kann sowohl bei der sicheren Verhütung als auch beim schnelleren Schwangerwerden helfen. Seit einiger Zeit läuft das Device sogar batteriefrei, also mit einer ungiftigen Energieversorgung. Dafür gab es gerade erst eine sechsstellige Finanzierungsrunde und ein erfolgreiches Crowdfunding durch Frauen und Männer, die das Gerät nutzen wollen.

Kerstin Ursinus, Gründerin und Erfinderin Kumja

2011 war Kerstin Ursinus das erste Mal schwanger. Die Geburt fiel in den Winter und machte die Maschinenbauingenieurin zur Erfinderin. Weil sie nicht extra eine neue Jacke kaufen wollte, nähte sie sich kurzerhand einfach eine Jackenerweiterung. So konnte sie ihre Tochter bequem unter der Jacke tragen und die hatte es dort schön warm. Aus der Idee entwickelte sie ihr Produkt: KUMJA ("Komm unter meine Jacke"), das über einen Adapter-Reißverschluss funktioniert und somit den teuren Neukauf einer Jacke überflüssig macht. Kurze Zeit später gründete gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten ihr eigenes Unternehmen, denn sie hatte eine Marktlücke entdeckt. Kumja ist mittlerweile ein Vollzeitjob für Kerstin, ihren Lebensgefährten, 22 Mitarbeiter in Deutschland und 35 Mitarbeiter in der eigenen Produktionsstätte in Vietnam.

Kim Wlach, Mitentwicklerin von Elumniocity

Elektroautos haben sich von einer Utopie zu einem Verkehrsmittel entwickelt, das besonders das Straßenbild von Großstädten prägt. Allerdings bedeuten mehr Elektroautos auch den Bedarf an mehr Auflademöglichkeiten, die am besten an zentralen Standpunkten sind. Um mehr Ladestationen zu schaffen und nicht nur Elektroautobesitzer davon profitieren zu lassen, hat Kim Wlach zusammen mit ihrem Team smarte Straßenlaternen namens Elumniocity entwickelt. Sie haben nicht nur eine intelligente Lichtsteuerung, sondern sind zeitgleich auch Ladestationen für Elektroautos. Die Straßen werden also mit energiesparmsamen Licht und "vollgetankten" Elektroautos versorgt.

Lia Magdalena Weiler, Co-Founder Glow

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich mehr Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung durch offene Kochfeuer als an Malaria. Das liegt vor allem daran, dass 2,7 Milliarden Menschen auf der Welt Holz und Dung verbrennen, um ihr Essen zu kochen. Genau bei diesem Problem setzt Lia Magdalena Weiler an: Gemeinsam mit Sebastian Erdmann entwickelte sie einen Herd speziell für Entwicklungsländer und gründete das Startup Glow. Die Herde sind energiesparend, kochen effizienter und schonen dabei die Umwelt. Außerdem schaffen Lia Magdalena Weiler und ihr Team Arbeitsplätze in den Entwicklungsregionen. Zu Recht schafften die beiden Gründer es deshalb 2016 auch schon auf die Forbes Liste der 30 unter 30 in Europa.

KONTEXT

Die 50 Nominierten - Teil 2 -

Liat Grayver, Künstlerin

Kreativität haben wir für uns Menschen gepachtet, denn Roboter können zwar reproduzieren, aber nicht selber durch einen kreativen Prozess etwas schaffen. Doch in Zusammenarbeit mit einer Künstlerin kann E-David, ein Malroboter, der von der israelischen Künstlerin Liat Grayver in Kooperation mit Universität Konstanz entwickelt wurde, das auf einmal doch. Liat Grayver schafft es mit dem Roboter Kunst entstehen zu lassen, die keine reine Reproduktion, sondern ein neues künstlerisches Werk ist. Ein spannendes Experiment, das einmal mehr zeigt, was aus der Forschung an künstlicher Intelligenz entstehen kann.

Linda Kruse,Co-Founder The Good Evil

Außerhalb der Gaming-Szene wird sich häufig über digitale Spiele beschwert.: Sie seien zu brutal, inhalts- und sinnlos. Dass es auch anders geht, zeigt Linda Kruse mit "The Good Evil", einem Game Studio. Zusammen mit dem Mitgründer Marcus Bösch möchte sie Serious Games entwickeln. Also digitale Spiele, die klassischen Spielspaß mit relevanten Inhalten, Informationen und Bildung verbinden. Das Team entwickelte etwa das preisgekrönte Sprachlern-Abenteuer Squirrel & Bär und bietet Transmedia-Lösungen für Kunden von Bildungsinstitutionen über Medienunternehmen und NGOs bis hin zu privaten Unternehmen an. Ihr großes Ziel ist es, damit auch das Lernen an Schulen zu verändern.

Mai Goth Olesen, Gründerin Meal-Saver

Mai Goth Olesen ist studierte Umweltingenieurin, ihr Herzensthema: der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Im Herbst 2016 gründete die gebürtige Dänin deshalb das Startup Meal-Saver. Basierend auf einer App werden Restaurants und Meal-Saver-Nutzer miteinander verbunden. Die Restaurants füllen die biologisch abbaubaren Boxen mit überschüssigen Essen und die Nutzer können diese dann zu einem sehr günstigen Preis direkt vor Ort abholen. Mai Goth Olesens Idee hilft dabei, Nachhaltigkeit und Lebensmittelrettung ganz simpel in unseren Alltag zu integrieren.

Marcella Hansch, Erfinderin von Pacific Garbage Screening

Unser maßloses Konsumverhalten hat mittlerweile zur Folge, dass Meereslebewesen und Vögel immer häufiger an dem Plastikmüll sterben, der im Meer landet. Die Tiere haben den Magen voller Plastik oder verenden an Plastikschlaufen, an denen sie ersticken. Um unsere Meere von Plastik zu befreien entwickelte die Architektin Marcella Hansch eine schwimmende Plattform, die Plastikmüll ganz einfach aus dem Meer filtert. Ihr Unternehmen heißt "Pacific Garbage Screening". Bisher ist die Plattform noch in der Konzeptphase, die aus Marcella Hanschs Masterarbeit entstand und so schnell wie möglich realisiert werden soll. Die Plattform filtert den Plastikmüll durch seinen architektonischen Aufbau, der weder Strom noch Netze braucht. So entsteht keine zusätzliche Umweltverschmutzung und Tiere laufen nicht die Gefahr, sich in Netzen zu verfangen und dort zu sterben.

Maria Driesel, Gründerin Inveox GmbH

Der Verdacht auf Krebs ist für jeden, den es betrifft, eine schwere Last. Um so wichtiger ist es, dass die Diagnose schnell und zuverlässig gestellt wird. Genau dafür möchte Marie Driesel mit ihrem Unternehmen Inveox sorgen. Die studierte Wirtschaftsingenieurin hat einen smarten Container für Gewebeproben entwickelt, um die Krebsdiagnose schneller und sicherer zu gestalten. Anders als bei der üblichen Untersuchung muss die Gewebeprobe nicht mehrmals das Behältnis wechseln und kann so mit einer Maschine bearbeitet werden, die dem Pathologen zusätzliche Informationen für die Diagnose gibt.

Maxie Matthiessen, Veronica D'Souza und Julie Weigaard-Kjaer, Gründerinnen Ruby Cup

Etwa 12.000 Tampons benutzt eine Frau innerhalb von zehn Jahren für ihre Periode. Das kostet viel Geld, produziert unglaublich viel Müll und viele Frauen können sich das gar nicht leisten. Maxie Matthiessen nutze aus diesem Grund selbst schon Menstruationstassen, da sie aber das Design nicht überzeugte, entwickelte sie es gemeinsam mit Veronica D'Souza und Julie Weigaard-Kjaer weiter - und gründete mit ihnen im Jahr 2011 das Unternehmen Ruby Cup. Die Menstruationstasse von Ruby Cup besteht zu 100 Prozent aus medizinischem Silikon und kann bis zu zehn Jahre lang genutzt werden. Menstruationstassen gibt es bereits seit 1937, allerdings hilft Ruby Cup dabei, diesen wesentlich effizienteren Hygieneartikel wieder populär zu machen. Bei jedem Kauf geht zudem ein Ruby Cup an ein Mädchen in Ostafrika. Für sein soziales Engagement wurde das Unternehmen schon mehrfach ausgezeichnet.

Monika Fleischmann, Medienkünstlerin

Wie passen Kunst und Wissenschaft zusammen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Künstlerin in ihrem Werk. Nachdem sie Modedesign, Bildende Kunst, Kunst- und Theaterpädagogik, Szenografie und Computergrafik in Zürich, Berlin und Wien studierte, begann sie ihre gemeinsame Arbeit mit ihrem Partner, dem Architekten Wolfgang Strauss. Seit 1999 leiten sie gemeinsam Netzspannung.org , eine Plattform für interaktive Medienkunst. Für ein Kunstwerk projizierte sie 2004 zum Beispiel die 500 meistgenutzten Hauptworte in der Süddeutschen Zeitung auf den Boden vor dem Literaturhaus und ließ sie von Computerstimmen vorlesen. Passanten konnten per Touchscreen Wörter auswählen, die dann als audiovisuelles Echo erfahrbar wurden. Ein Beispiel für die Verknüpfung von Daten und Kunst. Mit ihrem Ansatz gilt Monika Fleischmann als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Medienkunst. Einiger ihrer Werke wie die Semantic Map oder der PointScreen wurden als zukunftsweisende Erfindungen ausgezeichnet und sind für Wissenschaft und Kunst gleichermaßen interessant.

Patricia Asemann, Mathematik- und Physikstudentin und "Jugend forscht"-Gewinnerin

Patricia Asemann ist gerade einmal 18 Jahre alt und studiert bereits im zweiten Semester Physik und Mathematik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. 2015 gewann sie, gemeinsam mit ihrem damaligen Forschungspartner den Bundeswettbewerb "Jugend forscht" für ein computerbasiertes Verfahren, das die Entstehung eines Planetensystems aus Staubscheiben simuliert. Mittlerweile studiert Patricia Asemann Mathe und Physik im Doppelstudium in Jena. Und steht nun schon wieder gemeinsam mit Konstantin Schnekenburger im Finale von Jugend forscht. Diesmal mit einer selbst berechneten und gebauten akustischen Tarnkappe, die den Schall eines Lautsprechers um Hindernisse wie zum Beispiel eine Säule so umlenken kann, dass eine hinter dieser Säule stehende Person so gut hört, als wäre kein Sound-Hindernis vorhanden. Ganz schön beeindruckend.

Pia Frey, Mit-Gründerin Opinary

Eine Sache, die Online-Journalismus heute für viele ausmacht: lebhafte Debatten in den Kommentarspalten unter Artikeln. Aber wie bekommt man Leserinnen und Leser dazu, möglichst viel zu diskutieren? Pia Frey, die eigentlich Philosophie studiert hat und lange Zeit selber journalistisch tätig war, hat mit ihrem Gründungsteam Opinary als ein Debatten-Tool entwickelt, das es Lesern durch Umfragen besonders leicht macht, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen.15 Mitarbeiter beschäftigen sie in ihren Startup mittlerweile. Gerade arbeitet Pia Frey, die mit ihren 28 Jahren auch schon ein Buch geschrieben hat, von New York aus, um die nächste Finanzierungsrunde vorzubereiten.

Prof. Anja Feldmann, Informatikerin und Aufsichtsrätin bei SAP

Na, heute schon über zu langsames Internet aufgeregt? Die Informatikerin Anja Feldmann forscht seit Jahren zur Struktur des Internets. Ihre Arbeit hilft dabei, das Internet an sich immer weiterentwickelnde Anforderungen anzupassen und es damit zukunftsfähig zu machen. Für ihre Arbeit erhielt die Informatikerin 2011 den Gottfried-Willhelm-Leibniz-Preis und den Berliner Wissenschaftspreis. 2012 wurde Anja Feldmann als erste Frau von Arbeitgeberseite in den Aufsichtsrat des Software-Unternehmens SAP gewählt.

Prof. Dr-Ing. Eveline Gottzein, Professorin für Luft- und Raumfahrttechnik

Obwohl wir die riesigen Stahlkolosse nicht wahrnehmen, beeinflussen Satelliten unser Leben maßgeblich. Sie senden GPS-Signale an unser Navigationssystem und an unser Smartphone, sie übertragen Radio- und Fernsehwellen und helfen, die Erde und den Weltraum zu erforschen. Professorin Dr-Ing. Eveline Gottzein war und ist noch immer maßgeblich an der Forschung zu Satelliten beteiligt. Außerdem ist sie die erste und einzige Frau, die mit dem Werner-von-Siemens-Ring ausgezeichnet wurde, die als höchste Auszeichnung für technische Wissenschaften gilt.

Prof. Dr. Angela Köhler, Meeresbiologin

Um einen bestimmten Luxus genießen zu können, gehen wir manchmal auch über Leichen, buchstäblich. So ist es zumindest bei Kaviar, für den ein Störweibchen getötet und dann aufgeschlitzt wird, um an ihre Fischeier zu kommen. Dadurch sind mittlerweile die meisten, der 27 Störarten vom Aussterben bedroht. Professorin Dr. Angela Köhler möchte dem Aussterben und der barbarischen "Ernte" von Kaviar durch ihre Gewinnungsmethode entgegenwirken. Bei dieser Methode werden die Störweibchen durch Menschenhand massiert und so der Kaviar "gemolken". Mit 7.000 Stören können so jedes Jahr nachhaltig sieben Tonnen Kaviar produziert werden.

Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, Entwicklungsbiologin und Genetikerin

Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard ist Expertin auf den Gebieten Genetik und Entwicklungsbiologie. 1995 erhielt sie den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Forschungen über die genetische Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung. Neben ihren bahnbrechenden Forschungserkenntnissen engagiert sich die studierte Biologin auch noch vehement für den weiblichen Wissenschaftsnachwuchs. 2004 gründete sie die Christiane-Nüsslein-Volhard-Stiftung, die begabte junge Wissenschaftlerinnen mit Kind unterstützt, damit diese die Freiheit und Mobilität haben, um ihre Forschungen fortzuführen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Erika von Mutius, Kinderärztin

Das Leben in der Großstadt ist bunt, laut und vielfältig - aber auch ein Leben, bei dem man vielen Abgase und Smog ausgesetzt ist - aber wie schädlich ist das für uns und wie hängt dieser Umstand mit Erkrankungen wie Asthma zusammen? Die Professorin Dr. Dr. Erika von Mutius hat dazu wichtige Erkenntnisse geliefert, denn anders als vermutet, erkranken nicht die meisten Kinder an Asthma und anderen Lungenkrankheiten in den Städten mit der größten Luftverschmutzung. Das brachte Mutius dazu, die so genannte "Hygienehypothese" weiter zu untersuchen: Je mehr Geschwister Kinder haben, desto weniger leiden sie an Allergien und Asthma, gerade weil sie in einem nicht so hygienischen Umfeld aufwachsen. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Beitrag dazu, neuen medizinischen Schutz vor Asthma und Allergien für Kinder zu entwickeln.

Prof. Dr. Gesche Joost, Professorin Design und Internetbotschafterin der Bundesregierung

Das Internet hat bereits viel zu der Inklusion körperlich eingeschränkter Menschen beigetragen. Eine Gruppe von Menschen erfährt durch ihre körperliche Disposition allerdings trotz technischer Evolution noch immer keine gesellschaftliche Teilhabe: taubblinde Menschen. Diese Menschen kommunizieren mit einem Fingeralphabet, dem Lormalphabet, dass sie in die Hand ihres Gesprächspartner lormen. Um zu kommunizieren, muss der Gesprächspartner also ebenfalls das Lormalphabet beherrschen. Um diese Barriere zu überspringen, entwickelte Professorin Dr. Gesche Joost einen Handschuh, der das Lormen als SMS oder E-mail übersetzen kann und per Bluetooth an ein Handy oder Computer versenden kann. So können taubblinde Menschen problemloser und schneller kommunizieren.

Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff, Gründerin Aicuris

In vier von fünf Menschen schlummert der Herpes-Virus. Und jeder, der schon einmal Herpes hatte, weiß wie unangenehm das sein kann. Für Ungeborene und Menschen, die auf eine Organtransplantation angewiesen sind, kann es allerdings sogar richtig gefährlich werden. Die studierte Chemikerin Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff will das ändern. Lange Zeit hat sie bei Bayer an einem Medikament gegen den Virus geforscht. Als ihre Abteilung dort eingespart wurde, gründete sie kurzerhand ihr eigenes Biotech-Unternehmens Aicuris. Gemeinsam mit ihrem Forscherteam forschte die Gründerin dort an einen neuen Virus-Killer. Das Besondere daran: Das Mittel greift, im Gegensatz zu bisherigen Medikamenten direkt in den genetischen Bausatz des Erregers ein und verhindert damit, dass es an die Hautoberfläche gelangt und dort Entzündungen oder Geschwüre verursacht. Bis 2015 war sie Geschäftsführerin ihres Unternehmens, nun hat sie den Vorsitz dessen Beirats inne.

Prof. Dr. Konstanze Marx, Professorin für "Linguistik des Deutschen"

Unser Leben findet mehr und mehr im Internet statt. Das heißt, dass nicht nur die positiven Aspekte des Lebens dahin verlagert werden. Einer dieser Probleme ist das Cybermobbing, unter dem auch schon Kinder im Grundschulalter leiden. Das große Problem bei Cybermobbing ist, dass es die Betroffenen überall hin verfolgt, da das Internet nicht nur für die Schule sondern auch zu Hause genutzt wird. Professorin Dr. Konstanze Marx schafft es mit ihrer Forschung zur Cyberlinguistik, dem Ganzen durch Interventionen für Schülerinnen und Schüler etwas entgegenzusetzen und Kindern beizubringen, wie schwerwiegend Cybermobbing für die Betroffenen sein kann. Sie beschäftigt sich darüber hinausgehend mit allen Aspekten digitaler Gewalt und Hate-Speech im Netz.

Prof. Dr. Simone Fulda, Krebsforscherin

Krebs ist mittlerweile eine der am häufigsten auftretenden Krankheiten in der westlichen Hemisphäre. Und es ist eine Krankheit, deren Behandlung für die Betroffenen sehr mühsam und zermürbend ist. Am schwersten ist es, wenn Kinder erkranken. Genau aus diesem Grund engagiert sich die Professorin Dr. Simone Fulda in der Kinderkrebsforschung und hat hier einen großen Beitrag für neue Therapieansätze geleistet, für den sie auch den Krebspreis 2014 erhielt. Sie erforschte die molekularen Mechanismen, die Tumorzellen in den Zelltod treiben. Eigentlich ist der Zelltod ein normales physiologisches Programm von Zellen - bei Tumorzellen ist das allerdings deaktiviert, was auch einer der Gründe für die Entstehung von Krebs ist.

Prof. Dr. Sissi Closs, Professorin für Informations- und Medientechnik

Um wirklich herauszufinden, ob ein Produkt tatsächlich das erfüllt, für das es vorgesehen war, braucht man einen Vergleichspunkt, von dem ausgegangen werden kann. Dafür werden mittlerweile ganz selbstverständlich technische Dokumentationen genutzt - in den 80er Jahren war das allerdings noch gar nicht so selbstverständlich. Zu dieser Zeit hat Professorin Dr. Sissi Closs mit Comet Computer das erste Dienstleistungsunternehmen für Software-Dokumentation in Deutschland gegründet und war maßgeblich an der Entwicklung von Prozessen beteiligt, die unter anderem die Produktionsbeobachtung, Rückverfolgung und Reproduzierbarkeit von Produkten gewährleisten.

Prof. Dr.-Ing. habil. Marion Merklein, Professorin für Fertigungstechnologie

Egal, mit welchem Transportmittel wir uns fortbewegen, es braucht immer ein Leichtmetall zur Herstellung. Diese sind allerdings nicht so leicht zu formen, wie wir es sich die Hersteller gerne wünschen würden. Um diese Technik zu verbessern, entwickelte Marion Merklein ein Formgebungsverfahren für Leichtmetalle, dass die industrielle Produktionsketten im Automobilbau, als auch im Schienen und Luftverkehr immens verbessert. So erreichen uns die neuen Errungenschaften in diesen Verkehrsmitteln noch schneller.

Prof. Emmanuelle Marie Charpentier, Direktorin Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie

Seit 2015 ist Prof. Emanuelle Marie Charpentier Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Sie ist eine der Entdeckerinnen eines adaptiven Immunsystems, das Bakterien gegen eingehende fremde Gen-Elemente schützt und durch das DNA gezielt verändert werden kann. Für ihre Forschung wurde die gebürtige Französin mit zahlreichen Preisen geehrt und gilt als eine der innovativsten Forscherinnen ihres Fachgebiets.

Prof. Melanie Blokesch, Mikrobiologin

Cholera ist eine der ältesten Krankheiten der Menschheit. Unbehandelt führt es noch immer in 20 bis 70 Prozent der Fällen zum Tod. Das ist vor allem in Entwicklungsländern immer noch ein großes Problem. Melanie Blokeschs Forschung hat bahnbrechend dazu beigetragen, die genetische Anpassung von Erregern an Umweltbedingungen zu verstehen. Mittlerweile leitet sie das "Labor für molekulare Mikrobiologie" an der ETH Lausanne (EPFL) in der Schweiz. Ihre Grundlagenforschung zum Cholera-Bakterium leistet einen wichtigen Beitrag zum bessern Verständnis des Erregers. In Zukunft möchte Sie die Übertragung der Erregers von der Umwelt zum Menschen noch besser erforschen, da solch ein Verständnis zur Bekämpfung der Krankheit beitragen könnte. Für Ihre Forschungsarbeiten wurde sie bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Sabine Kroh, Gründerin "Call a midwife"

Weltweit gibt es kein Hebammensystem, das so gut ist wie das in Deutschland, trotz dem Umstand, dass die Bedingungen in der Geburtshilfe seit Jahren schlechter werden und immer mehr Hebammen hier ihren Beruf aufgeben müssen. Doch wie bringt man diese persönliche und intime Dienstleistung in andere, teils weit entfernte Länder, wo Frauen ebenfalls auf die Betreuung durch eine Hebamme angewiesen sind? Die Hebamme Sabine Kroh nutzt dafür das Internet und ihre Plattform "Call a midwife". Auf die Idee, werdenden Müttern so beiseite stehen zu können, kam sie durch besorgte deutsche Mütter, die ihr WhatsApp-Bilder und E-Mails mit kleinen und großen Sorgen schickten und das auch für ausländische Freundinnen taten. Wenn sie dies innerhalb Berlins kann, warum sollte sie es also nicht weltweit Frauen beistehen? Und so macht sie das nun. Stark!

Seira Kerber, Erfinderin X-Wash Responsibility

Immer wieder werden Menschen mit Epidemien und Naturkatastrophen konfrontiert. Die Verbreitung von Krankheiten in solchen Extremsituationen kann am besten mit Dekontamination eingedämmt werden. Allerdings verfügen die meisten betroffenen Länder nicht über die nötigen Mittel. Seira Fischer möchte diesem Problem mit X-wash Responsibility ein Ende setzen. Die Waschstraße für Menschen reinigt und dekontaminiert vollkommen automatisch und ist damit effizienter aber auch humaner als der analoge Prozess durch Menschen. Besonders für traumatisierte Menschen ist dieser Reinigungsprozess sehr viel angenehmer als wenn er durch andere Menschen durchgeführt würde.

Sofie Quidenus, Co-Founder SearchInk

Die Bibliotheken dieser Welt beherbergen unglaublich viel Wissen. Doch viel von diesem Wissen findet sich noch in alten, handschriftlichen Büchern, die nur wenigen zugänglich und empfindlich sind. Um das Wissen für mehr Menschen erreichbar und nutzbar zu machen, müssen diese Bücher von Menschen digitalisiert werden. Das stellt einen enormen Zeitaufwand dar. An diesem Punkt möchte Sofie Quidenus, Mitgründerin von SearchInk, ansetzen. Bei diesem Projekt sollen Computer lernen, Handschriften aus digitalen Scans zu lesen. Hierbei wird ein selbstlernender Algorithmus eingesetzt werden, der Abweichungen von Zeichen nicht als Problem wahrnimmt. Steht diese Funktion, soll das Programm auch für eigene handgeschriebene Notizen verwendet werden können.

KONTEXT

Die 10 besten Ratschläge für Unternehmer

Hab Spaß

"Das Leben ist ein Marathon und kein Sprint", sagt Thorsten Reiter, dessen Buch "Start up - Jetzt! Endlich loslegen und es richtig machen" gerade im Campus-Verlag erschienen ist. Genauso verhält es sich auch mit dem Bestreben als Unternehmer. Reiter: "Wer lange durchhalten will, sollte Spaß an der Sache entwickeln, der er täglich nachgeht, und vor allem daran, wie er es tut."

Start up - Jetzt! Endlich loslegen und es richtig machen

Glaub an dich

Unternehmer sollten sich laut Reiter darauf konzentrieren, ihre Marke auszubauen sowie ihre Arbeit zu erledigen, und aufhören, über sich und ihr potentielles Versagen nachzudenken. "Wenn sie eines Tages scheitern, werden sie es schon merken und haben genug Zeit, im Nachhinein darüber nachzudenken."

Glück ist eine Einstellungssache

"Jeder Gründer sollte sich entscheiden, stets Glück zu haben", rät Thorsten Reiter. Seiner Lebensphilosophie nach liegt es in den eigenen Händen, Glück zu haben. Dabei ist für den Gründer-Experten genauso richtig, dass jeder einzelne der Herr seines Schicksals ist wie der Glaube daran, dass alles, was wir erleben, durch etwas oder jemanden vorherbestimmt ist.

Versuchen ist gut, machen ist besser

Reiter rät jungen Unternehmern nicht zu "entscheiden", wann sie gescheitert sind. "Scheitern passiert und es bleibt keine andere Wahl, als das Scheitern zu akzeptieren und daraus zu lernen." Getreu dem Motto von Meister Yoda in Star Wars: "Do or do not. There is no try!".

Nutze alle Ressourcen

Haben Sie Spaß daran, Teil von etwas zu sein und nutzen Sie das für sich. Als Unternehmer erhalten Sie Zugang zu Ressourcen, für die man sonst große Summen bezahlen müsste. Reiter: "Ein Marketingplan-Wettbewerb an einer lokalen Hochschule beispielsweise gibt der Einrichtung sowie ihren Studierenden Stoff, um sich weiter zu qualifizieren", und Ihnen als Unternehmer einen enormen Pool an neuen Ideen.

Manchmal hilt nur: Zähne zusammenbeißen!

Jungunternehmer sollten sich schnell daran gewöhnen, die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit nicht nur auszutesten, sondern sie regelmäßig zu überschreiten. Thorsten Reiter: "Nur so können sich Gründer und Erfolgssuchende sicher sein, wo sie verlaufen." Und: "Im gemütlichen Nine-to-Five-Sessel lassen sich keine Märkte revolutionieren und keine Konsumentenerfahrungen erschaffen, die zu wahren Ereignissen im Leben der Kunden werden."

Gib dein Wissen weiter

Behalten Sie niemals die Dinge, die Sie auf Ihrem Weg gelernt haben, für sich. Teilen Sie, wann immer sie können, lautet die Empfehlung des Start-Up-Experten Reiter. Halten Sie also Vorträge, geben Sie Workshops oder seien sie selbst ein Mentor für andere Entrepreneure. Reiter: "Dadurch wird auch der Gründer selbst besser, versteht seine Herangehensweisen und erhöht sein Exposure."

The winner shares it all

Steuern Sie auf Ihrem Weg gezielt Win-Win-Win-Effekte an und ermöglichen Sie es so einer größeren Anzahl von Menschen, sich mit Ihrer Idee und der Sache, für die Sie stehen, zu identifizieren. Keine Angst, das bedeutet nicht, dass Sie etwas vom Kuchen abgeben müssen; es bedeutet, so Reiter, dass alle am Ende mehr haben. Wenn jemand also einen WLAN-produzierenden Baum entwickeln würde, wäre der zusätzliche Klimafaktor solch ein Effekt.

Verändere das Spiel der Könige

Was hat Unternehmertum mit Schach zu tun? Reagieren Sie im Business nicht nur auf die Züge des Gegners, sondern gehen Sie einen Schritt weiter über die Grenzen des Bretts hinaus, rät Thorsten Reiter. So werden die Regeln des Spiels neu definiert, das Feld wird erweitert und die Möglichkeiten sind plötzlich unzählig. Wer als Unternehmer gelernt hat, das Spiel zu durchschauen, hält einen Trumpf in der Hand, der die Konkurrenz ins Chaos stürzen kann. Reiter: "Manchmal ist ein vermeintlich irrationaler Zug der entscheidende Schlag, und was von außen wie Chaos erscheint, ist lediglich die strategische Wendung hin zum eigenen Competitive Advantage und ein echter Game Changer."

Finde deine Antworten

Sind Sie ein Unternehmer? Haben Sie den Mut dazu, Ihr Leben - egal ob angestellt oder selbstständig - nachhaltig zu verändern? Ist das der richtige, der einzige Weg? Diese Fragen möchten Thorsten Reiter jedem potentielen Gründer mit auf den Weg geben, denn er kann lediglich Denkanstöße geben. Die Antworten darauf muss jeder für sich selber finden. Reiter: "Ob du ins Abenteuer Unternehmertum aufbrechen wirst, ob diese Reise für dich bestimmt ist, kannst nur du selbst sagen. Nur du kannst diese Antworten geben."

KONTEXT

Warum Start-ups scheitern

Am Kunden vorbei geplant

Es klingt banal, aber: Manche Unternehmensgründer überprüfen nicht, ob ihre Idee tatsächlich so gut bei den Kunden ankommt, wie sie erwarten.

Den Markt nicht im Blick

Viele Ideen klingen toll - bis man feststellt, dass jemand anders auch schon darauf gekommen ist. Gründer sollten daher eine Marktanalyse vornehmen.

Kosten nicht im Griff

Viele Start-ups sind zu optimistisch. Die Kosten geraten schnell höher als erhofft, gerade wenn es kein Controlling gibt.

Zu viel Optimismus

Etliche Gründer gehen mit großen Ambitionen an ihr Projekt - um festzustellen, dass die Hoffnungen unrealistisch waren und die Einnahmen nicht so fließen wie erwartet.

Keine Ahnung von BWL

So mancher Gründer kennt sich mit Technologie aus, aber nicht mit den Abläufen im Betrieb. Ohne BWL-Kenntnisse, etwa in Sachen Buchführung, scheitern viele Firmen jedoch.

Faktor Familie

Eine Unternehmensgründung bedeutet eine hohe Belastung. Wenn die Familie diese nicht mitträgt, ist das für die Firma ebenso riskant wie für die Harmonie im Privaten.