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Die erstaunliche Wandlung des Sigmar Gabriel

Andreas Scheuer fördert den Radverkehr wie nie zuvor. Er modernisiert das Ministerium so, dass selbst Grüne – wenn auch nicht öffentlich – anerkennen, so viel Verkehrswende habe es noch nie gegeben. Foto: dpa Picture-Alliance

Der frühere SPD-Chef wird überraschend Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Erfahrungen in der Finanzbranche hat Gabriel so gut wie keine – es sei denn als scharfer Kritiker.

Anfang der 2010er-Jahre wurde Sigmar Gabriel tatsächlich mal als Kanzlerkandidat seiner SPD gehandelt. Damals schlug er scharfe Töne an: Banken würden Staaten erpressen, die Politik diktieren, unanständige Gehälter zahlen und riskant mit dem Geld ihrer Sparer spekulieren, ließ er die potenziellen Wähler wissen. Deshalb müssten sie so richtig hart rangenommen werden: Ihre Manager sollten mit ihrem Privatvermögen für Verfehlungen haften, der normale Bankbetrieb müsse vom riskanten Investmentbanking getrennt werden. Die Wahl – die die SPD schließlich krachend verlor – sei eine „Entscheidung über die Bändigung des Finanzsektors“, schrieb Gabriel in einem damals lancierten „Thesenpapier“.

Das klang nach vielem – aber sicher nicht nach einer Bewerbungsrede für einen verantwortungsvollen Posten in der Finanzindustrie. Doch genau den wird der Spitzenpolitiker a.D. nun übernehmen. Gabriel zieht völlig überraschend in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank ein. Dessen Aufgabe besteht darin, das Wirken des Managements kritisch zu hinterfragen. Dabei dürfte Gabriel deutlich moderatere Töne als noch vor ein paar Jahren anschlagen.

Zumal er in dem Gremium auf die Interessen wichtiger Eigentümer achten wird. Zwei Mitglieder der Herrscherfamilie von Katar kontrollieren insgesamt knapp zehn Prozent der Deutsche-Bank-Aktien. Gabriel gilt zwar offiziell als unabhängig, seine Berufung erfolgte jedoch in Abstimmung der Bank mit den Scheichs vom Golf. Berührungsängste zu dem wegen möglicher Terrorfinanzierungen umstrittenen Emirat hat der Ex-SPD-Chef keine. Als Außenminister setzte er sich für ein Ende der von Saudi-Arabien betriebenen Blockadepolitik ein und betonte die guten Beziehungen Deutschlands zu „allen Golfstaaten“.

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Welche konkreten Kompetenzen Gabriel für das Gremium befähigen, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. In der offiziellen Mitteilung lobt Aufsichtsratschef Paul Achleitner ihn als „überzeugten Europäer und Transatlantiker.“ Sicher besitzt der Ex-Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister ein beeindruckendes Netzwerk zu Politik und Unternehmen und kann von dieser Seite Impulse geben. Seine einzigen Erfahrungen im Bankgeschäft sammelte er jedoch im Verwaltungsrat der staatlichen Förderbank KfW.

In der Hinsicht hatte Jürg Zeltner deutlich mehr vorzuweisen. Der frühere Topmanager der Schweizer UBS sollte den Posten im Kontrollgremium der Deutschen Bank ursprünglich übernehmen, scheiterte jedoch am Veto der Aufsichtsbehörden, die bei ihm unüberwindbare Interessenkonflikte konstatierten. Kritiker bemängeln schon länger, dass die Mitglieder des Aufsichtsrats der Bank insgesamt zu wenig Erfahrungen in der Finanzbranche besitzen. Mit John Thain, einst Chef der Investmentbank Merrill Lynch, gehört nur ein Banker dem Gremium an.

Gabriel wird diesen Mangel nicht beheben. Materielle Interessenkonflikte sind bei ihm dafür nicht in Sicht – es sei denn zu seinen früheren Aussagen.