'Eigentor': Amazon entschuldigt sich für 'Pinkeln in Flaschen'-Tweet
Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat sich nach einer Twitter-Auseinandersetzung darüber, wo und wie Beschäftigte ihre Notdurft verrichten, bei einem US-Abgeordneten entschuldigt.
SEATTLE (dpa) - Am Osterwochenende räumte der Konzern von Multimilliardär Jeff Bezos in einer Mitteilung ein, dass Lieferfahrer mitunter keine Toiletten fänden und bestätigte somit erstmals Berichte, wonach Mitarbeiter unter hohem Zeitdruck im stressigen Arbeitsalltag in Flaschen urinieren. Dass dies zunächst über einen offiziellen Twitter-Account von Amazon abgestritten wurde, sei ein "Eigentor" gewesen.
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Der Konflikt hatte vorletzte Woche mit einem kritischen Tweet des Abgeordneten Marc Pocan von der republikanischen Partei begonnen: "Mitarbeitern 15 Dollar Stundenlohn zu zahlen, macht einen nicht zu einem "fortschrittlichen Arbeitsplatz", wenn man gegen Gewerkschaften vorgeht und Beschäftigte in Wasserflaschen urinieren".
Paying workers $15/hr doesn't make you a "progressive workplace" when you union-bust & make workers urinate in water bottles. https://t.co/CnFTtTKA9q
— Rep. Mark Pocan (@repmarkpocan) March 25, 2021
Amazon hatte zunächst in ungewöhnlich scharfem Ton bei Twitter gekontert: "Sie glauben nicht wirklich die Sache mit dem Pinkeln in Flaschen?". Und weiter: "Wenn das wahr wäre, würde niemand für uns arbeiten."
1/2 You don’t really believe the peeing in bottles thing, do you? If that were true, nobody would work for us. The truth is that we have over a million incredible employees around the world who are proud of what they do, and have great wages and health care from day one.
— Amazon News (@amazonnews) March 25, 2021
Nun zeigte sich der Bezos-Konzern zwar einsichtig: "Wir entschuldigen uns beim Abgeordneten Pocan". Eine Entschuldigung an die betroffenen Mitarbeiter enthält das Statement zwar nicht, allerdings kündigte Amazon an, das Pinkelproblem in Angriff nehmen zu wollen. "Wir wissen bislang noch nicht wie, aber wir werden nach Lösungen suchen." Das Unternehmen betonte jedoch auch, dass es sich um ein branchenweites Problem handele, das sich nicht auf Amazon beschränke und sich durch die Schließung öffentlicher WCs in der Corona-Krise verschärft habe.
Arbeitsbedingungen stehen schon länger im Fokus
Amazon war in den vergangenen Wochen sogar noch stärker unter Druck geraten. Kurz nach dem Disput mit dem Politiker Pocan hatte das Investigativportal "The Intercept" geleakte Dokumente einer Amazon Logistics-Managerin veröffentlicht, in denen unter anderem klargestellt wird, dass keine Tüten mit "menschlichen Fäkalien" in den Lieferzentren geduldet werden. Amazon äußerte sich dazu auf Nachfrage zunächst nicht und ging auch in der aktuellen Stellungnahme nicht darauf ein. Die Arbeitsbedingungen des Konzerns standen zuletzt besonders stark im Fokus, da durch eine Abstimmung in Alabama erstmals eine US-Gewerkschaft bei Amazon Einzug erhalten könnte.
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